am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

zufällig, im gespräch

ich komme nicht mit mit bloggen, alles fliegt so um mich rum und weg, vermutlich vergesse ich die hälfte, noch bevor ich weiß, dass ich etwas dazu sagen möchte. bevor es sich in worte fasst in mir.

so ist es, mein bloggen. so war es immer schon. die einzige regel, die es jemals gab: niemals einen monat auslassen, auch in den härtesten zeiten des nichtverstehens der welt und meiner selbst. einmal bloggen im monat ist pflicht, seit sommer 2002. so ist es, und so bleibt es. (hoffe ich.)

derzeit ist wieder re:publica, und ich bin tatsächlich doch wieder da, obwohl ich mir in jedem jahr aufs neue denke, dass es damit mal langsam gut sein könnte. was soll ich sagen? eigentlich hatte ich keine lust, heute morgen als ich aufgestanden bin. dabei hatte ich sogar vorgearbeitet (im brot-job) in den letzten wochen, damit ich diese halbe woche re:publica-frei haben können würde. aber seltsam, kaum war ich dort, irgendwann gegen mittag, fand ich es plötzlich ganz schön. nicht nur, dass es da ein unglaublich überwältigendes angebot gibt, in dinge einzublicken, die mir sonst nicht so leicht über den weg laufen würden. nein, immer wieder fand mich auch hier und dort und zu jeder zeit zufällig im gespräch mit irgendjemand, ohne großes aufsehen in mir. ohne angst und ohne wirrnis.

das ist ein gutes zeichen und überraschend.

nebenbei, irgendwo, läuft das schreiben. nicht gut, nicht besonders zufriedenstellend, aber es ist da. immerhin, das muss ja auch. wie könnte es anders? das schreiben, wie immer, der anspruch, den ich damit verbinde, das alles trägt natürlich dazu bei, dass das viele andere mich zunächst einmal ermüdet und beraubt. obwohl es mitunter gar nicht so ist. es ist die zeit, die mir geraubt wird. die zeit, die so wenig ist. und die mir fehlt, mir immer fehlt.

doch ich will nicht jammern, ich will sie leben.

objekt, subjekt & pronomen

gestern ist die neue, aktualisierte geburtsurkunde gekommen. bei geschlecht steht nichts, auch kein X. der gewählte, zusätzliche name ist eingetragen. ein name, den ich nicht zu nutzen gedenke, außer vielleicht als abkürzung. und beide vornamen als abkürzung, falls es doch noch einmal ein buch von mir geben sollte. der neue name umfasst mir nicht nur den männlichen anteil, sondern mehr noch eine weitere identität. das liegt lange zurück, ist mir aber nicht wenig wichtig. dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, bleibt das einstweilen bei mir. jedenfalls schreibe ich es hier nicht einfach so hin.

es gibt weitere änderungen, offensichtlich grundsätzlicher natur. meine eltern haben keine konfession mehr, mein vater zusätzlich keinen beruf, und er wird auch nicht mehr ausdrücklich als ehemann deklariert. auch die eheschließung meiner eltern, eineinhalb jahre vor meiner geburt, die mich als kind in geordneten verhältnissen ausweist, taucht nicht mehr auf. das scheint heute nicht mehr üblich, wie gut.

weiter geht es jetzt mit etlichen kleinen einzelschritten bei den verschiedensten stellen, angefangen vielleicht mit personalausweis, führerschein und pass. (ohne den zusätzlichen namen hätte ich mir das meiste schenken können, weil da eh schon lange keine geschlechtsangabe mehr vorgesehen ist. schaut mal in euren perso oder führerschein. nur der pass bleibt diesbezüglich unerbittlich.) der rest ist fleißarbeit. viele kopien erstellen, viele emails oder briefe schreiben, vielleicht hier und da persönlich vorbeigehen. bei der bank zum beispiel, obwohl es eigentlich nirgends probleme geben sollte, weil ich meinen ersten vornamen nach wie vor als erstes führen werde. na, mal sehen.

