am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

rotzbeton

ich nenne es jetzt #aftercovid, aber ganz sicher bin ich mir doch nicht. der kopf sitzt zu, ist wie von innen verklebt. fest verklebt, wie beton. mehrmals am tag muss ich mich damit beschäftigen, den rotz in bewegung zu bringen, am besten natürlich raus aus mir. das gelingt nur mäßig, am besten noch mit der nasenduschmethode. meistens sitzt allerdings kurz danach, vielleicht eine stunde später, alles wieder zu. als würde der rotz in mir nachwachsen.

abends habe ich dann koppings, jetzt zum beispiel, von rechts unter dem auge bis nach hinten rechts, hinter dem ohr richtung mitte. keine unbekannten schmerzstellen, aber jeden abend, das ist neu. und dass das atmen manchmal nicht funktioniert, wenn ich den mund nicht öffne. also gar nicht, alles ist dicht und pfeift allerhöchstens oder quietscht.

ist das eine erkältung? ja, vielleicht. besonders weil es die tage so heiß war, kann ich es nicht genau sagen. ob es besser wird? ja, naja, vielleicht. es fließt mir nicht mehr aus allen löchern, augen und nase und so weiter. ich könnte von diesem nasenspray nehmen, zum abschwellen, aber das tue ich vorsichtshalber nur nachts. das zeug ist übel und trocknet alles, was da innen an schleimhäuten ist, noch mehr aus. danke, das brauche ich nicht.

der reizhusten ist auch noch da, zum beispiel wenn ich etwas esse. kaum habe ich etwas salziges im mund, fange ich an und höre minutenlang nicht mehr auf. oder wenn ich etwas sage. die stimme ist angeschlagen, aber ich rede ja nicht viel derzeit, es ist ja nie wer hier, und die zwei, drei sätze mit nachbarn oder dem postboten schaffe ich ohne husten. so gerade eben, aber gestern hatte ich eine gästin, zum essen und zum reden. (tango fiel aus, irgendwie.) die ist nach zwei stunden geflohen, tatsächlich, wohl weil sie mein husten nicht länger ertragen wollte. oder sie hatte angst, sich anzustecken, ich bin nicht sicher. mein test war negativ, wie seit inzwischen zehn tagen, aber was heißt das schon. und sie hatte erst gar keinen gemacht, obwohl das anders verabredet war. vorm tanzen, immer testen. aber egal.

es ist kein verlass auf die menschen, die meisten betrachten die welt aus ihrem eigenen radius. das ist okay für mich. ich bin da nur wenig anders, nur schreibend anders im grunde. sie sollten dann aber auch aufhören, ständig die schuldfrage zu verhandeln. das funktioniert so nicht.

das mit dem gas

das finde ich schwierig, denn ich habe keine gasrechnung. aber natürlich bemühe ich ich, wie so viele derzeit, meinen haushalt nach unten hin zu optimieren. doch es liegt überhaupt keine gasleitung mehr im haus, das wurde mir beim einzug gesagt, zu gefährlich. ich habe also heizkosten in der miete integriert, deren hintergrund ich nicht so recht kenne. zu vermuten ist, dass da irgendwo doch gas mit im spiel ist, vermutlich fernwärme. das würde bedeuten, dass wenigstens nicht alles, zwangläufig und auf dauer auf gas gründen wird. aber ändern kann ich daran grundsätzlich wenig.

anders sieht es bei der elektrizität aus, das liegt ganz in meinen händen. selbstverständlich fließt mir seit jahren weder gas-, noch kohle- noch atomstrom in den leitungen. alles erneuerbar, logisch. was denn sonst? der verbrauch ist allerdings immens für eine einzelne person, der herd läuft auf strom, warmwasser auch, das ist das größte übel, und zusätzlich sitze ich nun seit über zwei jahren zum arbeiten ständig im heimischen wohnbüro. der rechner läuft also stundenlang, jeden tag, licht je nach jahreszeit, radi0 oder fernseher dazu. das läppert sich.

