am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

irgendwo in irgendeiner küche. ich trete zu einer frau, die ich nicht (er)kenne, wir nehmen uns kurz in den arm. es ist sehr vertraut und selbstverständlich. eine stärke wächst daraus, eine ungemeine kraft. das erschreckt mich so, daß ich beschließe, nicht aufzuwachen. statt dessen bleibe ich eine weile in der nähe und versuche, zu verstehen. doch die frau ist verschwunden.
so liest man es in bücher, oder man sieht es in filmen, denke ich, als ich doch endlich wach werde. familiengeschichten. die rückversicherung der eigenen existenz an einer anderen, die dafür zuständig ist. wie seltsam, daß ich soetwas träumen muß. ausgerechnet. das werde ich jetzt tagelang nicht wieder los. (tatsächlich ist es schon drei tage her.)

die träume kommen wieder, blutrot.
heute wohnte in dem haus, in dem auch ich wohnte, ein mensch, so schwer, daß keine bewegung mehr möglich war. eine frau wie ein berg. tief im keller schlachtete sie ihr essen. riesige fleischhaufen, häute und därme. das haus fing an, langsam von unten zu verkommen. alles war glitschig, verrottet und stank. ich dachte, ich müsse das melden, zur polizei gehen. als ginge es um einen mord. dabei war es nur ein pferd, diesmal. füße und fell lagen in einer schubkarre, mehr habe ich nicht sehen können. oder wollen.
gestern hingegen war krieg, was sonst.

früher, als ich mir träume noch erlaubt habe, zwei oder drei jede nacht, als ich noch eine richtig geübte träumerin war, mit stift und papier am bett, immer griffbereit, da bin ich oft geflüchtet. meistens hinein in häuser, die treppen hinunter, bis in den keller. in panik, manchmal auch in todesangst, ging es immer tiefer und tiefer. wurde es immer dunkler und dunkler, bis nichts mehr ging. bis jede bewegung unmöglich war, wie das manchmal so ist im traum. keine stimme mehr, nur noch die angst. es ist krieg, schrieb ich dann immer. später, im wachzustand. treffenderes ist mir nie eingefallen.
ich selbst war nie sonderlich erschrocken über diese träume. zumindest nicht im nachhinein. ich war froh über das erwachen, jedesmal, das ist wohl wahr. doch selbst die für eine weile fast zwangsläufige wiederholung dieser nächtliche vorgänge, schreckte mich nicht. im gegenteil, ich fühlte mich bereichert. vielleicht hoffte ich auch darauf, irgendwann meinen verfolger ausmachen zu können.
erschrocken waren hingegen andere, die sich (und manchmal auch mich) nach dem warum fragten. diese fragen habe ich nie beantworten können. ich habe sie mir auch selbst nie gestellt. das schien mir zu offensichtlich.

[weil ich bei elsa über ihren schlimmsten traum gelesen habe.]

heute morgen irgendwas mit sex geträumt.
dann, daß ich in einer anstalt war. nicht übel, da waren viele andere, und wir durften sogar raus, ganz allein. allerdings mußten wir jeden abend die hände ausstrecken, um zu beweisen, daß wir unsere medikamente nahmen. die hände durften nicht zittern. ich kam als dritte dran, war mir ganz sicher, aber meine zitterten dann doch. in dem moement fiel es mir ein, daß an ich die fünf kleinen, gelben tabletten gar nicht mehr gedacht hatte. die waren naß geworden und dadurch unbrauchbar geworden. immerhin, es handelte sich also um keine verschlechterung.
ich bin erleichtert.
(hä?)

