plötzlich aufspringen und passwörter ändern müssen. wissend, daß sie im verschwundenen computer gespeichert sind. wissend auch, daß passwortmißbrauch sicher nicht die intension des diebstahls war. dennoch.
alle tage
living in a box (21)
da war jemand in meinem schlafzimmer, während ich drei oder vier meter weiter, mit einer dünnen mauer dazwischen, im wohnbüro saß. genau da, wo ich jetzt auch sitze.
ich mag hier nicht sitzen. wer weiß, was da hinter meinem rücken passiert? ich mag aber auch nicht ins schlafzimmer. jetzt da schlafen oder was? wie denn?
da war jemand in diesem zimmer, einfach so, während ich hier saß. und ich weiß nicht wer. ich weiß nur, warum.
living in a box (18)
kommen die jungs, sagt der eine maler, der ältere, als er sieht, daß ich anfange, an den farbklecksen herumzukratzen. machen sauber, morgen. aber morgen ist mir zu lange, und ich greife eine knappe stunde später schon zur drahtbürste. es wird zeit. die tomaten wollen nicht länger in der badewanne wohnen und tag für tag wenigstens dreimal durch die gegend geschleppt werden, wenn ich die wanne mal selber brauche. kommt ja auch vor. also, ran an den dreck. ich will meinen balkon wieder. sowieso.
folgerichtig ist dann heute auch niemand hier erschienen, weder der alte, noch die jungs. und natürlich hat auch niemand saubergemacht. naja, ist ja auch schon. und als ich den gestern geerbten ca. 1/4vollen farbeimer auf die seite kippe, um den dreck vom deckel zu fegen, bin ich auch ganz froh, daß niemand da ist. der deckel ist nämlich nicht dicht, und ich verteile auf die art schnell mal eben einen guten schluck originalbalkonfarbton auf den bodenfliesen. eilig matsche ich mit einem alten küchenhandtuch darin herum. sowas sieht überhaupt nicht gut aus, und das muß auch wirklich niemand sehen.
ansonsten öle ich sämtliche bretter, klötzchen, regale und die kleine bank nach. das ganze zeug ist derart oft versifft und geputzt worden, daß es völlig stumpf geworden ist. ein brett muß ich sogar nachbeizen. das dauert, bis das alles eingezogen ist. inzwischen sind aber die vielen schönen sachen wieder fest verschraubt oder sonstwie an ihren platz verbracht. es wird also, besser. nach und nach.
die dachdecker sind ebenfalls voll im einsatz. es hämmert und klopft da oben, der fahrstuhl schräg neben meinem balkon hievt schubkarrenweise dachpfannen in die höhe. den ganzen tag sägen sie unten auf der straße mit einer kreissäge. was kann ich nicht sehen. kann man denn dachpfannen mit einer säge sägen?
living in a box (17)
das haus hat inzwischen seine endgültige farbgebung erhalten. kein lachsorange, eher ein leicht abgetöntes beigerosé oder so ähnlich. könnte aber auch gelblich sein. kann man noch nicht genau sagen hinter dem grünen gerüstvorhang. das täuscht, da bin ich sicher. heute morgen ist dann auch endlich mein balkon entsprechend fertig gestellt worden. nachdem die tomaten seit einer woche in der badewanne hausen und der rest der bepflanzung im vollverklebten wohnbüro darbt. fertig ist überhaupt ein dehnbarer begriff. ich hab mir schnell noch einen eimer mit einem ausreichenden kleks farbe gesichert, damit ich noch ein bißchen ausbessern kann. auch nächstes jahr oder übernächstes. so geht das ja nun nicht. oder ich streiche es dann einfach wieder richtig weiß, wer weiß.
die angaben der handwerker werden im übrigen nicht präziser. die halterungen für die blumenkästen sollen vielleicht ja gestrichen werden, glaubt er, möglicherweise, der malermeister von gerade, den ich noch nie zuvor hier gesehen habe. weil ich ein wenig mockiert habe, daß sie sie voll zugesifft haben, die dinger. das stelle ich mir prima vor. sauber machen ist nicht nötig, weil man ja einfach über die getrockneten farbknubbel drüberstreichen kann. ganz einfach. sieht dann auch richtig toll aus, könnte ich mir vorstellen.
zum kotzen das. die nicht existente informationspolitik, diese schlamperei, einfach alles. ich träum schon davon und zwar nicht besonders gut.