da hilft nur disziplin: der kaputte kühlschrank ist durch einen neuen, energiesparenderen ersetzt. ich nehme stand-by-geräte vom netz, sowieso immer schon, LEDs gibt es auch fast überall. und ich krieche wieder unter die küchenspüle, greife am müll vorbei, um die stufenschaltung am durchlauferhitzer zu regeln. ständig nur auf 1, zum baden auf 2 und die 3 so gut wie nie. das hatte ich tatsächlich in letzter zeit vernachlässigt, immer stand das ding auf 3, obwohl ich genau weiß, wie das zählerrad dann losrast. und mich noch dazu oft genug geärgert habe, weil mir das wasser viel zu heiß aus den leitungen kam. (wie blöd kann man sein!?)

damit ist jetzt schluss, das handwaschwasser ist superschön lau. obwohl es dabei zunächst einmal nicht um gas geht, sondern um geld. aber ich bin gespannt, ob und wie sich das auswirkt.

nochmal zum thema heizung, verbrauch und so; das mit den pullovern. mein energiedienstleister bietet mir passenderweise seit märz einblick in mein monatliches heizverhalten, ohne dass ich dafür jeden heizkörper einzeln ablesen und losrechnen müsste. und was soll ich sagen. obwohl ich auch da ein wenig nachlässig war, zum beispiel küche und bad immer so ein bisschen lau gehalten habe, das schlafzimmer natürlich nicht, das wohnbüro allerdings volle pulle immer auf arbeitstemperatur, außer nachts. nachts ist alles aus, logisch. oder? (etwa nicht?) dazu das komische gefühl, dass die durchaus bewohnte wohnung unter mir im winter unbewohnt ist und überhaupt gar nicht beheizt wird. das macht ja auch was aus.

dennoch gibt es da wohl leider kein pulloverpotential, würde ich sagen:

27%, 24%, 84% und 100% weniger als vergleichbare haushalte!

sowas lernt man in armut. jeden abend durch die wohnung laufen und alle thermostate checken. eigentlich den ganzen tag die dinger checken, je nach raumnutzung. das lernt man, einmal, und das bleibt dann so.

von wegen mal einen pullover oder zwei!

a-sagen

der wecker geht um kurz nach sieben, zum glück fällt mir das aufstehen nicht schwer. ich radel los, ohne alles, kein kaffee, kein frühstück, nur die zähne putze ich vorher. ich bin dann fast eine halbe stunde zu früh, aber doch nicht die erste in der schlange vor der praxis. allerdings die zweite, immerhin. während alle anderen hineinströmen, klingle ich und bleibe brav draußen stehen. so steht es an der tür, mit erkältungssymtomen bitte klingeln und warten. und schon bin ich geoutet. haben sie covid, fragt eine andere patientin, als sie an mir vorbeigeht. ich schüttel den kopf, weil es wohl so stimmt. aber es ist auch komisch, als wäre covid etwas beschämendes.

warten muss ich dann nicht lange, ich war ja die zweite in der reihe. erst erkläre ich einer ärztinnenhelferin alles, nach kaum einer minute steht schon die ärztin draußen und bittet mich hinein. es ist eine von diesen jüngeren, die in dieser praxis permanent wechseln, also irgendwelche praxisstunden innerhalb der ausbildung sammeln. oder sowas, keine ahnung. mit denen kann man glück oder pech haben. diese ist gut, fragt mich als erstes nach meiner lunge und klemmt mir ein oximeter an den finger. das habe ich auch zu hause, immer wieder mal, zur sicherheit. aber egal, das ist natürlich auch für sie wichtig zu wissen. ich erzähle von der kleinen katze auf meiner brust und meine damit meine bronchien, und dass mit meiner lunge soweit alles okay ist. das hört die frau dann auch selber, als sie mich systematisch in ihr stethoskop atmen lässt. schließlich will sie noch in meinen hals hören, sagt sie, aber sie meint natürlich schauen. licht an und a-sagen. ich denke, ich habe sie mit der kleinen katze verwirrt. keine poesie in front of ärztinnen, das vergesse ich immer.