mal sehen, wie teuer das insgesamt noch wird. bislang bin ich bei dreißig beim berliner standesamt und fünfzehn für die geburtsurkunde. das geht eigentlich.

die schwierigere frage ist die nach dem pronomen, mit der ich natürlich bereits konfrontiert war. sowohl hier im netz als auch bei der veranstaltung der letzten drei tage. eine gute, eine richtige antwort darauf fällt mir nicht ein, nur eine praktische. ich bleibe ein sie/ihr mit stetigen ausflügen ins vermeindliche misgendern, auf öffentlichen toiletten, in motorradklamotten und wenn das stoppelkinn schlecht rasiert ist. alles zusammen lässt sogar meine stimme um ein paar grad sinken.

so war es schon immer, aber eine wirkliche lösung ist es nicht. doch wie kann es in einer sprache eine bezeichnung geben für etwas, das es nach meinem wunsch und wissen nicht geben muss? wie überhaupt soll in einer sprache, die grundlegend mit der dualitär von subjekt und objekt operiert, etwas funktionierend nichtbinäres möglich sein? die aktuellen lösungsansätze sind mir bekannt, doch sie behagen mir alle nicht. insgesamt führt meine wahl häufig zu widerlichen hilfkonstruktionen. mit ekel erwarte ich, irgendwann als „nonbinäre person“ bezeichnet zu werden. (das fühlt sich für mich an wie kurz vor „this individual“, eine bezeichnung, die die aktuelle trumpsche pressefresse gerne für einzelne, sogenannte „illigal aliens“ * benutzt.) ja, „genderfluid“ passt zu mir wohl am besten, aber ist das ein pronom? nein, zum glück nicht.

als ich jung war, hieß ich angrogyn, übrigens. das hat mit gefallen.

doch das ist lange out. wichtiger scheinen mir ohnehin sinn und ursache von all dem aufwand. dieses ist immer noch vorwiegend eine politische entscheidung in einer völlig bescheuert gewordenen welt. ein „glattziehen“, wie es neulich jemand trefflich nannte. und wenn es eine ganz persönliche formulierung haben soll, dann ist es das markieren eines massiven, persönlichen standpunkts, der da sagt:

ich bin und ich bleibe anders.

* die offensichtlich gerade wie dreck durch die gegend geworfen werden.

investitionen

wow. nach der aufwändigen und irgendwie wirklich schwer zu bewältigenden prozedur, mir sowohl in den ober- als auch in den unterkiefer je eine schraube einbauen zu lassen. zwecks zufügung je eines ersatzzahns, bzw. implantats. nach diesem ersten halben jahr also, erfolgte eine erste besprechung bei der normalzahnärztin zwecks weiterer restaurierungen. dabei kam einiges mehr heraus, d. h. eigentlich war es sogar mein bestreben, weil eben weit mehr zu erledigen ist, als nur das füllen der beiden lücken. endlich!

da gibt es also hier und da ein bisschen was zu pflegen, will meinen: am besten gleich ganz zu ersetzen. brücken z .b., da ist meine mundrauminterne infrastruktur offensichtlich nicht weniger bedürftig wie die allgemeine infrastruktur der brd. aber das ist gut, das mache ich jetzt, alles, noch in diesem jahr vermutlich. einfach weil es sein muss. und weil ich es mir jetzt gerade leisten kann.

wenn ich dann also in die altersarmut zurücktrete, in ein paar jahren, lange ist das nicht mehr hin. dann wird man mir das elend wenigstens nicht mehr an den zähnen ansehen können. nur an der zahnstellung, aber da kann man nichts machen. konnte man schon damals nicht, obwohl es versucht wurde. die kieferorthopädie war damals noch nicht so. ganz und gar nicht.