ach nee, schlamperei stimmt so auch wieder nicht. die dübellöcher sind alle noch auffindbar, immerhin.
von wegen zidane
im nachhinein betrachtet muß ich meinen nachsatz an dieser stelle doch ein wenig revidieren. sicherlich ist fußball kein wrestling, aber andererseits, wer will schon mit anfang dreißig vergöttert werden? da kommt es vielleicht ganz gut, sich ein bißchen danebenzubenehmen. noch dazu so schön danebenzubenehmen. große geste, ein anderes spiel zwar, das mit dem stier, aber sauber und klar ausgeführt. konsequent vermutlich, denn wer weiß schon, was da geredet wurde.
sauberer zumindest, diese sache mit dem kopfstoß, als sowas hier. fußball hat ganz offensichtlich seit jeher viele verschiedene seiten, und so manches hat mit dem spiel selbst nur wenig zu tun. zidane allerdings ist vermutlich eine der besten seiten. meine güte, wenn man den spielen sieht. da schweigen selbst die berühmtberüchtigten brasilianischen sambafußballer mucksmäuschenstille. im moment zumindest.
von wegen fußballnation
ich mag ja fußball, irgendwie zumindest. wie könnte ich auch nicht, ich komme schließlich aus dem ruhrpott. als kind bin ich auf dem schulweg tag für tag an dem gebrauchtwagenhandel von helmut rahn vorbei gelaufen. und willi lippens hat in derselben straße gewohnt, nur ein haus weiter. ich hätte sicher auch selber gespielt, wäre mir nicht die abwesenheit jeglichen ballgefühls zueigen. abgesehen von den lächerlich schwachen gelenken und den viel zu kurzen beinen. aber fußball gehört dazu, das steht von anfang an fest.
das mal vorneweg.
wenn ich mir nun aber dieses geschwätz reinziehe, ob in print oder in der flimmerkiste, über das neu definierte nationalgefühl und die gemeinsam-schaffen-wir-es mentalität allerorten. dann wird mir langsam aber sicher übel. denn gleich ist das ding vorbei, liebe leute. dann ist er aus, der zauber. dann müssen freude und taumel von anderswo herkommen, und das ist sicher nicht so leicht. (nennt sich übrigens adrenalin, das zaubermittel. ganz umsonst und körpereigen, aber eben auch sehr schnell verbraucht.)
diesbezüglich scheint es mir angebracht, den blick auf frau merkel und ihre „mannen“ zu lenken. ganz üble performance in letzter zeit, da hilft nix. auch kein klinsmann. (aber adrenalin ist ja ein streßhormon, das springt auch bei ärger, frust und wut an.)
[oh, 1:1! also ab sofort für frankreich! wegen zidane. – 22.22h okay, letzteres revidiere ich! fußball ist ja nun kein wrestling.]
living in a box (16)
1. nachts um vier etwa schlägt jemand mit einer metallstange gegen das metallgestänge des mich umgebenden gerüstes. das ist eine ganz unglückliche art, aus dem tiefschlaf zu erwachen. ansonsten herrscht schweigen draußen. keine worte, kein gelalle, nur das schlagen. doch der wind ist das nicht. nach einer endlosen weile dann, schritte.
2. häuserwände können auch im regen gestrichen werden. heute sind zwei maler da, die sehr schnell arbeiten. die weiße vorstrichfarbe wird mit einem grünstichigen beige übertüncht. könnte aber sein, daß das grün nur die reflektion der gerüstlappen ist. immerhin kein lachsorange. puh!
3. der maler mit den fein ausrasierten zarten bartlinien im gesicht, der lange zeit sorgfältig vor meinem wohnbürofenster herumpinselt, beugt sich offensichtlich über die balkonbrüstung und klatscht schon mal eine bahn farbe an die innenwand. kein wort, keine geste. den efeu, der da steht, lackiert er einfach mit.
4. dachdecker mag ich lieber als maler. der eine gestern, der mit der schubkarre in richtung fallrohr ging, ganz da oben, während ich mit dem rad schnell noch zum markt wollte, bevor der große regen losgeht. der hat gewunken.
nachtrag: wer sagt mir eigentlich, dass die nur zweimal streichen? vielleicht kommt ja doch noch lachsorange, am ende. verdammt!