letztendlich kommt die junge frau zu demselben schluss wie bereits ich gestern abend, es handelt sich wohl um eine fette sommererkältung. dann fragt sie, ob ich noch berufstätig sei. natürlich, sage ich, und bin nun meinerseits irritiert. fragt sie so, weil mein alter so weit weg von ihrem ist? weil meine weißen haare über der orangen maske ganz besonders strahlen? oder mache ich tatsächlich gerade einen so maladen eindruck? doch es bleibt keine zeit, das zu ergründen. sie klärt mich noch über die kommenden hitzetage auf, auch hitze geht auch auf die lunge sagt sie. ich nicke. und herz und kreislauf und viel trinken, denke ich. dann schickt sie mich nach hause zum ausruhen. damit bin ich wieder sehr einverstanden.

zu hause mache ich als erstes das bett, das habe ich seit ich aus wien zurück bin noch nicht getan. ich will in einem frischen bett gesund werden. wenn das jetzt wirklich „nur“ eine erkältung ist, dann ist der spaß ja in zirka einer woche endlich vorbei. und ich könnte nach all dem ein wenig urlaub vertragen, naja. das wird wohl eher nix.

sommerfreuden

das traurige ist, dass die wienfreude inzwischen gänzlich in covid und erschöpfung untergegangen ist. zwar denke ich seit heute mittag, dass ich womöglich schlicht und einfach eine simple erkältung hinten aufgesattelt haben könnte. hatte ich schließlich seit jahren nicht, aber genau so fühlt sich das an. rotz und matsch im kopf spricht sehr dafür. und das wäre natürlich gut, denn dann wäre es nächste woche erledigt, spätestens in zehn tagen oder so. ich hätte ja schon auch gern noch ein kleines bisschen mehr vom sommer.

das alles werde ich morgen bei der hausärztin herausfinden müssen, und dafür werde ich dort gegen acht auf der matte stehen müssen. und dort dann auch bleiben müssen, denn rein lassen sie mich sicher nicht. alle hausarztpraxen haben vor-und nachteile. der vorteil der letzten viruswochen, die krankschreibung am telefon, ist jetzt passé. jetzt werde ich schlange stehen müssen, wie alle anderen dort. es ist eine einigermaßen überlaufene praxis, denke ich. wer zu spät kommt, hat keine chance.

das ist unschön, aber so spielt das leben. ich werde mir den wecker stellen, was sonst?!

traurig ist nur, dass die wienfreude verraucht ist. ich setze die zeichen und daten, nach wie vor. friseurtermin in zwei wochen, für den fototermin kurz danach, für den termin im konsulat im august, alles für den österreichischen pass. für den anfang. aber es wäre sicher alles ein wenig lustiger, könnte ich frei atmen und aus den augen sehen. ganz zu schweigen von den hustenanfällen. gut, ich will ehrlich sein, die scheinen nachzulassen. und ich will auch nicht mehr gleich nach dem aufstehen sofort zurück in bett.

gestern allerdings lag ich schon flach, da war es draußen noch ein bisschen hell. das hatte ich seit zirka fünfzig jahren nicht, und damals hatte ich keine wahl. damals musste ich, es gab keinen anderen ort.

negativ stabil

jetzt bin ich seit über einer woche wieder negativ, will ich gerade hier hinschreiben, aber dann reche ich nach. es sind erst fünf tage. von daher sollte ich mich vielleicht nicht über den verlauf beschweren. covid ist nicht vorbei, soviel steht fest. das mit dem husten scheint auf dem rückzug, dafür ist der rotz zurück, verklebt mir den schädel. kein durchkommen oder freischnäuzen. (das schreibt man jetzt wohl wirklich so.) selbst die ohren sind inwendig wieder derart belegt, dass ich mir dumpf und leer vorkomme, den ganzen tag. mit den augen dasselbe, sie brennen und jucken, auch da komme ich nicht durch. die temperatur steigt wieder. nicht viel, aber stabil dann doch. wenn das so weitergeht, dann muss ich wohl doch noch persönlich bei der ärztin vorbeisehen.