gestern ist der kostenvoranschlag eingetrudelt. holla. wenn ich das zu der bereits beglichenen rechnung des kieferchirurgen addiere. holla! das ist mehr, als ich in das motorrad investiert habe, inkl. aller umbauten und zusätzlicher gimicks. holla, das wird möglicherweise ganz knapp fünfstellig.

zum glück muss ich nur ca. ein viertel davon selber berappen, den rest tragen die versicherungen. (knock, knock, knock) dennoch, wenn ich das so schwarz auf weiß vor mir sehe, die tanzenden ziffern, wie sie sich summieren. da bin ich ein bisschen fassungslos. und da muss ich doch noch einmal sagen: es wird mich freuen, die nach jahrzehnten nötige grundsanierung problemlos umsetzen zu können. ich werde das fette ding unterschreiben können.

doch ich weiß auch, wie völlig außer reichweite so etwas für viele, für immer mehr menschen ist.

schreibzeit/91

grüße aus warnemünde, wohin ich mich in die schreibzeit geflüchtet habe. also nicht eigentlich geflüchtet, weil der aufenthalt sehr wohl lange schon geplant war. eine flucht dann irgendwie schon, weil die schreiberei schwer auf sich warten lies, ein hängen und würgen über wochen. und auch hier, auch jetzt.

die unterkunft ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig. keine wohnung, sondern eine klassisch gebaute ferienwohung. ein großer raum, mit abgeteiltem bad, in dem alles untergebracht ist. das allerdings bei weitem unmöglichst, mit schlechtester steckdosenlage, unglücklicher lichtverteilung und zwei kopf an kopf platzierten betten von höchstens achzig zentimeter breite, daneben ein regelmäßig bohrende kühlschrank. ich schlafe alternativ auf der couch, die ist ein wenig breiter. das schlimmste: ein stehttisch mit zwei sitzhockern, nicht wirklich arbeitstauglich. das hatte ich nicht richtig eingeschätzt, vielleicht auch gedacht, ich könnte irgendwo in einem café arbeiten. was sich hier aber verbietet, dazu ist es zu voll mit menschen. die entspannteren spots habe ich irgendwie noch nicht gefunden, vermutlich morgen oder so. kurz vor der abreise.

und weil ja hier das meer wohnt, darüber hinaus das wetter bis heute mittag absurd wunderbar, musst ich dann auch zuerst dort hin, durch den sand laufen, das wasser an den füßen, immerhin. gestern und heute, bis kurz vor regen. da hab ich mich ein bisschen verschätzt, das ist zu einem kräfigen work out ausgeartete. gestern sicher an die sechs kilometer, heute satte acht, wenn nicht noch mehr. einen guten teil davon jeweils im sand, was ja deutlich extra zählt. jetzt kann ich gerade den rechten arm nicht mehr heben, ich hätte ja mit schwierigkeiten in beinen gerechnet, die knöchel oder waden.

kann natürlich sein, dass der doofe tisch schuld ist. das schreiben musst dann ja doch sein. gestern ein bisschen, heute deutlich mehr. dabei hatte ich wirklich angst, die letzten tage, dass es nicht gehen würde. keine konzentration, kein zusammenhalt. dass ich langsam zu alt dazu werde, sogar das.

scheint aber, dass es so ist wie immer. einfach hinsetzen und anfangen. dann gehts. ob mit oder ohne schulter.

quick escalation

all das zeug, das ich auch noch machen will oder soll oder sollte. außer schreiben, und schon ist ostern vorbei. der papst ist auch noch gestorben, am montag, was ich einigermaßen passend finde. obwohl es völlig unpassend ist, wird ostern nicht eigentlich auferstanden?

ach nee, lieber keine dummen scherze, die keine sind. hier bei mir geht es nur um nebensächlichkeiten, um die belebung des balkons, das aufräumen, hier und da und überall, das sortieren von daten vor allem. weil ich doch mein sicherungssystem neu aufstellen muss, so hab ich mir das ausgedacht, neu denken und umräumen. so etwas schlaucht, ich zahle immer wieder dasselbe lehrgeld, und vieles kann ich auch gar nicht allein einrichten. kurz vor dem fensterputzen, immerhin, hab ich dann doch noch einen anfang gemacht, einen kleinen. etwas mehr als zwei seiten in das fünfte kapitel hinein.

