am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

dinge in die reihe bringen

der mann hat einen sonnenhut auf und eine kurze hose an. er hat einen grauen bart und schiebt einen einkaufskorb vor sich her, in die hinein er die leeren pfandflaschen sammelt. außerdem rückt er vor jeder wirtschaft, vor den imbissen und kneipen am boxhagener platz, die stühle zurecht. ordentlich schiebt sie akurat in eine reihe. so, wie ich es auch mache, manchmal, wenn mich niemand dabei beobachtet. beim kiesertraining zum beispiel, wo ich jedesmal die zwei, drei spindtüren zuschiebe, die aus der reihe tanzen und offen stehen. immer dann, wenn gerade sonst niemand in der umkleide ist.

an den füßen hat der mann lose schlappen, gummilatschen, wie für die sauna. oder für die dusche nach dem kiesern. die füße sind schwarz, vor dreck vielleicht. doch an dem einen bein trägt der mann außerdem einen improvisierten verband, der die große offene stelle nur notdürftig abdeckt. dreck ist es also möglicherweise doch nicht an seinen füßen. es sind wohl die füße selbst.

eine halbe stunde später wandert der mann ein paar straßen weiter immer noch mit seinem inzwischen halbvollen wagen durch die straßen. hier und da wird er begrüßt und mit einigen leeren flaschen bedacht. überall rückt er die stühle oder bänke zurecht. die papierkörbe auch, die er darüber hinaus noch nach brauchbaren flaschen durchsucht. manchmal schiebt er sogar die kneipenaufsteller mit den tagesangeboten in die reihe, um sie dann erst mit seinem wagen zu passieren.

ich verstehe das gut.

alter champagner

u1, warschauer straße, vormittags kurz vor 11. drei kerle kommen hereingetorkelt und setzen sich, wie um mich herum. ohne absicht, keine frage. das sehe ich auf den ersten blick. torkeln ist auch zuviel gesagt. sie schwanken und wanken nur, lassen sich in die sitzbänke fallen, tief. vor mir zwei, dicht nebeneinander, rechts von mir der eine mit der flasche in der hand.

unrasiert sind die männer, graue stoppeln, am kinn wie auf dem kopf. um die augen und am hals haben sie falten, die männer, auch an den händen. das alter macht sie langsam, im suff, nicht mehr flink und laut, immer vor der zeit bereit. das war früher einmal.

der eine typ fällt auf den anderen, als die bahn losfährt. er lacht, leise und langsam, dann richtet er sich wieder auf. vorsichtshalber hält er sich an der stange fest, im sitzen, und läßt sie nicht mehr los, solange ich dort sitze. der neben mir kickt das glas um, das er zuvor umständlich auf dem boden plaziert hatte. ebenso umständlich spielte er eine weile mit dem rotblühenden stück ast, das er irgendwo aufgelesen haben mußte. vielleicht auch abgerissen. da kann so ein ungeschickter tritt schon mal geschehen, so frühlingsversunken. der inhalt des glases läuft mir flink unter den füßen durch.

wieder wird gelacht. der mann neben mir sammelt, umständlich, das eis von u-bahnboden und wirf es in sein glas zurück. dann werden alle gläser noch einmal gefüllt bis zum rand. martini. es sind sektgläser.

nord-neukölln im angebot?

(nord-neukölln sagt man nicht, ich weiß. gemeint ist natürlich neukölln, der ortsteil, nicht der bezirk. aber das versteht doch dann keiner.)

in letzter zeit schlendern immer wieder kleine gruppen von menschen durch den kiez, von denen mindestens einer ein klemmbrett in der hand hält und sich ab und zu notizen macht. dabei betrachten diese menschen interessiert die gebäude, manchmal auch einzelne bäume und sogar bordsteinkanten. so scheint es mir zumindest. anschließend tauschen sie sich angeregt aus.

was soll das? handelt es sich um eine dauerbegehung des ordnungsamts, die einführungsrunden für neue mitarbeiter vielleicht? oder wird das gebiet neu kartografiert, inklusive baumbestand und hundekotaufkommen vielleicht? was geht da vor? soll neukölln am ende verschachtert werden, solange der boom noch hält? gibt es schon finanzkräftige investoren? (vielleicht aus der türkei? ;-)

so ist das in berlin. wochenlang wartet man auf den frühling – und dann ist plötzlich sommer. einfach so, noch ohne blätter.

wider

gestern übrigens zum ersten mal mit dem kopf an so ein pro reli plakat an einem laternenpfahl gestoßen.

straßenbaumaßnahmen

hey, was lese ich da gerade? meine weserstraße wird asphaltiert, womöglich sogar noch in diesem jahr. das freut einerseits, wenn ich an das lästige kopfsteingepolter denke, denn da schwingt hier oben der dielenboden mitunter bedenklich mit. andererseits macht das asphaltieren selbst sicherlich wieder extralärm, schlimmstenfalls im sommer. ich glaube, hier hat es für mich noch keinen einzigen baufreien sommer gegeben. das nervt. außerdem ist es auch irgendwie schade, wenn überall das kopfsteinpflaster verschwindet. rein optisch, versteht sich, da verliert so eine straße doch irgendwie an charme.

keine wohlthat

eine weile hatte ich ja die hoffnung, daß die wohlthat’sche buchhandlung in der karl-marx-straße nur renoviert werden würde. trugen doch die arbeiter rote bretter hinein und bauten daraus neue wandregale. eingezogen ist da jetzt aber doch ein designschuhbilligladen. immerhin, nicht noch so ein totaler schrottschuppen, der plastikmüll made in china für ein paar cent verschleudert.

bin gespannt, ob es in diesem glaspalast dann wieder eine buchhandlung geben wird. vielleicht eine wohlthat?

brunchempfehlung

gut gefrühstückt übrigens heute, im kurhaus korsakow. hat so gut wie gereicht für den tag, was es da für 6,50 zum brunch gibt. das buffet ist nicht riesig, es herrscht also kein überangebot. aber viele hausgemachte kleinigkeiten, das meiste davon ziemlich lecker. und übersichtlichkeit hilft mir sowieso immer sehr bei der auswahl von essen.

außerdem zum ersten mal ein original jägerschnitzel ost gesehen. und gegessen. hatte ich ja schon viel von gehört und gelesen. geht in ordnung, denke ich.

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