ansonsten läuft alles gut, könnte man sagen. die arbeit nach dem urlaub ist wieder einigermaßen sortiert, ich habe mir übersicht verschafft. ich mag nicht, eigentlich gar nichts davon, ich bin müde. das schreiben ist noch nicht zurück, das vielleicht ist die lücke. die leere, das was alles zusammenstürzen lässt. doch auch das ist noch nicht entschieden.

es ist kurz nach neun, und ich möchte schlafen gehen, schon seit stunden. das ist außergewöhnlich, so ist mir nie, wenn ich gesund bin. andererseits war die letzte nacht ausgesprochen schlecht. beide füße entzündet, dass es pocht, keine ahnung, warum. inzwischen hat sich das beruhigt, ich habe den eiter entfernt, sofern er sich nicht schon selbst entladen hatte, und jodsalbe aufgetragen. schuhe tragen geht immer noch nicht, aber ich bin zufrieden. einkaufen mit hinten offen getragenen crocs, wie peinlich.

solche dinge könnten auch das alter einläuten, denke ich. schon länger vermute ich, dass es damit bald losgeht, so mit sechzig vielleicht. vielleicht aber auch zehn oder fünfzehn jahre später, ich weiß es noch nicht genau. ich werde mich dazu äußern, wenn es soweit ist. ich werde es wissen, dann.

die füße

kein arbeitstag heute, aber gleich am morgen den ersten termin bei der osteopathin. ich liege da, lasse sie machen, was immer sie da macht. irgendwann weiß ich, dass ich gleich wieder ins bett will. das ich gleich wieder ins bett sollte, so tiefenerschöpft bin ich. ich denke auch, dass das mit covid zu tun haben könnte, aber nicht muss. ich krieche schon lange ganz am rand herum, tue, was zu tun ist, immerzu, ohne dass ich dabei erholung finden könnte. außer beim schreiben vielleicht. doch schreiben tue ich nicht mehr.

zu hause lege ich mich dann doch nicht gleich wieder ins bett. ich frühstücke, habe fladenbrot besorgt, für diese kleine extrarunde hat es gereicht. ich setze zwei verschiedenen produktübersetzungen an, beide kaum mehr als eine seite. dann kommt die post, bringt mir die bestellten bücher und eine sommermütze. ich weiß noch nicht genau, ob ich sie benutzen werde. aber manchmal ist es besser, wenn die haare gebändigt sind. beim arbeiten, das besonders. und ich mag diese kappen nicht mehr, die hab ich alle weggeworfen.

ich lege mich aufs sofa, um zu lesen. das buch über die kriegskinder, das ich schon so lange haben wollte. es liest sich leicht, und ich bin nicht mit allem einverstanden. nach dreißig seiten werden ich müde, so müde, dass meine augen den zeilen nicht mehr folgen. das gilt eigentlich nicht mehr, das ist vorbei, seit ich die neue lesebrille habe. ich schaffe es so gerade bis zum ende des ersten kapitels, dann schleiche ich rüber ins bett. vier stunden später ist das, nachdem ich gedachte hatte, dass ich gleich wieder ins bett will. immerhin, ich schlafe fast zwei stunden.

in den schlaf hinein schmerzen meine füße. die fersen, die ich gestern selbstvergessen oder selbstverletzend mit fetten blasen versehen habe. indem ich doch noch einmal versucht habe, die zu klein geratenen schuhe einzureiten. wie ich es früher getan habe, die schuhe besiegen oder weg damit. damals habe immer ich gewonnen. diesmal kostet mich der versuch einen tangoabend. ich sage ab und ernte spott.

die füße oder die coviderschöpfung, was weiß ich. vermutlich die füße, mehr nicht. kranke, wunde füße töten sogar soldaten im feld. wie das ungeziefer und der dreck, die infektionen und viren. ach ja, die viren. alles kreise, die sich schließen.