die träume zeigen es, letztendlich. trotz schlaflosigkeit sind träume da, was einigermaßen überrascht.
verwirrung und verzweiflung, nach drei stunden schlaf. ich weiß nicht mehr, ich will einfach nicht wissen, daß U und G zwei verschiedene menschen sind. etwas, was real natürlich keine schwierigkeit darstellt. wenn auch beide, jede auf ihre art, mir die freude über sie zurück in den rachen gestoßen haben. mich zurückgelassen in einer entsetzlichen leere, in schwiegen, warten und raten.
darüber hinaus klären träume die verhältnisse, decken die gerüste und konstrukte auf, die hilfslinien des lebens. dopplungen und wiederholungen.
nur selten gibt die eine oder andere erkenntnis, und niemals ist gewißheit leicht zu ertragen. heute zum beispiel die, daß ich lebe wie eh und je. wie ich gezwungen war zu leben, seit ich alleine laufen und selber sprechen kann. einziger unterschied mag sein, daß es normalerweise nicht mehr weh tut, heute. wenn nicht außergewöhnliche umstände eintreten, ist es harmlos, routine mittlerweile. dann sehe ich aus, lache und rede wie ein mensch. von außen betrachtet. ich falle nicht mehr auf. diese schmerzfreiheit mag gewöhnung sein. oder aber schlichte abnutzung.

punkt sieben schwanke ich durch die wohnung, um alle fenster zu schließen. die bauarbeiter sind da, und ich habe keine ahnung, welche sauereien die heute wieder anstellen mögen. besser ist besser. danach falle ich wieder ins bett, um noch ein bißchen zu schlafen, wenn es geht. es war spät gestern, ich bin noch schlaflos durch die zimmer geschlichen, da war es schon halb vier.
während ich meinen nacken arsch ins schlafzimmer recke, dringen die arbeiter in meine wohnung ein. ich weiß es genau, ich spüre es. ich versuche, mich bemerkbar zu machen. ich versuche, zu reagieren. ich schreie, ich tobe, ich werfe sie hinaus. nein, ich tue nichts. ich bleibe regungslos, hilflos, nackt. um mich herum wird das zimmer reorganisiert, möbel abgebaut und zusammengeräumt. alles im sinne der arbeiter, die es offensichtlich renovieren wollen. ich kann dem nicht zustimmen, nicht auf diese art. aber niemand hört mich, sieht mich, toben und schreien. wie meine mutter. denke ich.
dann biete ich ihr einen moment ruhe. kein vergessen, keine absolution, nur ein kopfkissen. sie hält es nicht lange aus, sie glaubt mir nicht. aber sie bleibt ruhig. auch als sie sieht, daß ich in ihren büchern gelesen habe. es ist ihr egal, vielleicht sogar recht. ich habe nicht viel gelesen, sage ich. nur ein paar bilder. viel muß ich nicht mehr wissen.

neuerdings scheine ich eine interessante methode zu entwickeln, mich selbst zu wecken. ich träume einfach, daß es an der tür klingelt. obwohl ich hier morgens um sieben wirklich nur sehr selten jemanden erwarte, stand ich jetzt schon ein paarmal mit nichts als einem ollen t-shirt bekleidet an der wohnungstür und drückte irritiert den türöffner. vergeblich, versteht sich.
ob ich rechtzeitig daran denke, schleunigst irgendeine hose überzuziehen, falls tatsächlich mal wer so früh klingeln sollte, bleibt abzuwarten.

die wohnung ist riesig, ich erkenne sie kaum wieder, aber meine mutter ist da und gibt mir eindeutig zu verstehen, daß ich nun endlich wieder einzuziehen habe. sie hingegen läßt den ort des geschehens hinter sich, was mich einigermaßen erstaunt.
ob ich das ehebett entsorgen kann, frage ich noch, die drei matratzenstücke pro person. das macht sechs, insgesamt, das ist leicht gerechnet. meine mutter stimmt zu, glaube ich, und dann ist sie verschwunden.
ich suche nach mitbewohnern, denn alleine kann ich die wohnung unmöglich halten, das steht fest. vor allem, weil ich ja meine auch noch bezahlen muß, in der ich ebenfalls weiter wohnen will. und das mit den mitbewohner wird schwer, weil es nirgendwo türen gibt, überall sind breite durchbrüche. so kenne ich das gar nicht. aber zwei balkons, immerhin. das war früher auch anders.
ich denke nach. ich brauche unbedingt wenigstens drei mitbewohner, die zusammen die gesamte miete tragen. sonst kann ich mir meine wohnung nicht mehr leisten. schon wieder rechne ich, im traum, wie ich weiß. so ein unsinn.
bei drei mitbewohnern ist aber kein platz mehr für mich. auch das denke ich. und? wie soll ich das nun verstehen?

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