am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

zweiundzwanzig

rückblickend sind die vergangenen zwei jahre im nichts verschwunden. mir ist leben verschwunden, zusammen mit dieser zeit, so wie allen, auf die eine oder andere art. ich klage nicht, es findet sich kein adressat. ich würde sprechen über das, was ich erfahre, wie ich mich erfahre auch. ich werde das tun, so immer wieder. ich bin ein mensch, eine wirklichkeitsmaschine für wahnemung und klang. doch nicht jetzt, in dieser pandemie reden schon zu viele. und zu viele reden zu viel ungeklärtes, wut und angst und anderes zeug. ich eigne mich nicht für den chor, in dem eines das andere bedingt.

was ich sage, was ich will, das wird gern missverstanden. die zeit, die mir fehlt, fehlt ja de facto gar nicht. diese zeit war da, und sie war weitgehend eine qual, wie ich es nicht mehr für möglich gehalten hätte. ein rückgriff in das, was vergangen schein. das zu sagen ist eine nüchterne tatsache. das zu beschreiben ist eine qual. diese qual ist wirklichkeit. umso seltsamer, wie sich diese wirklichkeit letztendlich zur klage umgreift. das ist entweder opferstolz, durchaus möglich. oder ich werde beschämt und verdreht. womöglich beides, zur gleichen zeit.

jetzt heißt es wieder: es ist licht am ende des tunnels. wie schon imletzten jahr, genau zu dieser zeit.

doch das weiß man nie, wie lang der tunnel ist, und ob da nicht vielleicht das licht eines entgegenkommenden zugs leuchtet, immer schneller wird und heller. oder ob das überhaupt ein tunnel ist, diese zeit, durch die wir kriechen. am ende tauchen wir ein in einen neuen traum, fast alles im leben ist illusion. ein häßliches spiel mit der hoffnung fest im bestand menschlicher beschaffenheit. es gibt keine überlegenheit, nur das elend des überlebens.

das kommt danach, das leben jenseits von licht und schatten und tunnel. die erfahrung, die bleibt. die erfahrung, die es zu überwinden gilt, wenn der tunnel geschafft ist. scheinbar.

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