verve

vom vielen husten habe ich muskelkater und kopfschmerzen am abend. es ist ein häßlicher, trockener husten, wenig befriedigend. das virus ist nicht mehr da, oder nur wenig davon, vermutlich. auf jeden fall hat es verloren, das steht außer frage. dennoch greift es nun nach meinem nacken, ausgerechnet. will mich doch noch niederdrücken, gesicht voraus in den sand. von wegen.

geruch und geschmack sind zurück, aber auch noch nicht so richtig. beim essen will sich kein gesamtgenuss einstellen, als würden die einzelteile nicht zusammenfinden. doch natürlich ist es ist defintiv besser als noch vor einer woche, da will ich nicht meckern. das wird, da habe ich keine zweifel.

wenn ich etwas zeit und kraft genug habe, dann miste ich aus. zu meinem anhaltenden renovierungswahn ist nun auch noch eine wegwerfverve gestoßen. das hatte ich lange nicht. das habe ich sträflich vernachlässigt, seit ich in berlin bin im grunde. früher war das aber auch einfacher, als es noch regelmäßige sperrmülltermine gab. zwar hatte ich in den letzten jahren begonnen, das eine oder andere stück dem haus zur freien verfügung zu stellen, und in den meisten fällen hat es funktioniert. jetzt aber geht es weiter. ich gebe nicht nur sachen auf, die ich durch andere, bessere oder neuere ersetzt habe. ich lasse ganze konzepte fahren.

alle cassetten sind bereits weg, die letzten zwanzig oder so. sämtliche cassetten sind ja schon lange digitalisiert, und auch dort höre ich recht selten hinein. ebenso die letzten videobänder, auch die existieren irgendwo auf cds, und ich nutze nichts davon. so gut wie nie. jetzt kommt auch das cassettendeck weg, der videorecorder und und und. nebenbei räume ich den kleiderschrank leer, packe große beutel aus allen ecken zusammen. ich muss aufpassen, dass ich das gut strecke. damit nicht alles auf einmal im müllcontainer landet, das könnte ärger mit den nachbarn geben. die wollen ja auch ihr zeug loswerden.

auch die alte schlagbohrmaschine aus den 70ern, für die mein opa eine holzkiste gebaut und grün gestrichen hat. mit einem metallbügel als griff, mit einer haltung für den futterschlüssel, ein bohrsatz war auch früher drin. den musste man mit einer kordel an einem böhrchen anbinden, mit einer schleife. sauschwer das ding, auch ohne den koffer, mit kabel und ohne intervallschaltung, das bohrfutter längst ausgeschlagen und wackelig. seit ich den kleinen akkubohrhammer habe, habe ich das ding nicht mehr genutzt. neulich dachte ich noch, dass ich die kiste auch in den keller bringen könnte.

jetzt ist sie im müll. das hätte ich nicht gedacht, dass das mal geschehen könnte. auch die dinge, die etwas bedeuten, hören irgendwann damit auf. und dann können sie gehen, die dinge, die die menschen so lange überlebt haben. die menschen aber, die schon so lange tot sind. sie bleiben, auch ohne diese dinge.

das ist eine überraschung.

außer haus

ganz normal draußen gewesen, so ein wenig zumindest. zur physiotherapie zum beispiel, die geht jetzt wieder los. und ich bin ein wrack, hat sich da schnell herausgestellt, nach urlaub und quarantäne. husten ist nicht so besonders gut für den lädierten nacken. ich bräuchte erholung und training, in einem guten zusammenspiel. aber das wird wohl nix, mir fällt dazu einfach nichts ein. das ist außer reichweite, denke ich. das ist nur ein körper, was solls.

ich scherze ein wenig mit der therapeutin, während sie meinen kopf in den händen hält. (nicht wirklich, das ist poesie.) ich rede sonst nicht so viel, wenn ich da bin. meistens gar nichts. wenn es keinen geschmacksinn gäbe, sage ich, dann wäre die gesamte ess- und kochkultur auf völlig andere kriterien ausgerichtet. auf konsistenz und geräusch, das wären die qualitätsmerkmale. heute hab ich lust auf ein leises essen, würden wir sagen, sage ich.