das ist beruhigend, aber noch lange nicht genug.

egal! neben den aufräumarbeiten, die letztendlich auch die loslösung von im weitesten sinne fremdgesteuerten diensten einläuten mag, hatte ich im januar auch noch einen termin beim standesamt beantragt, um den für mich seit jeher generell unsinnigen geschlechtseintrag streichen zu lassen. was mir vor drei monaten mehr eine kleinkariertdeutschpolitische entscheidung war, ein vielleicht lächerliches statement, viel mehr jedenfalls als eine persönliche wichtigkeit. das also hat sich mit dem nahenden termin doch einigermaßen gewandelt, nicht zuletzt scheint es mir auf einmal über die maßen weltgewichtig tragend zu sein. nein, nicht mein kleines persönliches treiben, aber die rasant wachsende häßlichkeit gegen das bisschen, was ich bin, mittlerweile steht.

ob ich darüber nachgedacht habe, den termin abzusagen, mich quasi zu drücken? das war da, ja. aber es war nicht relevant, denn es hilft ja nichts. ich bleibe in der welt, wie ich bin. der herr im amt hat ausführlich ausformuliert, was ich im anschluss an seine belehrung unterschreiben werde. unter anderem, dass im personalausweis und im führerschein ohnehin keine geschlechtsangaben mehr gemacht werden. (war mich noch gar nicht aufgefallen!) dass aber im einem zukünftigen pass anstelle der geschlechtsangabe ein x stehen wird. (ausgerechnet! ; ) damit sei es möglich, dass mir die einreise in arabische staaten verweigert werden könne, etwa auf dem weg nach australien. (dubai!) es bestehe also de facto eine reisebeschränkung.

die usa, sagt der herr im neuköllner amt dann noch mit einem leicht genervten seufzen. und hinter „usa“ schweben drei elliptische punkte, aber keine weitere erklärung. ja, das ging schnell, denke ich. daran hätte ich auch vor drei monaten noch nicht gedacht. (schön blödes ich?!) wobei ich auf den durchaus kurz angedachten besuch in den usa nun nicht unbedingt aufgrund eines x im pass doch lieber verzichte. da gibt es inzwischen ja noch ganz andere aspekte, die mir aktuell vergleichsweise deutlich „gefährlicher“ vorkommen.

frühlingsversprechen

ich bemühe mich ja. ich schlafe nicht lang, ich mache mich auf. immer. das mit dem schreiben allerdings, das muss ich locker angehen. diesmal ganz besonders. so kommt es mir vor, doch es ist eine arbeitsthese.

heute war wunderbares wetter, wie sommer fast. auf dem motorrad war die leichteste jacke angesagt. darunter nur ein t-shirt, einen pullover, doch mit den handschuhen habe ich ich vertan. die waren zu warm, aber ich hatte noch die ganz alten, ganz dünnen hinten im koffer.

am zielort angekommen, die maschine abgestellt, rumpelt und scheppert es auf einmal. das ist aber laut, denke ich, ohne hinzusehen. ich packe gerade die zusammengerollte überhose ein. das ist ein unfall, denke ich und sehe hoch. in dem moment dreht ein motor hoch, als würde jemand nicht mehr vom gaspedal runterkommen.

ein weißer wagen hängt schräg auf ein paar steinbrocken am rand eines kleinen parks, eigentlich im park, nicht weit von einem spielplatz, der aber auch noch einmal von steinbrocken geschützt gewesen wäre. ich kann mir nicht vorstellen, wie das passiert sein könnte. beim einparken? geradeaus über den bürgersteig, durch den niedrigen metallzaun und auch die steine?

