am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

keine klagen/88

das werden entspannte lesetage, das wetter ist erträglich, und es geht erst um zehn los. ich habe wieder einmal die beste wohnlage buchen können und kann mich kurzfristig an der haustür entscheiden, ob ich links gehe zum hafen oder rechts zum studio.

ich entscheide mich gegen das studio, obwohl ich den ersten lesenden gerne live gesehen hätte. doch am ersten tag erwarte ich eine deutliche schlange, einen ansturm auf die publikumsplätze, inklusive platzsicherung mithilfe von badetüchern. danach ist mir nicht, ich versuche es morgen, vielleicht. oder auch nicht.

eines ist zum glück nicht so eingetroffen, wie ich es befürchtet hatte. die letztjährig erstmals durchgeführte komplette trennung von autor*in und jury konnte sich nicht durchsetzen. es scheint überhaupt lediglich eine der letzten corona-maßnahmen gewesen zu sein. so ist das studio also jetzt wieder voll besetzt.

zum hafen also, wo ich wie ein entferntes familienmitglied begrüßt werde. ich weiß nicht, von wem. aber es weiß ja auch niemand, wer ich bin. hier nicht und auch sonst. ab da nur noch entspannen, schweigen und zuhören. kaum mehr als das.

was auch genug ist. auf dem bildschirm sehe ich nicht viel, das liegt in der natur meines gewählten sitzplatzes. schatten. ich höre also und lese dabei ein wenig mit. oder auch nicht. ich höre vor allem und wundere mich gelegentlich. vor allem über die reflexionen der jury, ihre wahrnehmungen, die vielfältig sind, mitunter unterschiedlicher nicht sein könnten. zumal zu meiner einschätzung, aber ich bin nicht kritiker. ich sage wenig dazu, nichts im grunde.

ich bin müde, schon nach der zweiten lesung, ich schleppe mich durch die dritte, die vierte dann ist fürchterlich. ich weiß nicht, was das ist. literaturabwehr? oder doch nur ein leichter rheumaschub, der mich die linke hand nicht schließen lässt. zu viel geschleppe in letzter zeit, zu viel gewicht. zu wenig raum daneben.

ich beschließe, nicht an den see zu fahren, obwohl heute vielleicht der einzig passende tag ist. wenn ich auf das bevorstehende wetter schaue. ich spiele risiko, vielleicht doch morgen. und womöglich werde ich fluchen, wenn es dann gewittert und schüttet wie ausgegossen.

doch jetzt muss ich schlafen und später dann zum see, zum empfang, in den abend hinein.

zum nachlesen, bitte selber suchen -> https://bachmannpreis.orf.at/stories/ondemand/

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