das findet sie lustig. ich auch.

in meinem stammsupermarkt werden mehr masken getragen als in gestern dem, das gefällt mir. da falle ich nicht so auf. aber so richtig viele sind es nicht, und ich merke, dass auch ich keine lust mehr darauf habe. ich erinnere mich. am anfang – vor über zwei jahren, meine ich – da wollte ich mir mein lebensgefühl retten. die art und weise, wie ich zurechtkomme in dieser welt. mit meinen bedingungen, die eben sind, wie sie sind. das hat mich jahre, jahrzehnte gekostet. das leben zu lernen. das wolle ich nicht verlieren. ich wollte nicht ganz von vorn anfangen müssen, danach. deshalb wollte ich die regeln und verbote nicht zu nah an mir haben, weder die masken, noch den abstand. also war ich so gut wie nirgends, nur so ließ sich das minimieren. keine musik, keine begegnung, keine menschen. keine neuen zumindest, jahrelang. alles immer weniger. immer zu hause, immer bei der arbeit. sonst war wenig.

inzwischen ist klar, dass es kein danach geben wird. und dass ich nichts habe retten können, alles ist längst durchdrungen. besserwisserei und misstrauen scheint überall, wo doch niemand etwas weiß. nichts genaues, nur diverse studien und regelwerke, die sich widersprechen. vorwürfe und wut in den menschen, egal auf welcher seite, die nach außen geschleudert werden. auch das ist egoismus. das sind bewältigungsversuche, das alles, ich verstehe das. hilflosigkeit ist überwältigend.

naja, mir egal. ich fange damit nicht noch einmal von vorn an. ich lass das jetzt so.

innerhäuslich/7

das freitesten hat geklappt, innerhäuslich stimmt also nicht mehr ganz. auch sonst hat sich recht plötzlich einiges so gut wie normalisiert, vor allem der geschmack kommt langsam zurück. das ist überraschend schön, die dinge wieder zu schmecken. ich war mit dem rad raus, salat kaufen und  brot. frisches handgeschobenes brot, kräftig gebacken, mit einer phantastischen kruste. brot und butter also, butterbrot, und ich kann es schmecken.

der husten ist noch da, scheint sich tief eingenistet zu haben. das atmen ist manchmal ein bisschen so, als säße da etwas auf meinen bronchien. eine kleine katze vielleicht. im kopf wabert auch noch das eine oder andere, sodass ich mitunter die ohren (mit luft) nicht freibekomme. das allerdings ist nicht neu, das ist immer wieder mal so. allergie oder nebenhöhlendings, keine ahnung. ein bisschen schwindelig war mir hier und da, besonders unter der maske. aber das könnte auch an den steigenden temperaturen liegen.

natürlich trage ich maske, überall innen. gerade jetzt noch, sicher ist sicher. aber es gibt nur noch wenige, die das auch tun. aber niemand motzt, zum glück. berliner*innen scheinen da lässig zu sein. außerdem sind viele regale ziemlich leer, ein seltsamer anblick. was hat sich verändert in den drei wochen meiner abwesenheit?

mein hirn macht seltsame dinge. ich will den einkaufszettel schreiben, brot, salat, küchenpapier, tests, und dann schreibe ich: linsen. ich denke auch „linsen“, ich kann es in meinem kopf nachhören. aber ich kaufe nie linsen, ich habe welche, aber ich benutze sie nie. was blöd ist, denn eigentlich ich mag linsensalat gern und auch linsensprossen. sehr. liensen sind beu mir dennoch kein aktiver speiseposten. warum also schreibe ich: linsen?

nun ja, ich will dem nicht zuviel gewicht zuschreiben. mein wortehirn ist vermutlich über die maßen verwickelt und verstrickt, da passiert so etwas dauernd. und das will ich ja auch so, das ist das kapitel meines (eigentlichen) berufs. außerdem habe ich gestern einen termin vereinbart, um die neue kontaktlinsenstärke zu ermitteln. das wird da auch mit hineingespielt haben.

alles gut so, oder?!

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