ich bin neugierig, aber ich gehe nicht hin. es sind schon menschen da, die helfen. der motor geht aus, und eine frau steigt aus und hält sich den kopf. dann auf der anderen seite der mann, er scheint wütend. viele, die vorbeigehen, bleiben stehen und schauen. alle zücken das telefon und machen bilder. von dem auto, denke ich, aber ich bin doch ein wenig fassungslos.

es ist also wirklich so.

später, auf dem rückweg, war da wieder ein unfall. zwei fahrzeuge, ich musste die spur wechseln, um an ihnen vorbeifahren zu können. kurz vor zu hause dann ein unfallwagen, rechts am straßenrand abgestellt. und ein dazu passender auf der linken seite, kurz dahinter. auch ziemlich kaputt.

so war das heute. bei strahlendem wetter.

schreibzeit/90

es ist zeit, das habe ich am mittwoch beschlossen. ich bin vorbereitet und habe vorsorglich platz geschaffen in meinem alltag. irgendwie muss es ja gehen, auch ohne zugfahrt nach wien, den ersten, groben entwurf eines kapitels runterzufetzen. so richtig gefunden hab ich den dreh bislang nicht.

stattdessen passiert das, was in letzter zeit eigentlich immer passiert, wenn ich zu hause, mitten in meinen alltag hinein, zu schreiben versuche: ich fange an zu bauen und zu basteln. ich erledige zeug, das mir im weg zu stehen scheint. ich räume auf und um, ich sauge und wische sogar, manchmal. das alles scheint zu helfen, ganz sicher sogar.

gestern habe ich die letzten fuschereien in meiner ikea-ivar-schrankwand beseitigt. endlich. das war ziemlich einfach, hat auch kaum mehr als eine stunde gedauert. mit einigen pausen allerdings, weil es eine oberflächenbehandlung mit wachs beinhaltete, und das muss ja erst mal einziehen. heute war dann der balkon dran, die taubenvergrämung mithilfe eines schnell besorgten katzennetzes. auch das ging recht zügig, obwohl es doch deutlich länger als eine stunde gebraucht hat. aber dafür, dass ich mir die gesamte konstruktion schnell überlegen und alles aus restholzlatten basteln musste, lief es super. (alles lässt sich fix wieder abbauen, wenn die taubenbrutplatzsuche beendet ist, und im nächsten jahr problemlos wiederverwenden. ja!) ein hoch auf die grundsubstanz einer langjährigen erfahrung und eine solide ausstattung mit werkzeug. heute vor allem: der tacker, der sonst so gut wie nie zum einsatz kommt.

natürlich gab es noch mehr zu erledigen, ein paar kleine übersetzungs-tasks, zum beispiel. und den müll, die wäsche, bestellte bücher waren abzuholen und andere sachen einzukaufen. milch und salat. und das ist lange nicht alles.

eines steht noch auf der liste, das mir wichtig wäre. den ausschnitt unten an dem neuen bücherregal gleich neben dem schreibtisch. dauernd schaue ich da hin, weil es viel zu weit von der wand entfernt steht. daran hatte ich nicht gedacht, dass an der stelle unten an der wand die heizungsrohre verlaufen, und dass deshalb rechtzeitig ein kleiner ausschnitt dafür hätte gemacht sein sollen. jetzt bedeutet das: alles ausräumen, die wandsicherung lösen, alles auseinanderbauen, dann vier kleine schnitte, wohl das geringste an der sache, und schließlich alles wieder zusammensetzen.

mal sehen. sonst steht morgen nichts an. und ja: das alles ist schreibzeit. das denken und lesen, das fassen dessen, wortlos noch, das unfassbar scheint. so unklar, so weit.

bauen ist erdung. ordnung schafft raum.

vergrämt

nach der ersten aufbereitung des balkons setzte gestern am frühen nachmittag in etwa die jährliche brutabwehr gegen eines der im straßenkarree ansässigten taubenpaare. gemerkt habe ich es zunächst nur an dem plattgesessenen lavendel. und es gar nicht so recht verstanden, schließlich habe ich vorsichtshalber vor einer weile schon hübsch blinkende vogelscheuchen installiert. ich dachte beinah schon, die würden wirklich wirken. dann aber habe ich es gehört, das flügelschwingen und das gurren ganz bei mir in der nähe.

seit gestern also, und dann heute den ganzen tag, immer wieder, musste ich meine turtelnden tauben im ansatz vergrämen. was sich als gar nicht so leicht erwies, die biester sind hartnäckig. am ende half nur eine totale verbarrikadierung, inklusive dem herunterlassen des sonnenschutzes. was einer verdunkelung gleichkommt, das ist wirklich ärgerlich.

am späten nachmittag schließlich beobachtete ich durch das nicht verdunkelte wohnbürofenster die besiedelung eines der gegenüberliegenden balkone, der nicht so verhältnismäßig leicht zu verteidigen sein wird. er hat kein dach und auch nur wenig seitenwände. nun gut, wir werden sehen.

vorsichtshalber habe ich ein balkonnetz bestellt, das ich ab sofort wiederverwendbar konstruiert verbauen und jedes frühjahr rechtzeitig einsetzen will. eigentlich ist es ja für katzen. damit die nicht über die brüstung hinauskommen, etwa abstürzen oder so. katzen können ja nicht fliegen. aber sicher lässt das ding auch tauben nicht hinein. hoffentlich.

die zwei schönen tage auf dem balkon verbracht. das heißt, eigentlich für den balkon geackert, denn der hatte es nötig. nach zwei oder drei jahren nur oberflächlicher reinigung, alte pflanzen und erde entsorgen, etwas saugen, bisschen wischen, schnell alles neu pflanzen, diesmal grundgründliches putzen. also auch unter den aufgelegten holzfliesen, saugen und feucht wischen, dann die fliesen selbst, noch einmal saugen und wischen. alles immer zweimal. danach die möbel, erst mit essig, dann mit seife, gegen die kalkflecken. auch zweimal. zuletzt die leeren töpfe und kästen, erst wässern, dann mit essig und seife, aber das reicht nicht. die ausgebluteten stellen müssen geschruppt werden, die brocken weggekratzt, dann erst ist es einigermaßen. jetzt ist es einigermaßen.

nur leider ist es heute zu kalt, um den schön sauberen balkon schon mal ein bisschen zu nutzen. draußen zu sitzen, auch wenn da noch nichts gepflanzt ist. lediglich der lavendel geht bereits ins dritte jahr, glaube ich. eine überraschung, denn es gab viele vergebliche versuche. und eigentlich hatte ich schon aufgegeben. alles andere muss noch warten, es kommen noch frostige nächte. aber sobald das durch ist, nach ostern vielleicht, kann es losgehen. es ist alles bereit.

fazit: zwei tage keine arbeit, nur arbeiten. olle klamotten an und dreck an den fingern. es wird zeit, denke ich, ich habe lange nichts gebaut. das ganze jahr noch nicht, dabei stehen noch zwei etwas größere sachen an, alles ist bereit.

trotzdem war heute nachmittag erst einmal arbeit angesagt, aus angst, bei den übersetzungen den anschluss verloren zu haben. der wechsel in ein neues ticket-system hat die übersicht über die anstehenden aufgaben nicht gerade verbessert. (im gegenteil.) nach drei stunden war aber klar, das ich gar nicht so schlecht liege, im vergleich zu den anderen sprachen. alles okay.

damit war auf einmal klar, dass ich entspannt sein darf. entspannt sein könnte, bis auf die desolate lage im büro. (desolater als gedacht, aber dazu gibt es hier nix.) aber die liegt weit weniger in meiner hand, logisch. und es ist auch klar, dass ich mich ganz bald an das nächste kapitel machen sollte.

dass ich wieder schreiben darf.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner