am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

bonding/157

ich muss es sagen, wie es ist. auch nach drei durchgängen geht so in text noch an die substanz. das, denke ich, hat den heftige schmerzbefall der letzten tage begründet. der betonklotz in meinem körper, rechts unter dem schulterblatt. das hat sich gelegt heute, ein wenig zumindest. puh! das mag auch daran liegen, dass ich da mächtige kapitel von letztem wochenende gestern, mit einem erheblichen kraftaufwand, doch noch irgendwie abgeschlossen habe. viel arbeit, die zufriedenstellend beendet ist.

vier seiten habe ich aus zuvor achtundzwanzig rausgeschrieben, und tatsächlich ist das gut so. man glaubt es ja nicht, auch ich nicht, mitunter. dass kürzen nicht nur eine qual ist, ein schmerzliches geschehen, bei dem man viele kleine wendungen und mikro-storys auf ewig in den orkus schickt. ein verlust also, nur das. man kann es so sehen, ja, aber es ist, wie im grunde alles, eine frage der perspektive. man muss auch auf die klarheit sehen, die dabei entsteht. ein transparenz, die stehen bleibt im gekürzten text, so muss es gemacht sein. mutig und in großen zügen.

kürzen bläst luft in den text. das muss das erste sein und das letzte sein, immer. die luft.

eben habe ich das nächste kapitel zügig durchgepflügt. knapp zwölf seiten, ohne große probleme. jetzt sind es noch zehn. morgen oder samstag muss ich noch einmal da durch, nachschauen, ob ich nicht zu große löcher geschlagen habe. und egal, was ich dabei finde, eines weiß ich jetzt schon. das habe ich gesehen. emotional und sprachlich ist es ein gewinn.

alles, was ich gerade tue.

allerdings tut es weh, na gut. das ist so, das geht bis in die physis. immer wieder mal., immer öfter. so etwas gehört zum schreiben. dass es an die substanz geht, die eigene. das weiß ich schließlich nicht erst seit gestern.

ich versuche es also hinzukriegen, irgendwie. alles und immer wieder. mehr kann ich nicht tun.

bonding/156

so einfach, wie ich dachte, war es dann doch nicht heute. gearbeitet habe ich bis zur erschöpfung und darüber hinaus. eigentlich ja gestern schon, aber da konnte ich es noch nicht recht sehen. oder nicht zugeben, was weiß ich. jetzt bin ich einmal vor und einmal wieder zurück durch die mangel. so war es schon lange nicht mehr.

leider ist es dann ja so, dass ich nicht mehr erfassen kann, wie gut oder wie schlecht  das ergebnis ist. fertig bin ich nicht mit dem kapitel, das immerhin kann ich sagen. dennoch war das wohl ein heimlicher traum, auch wenn ich ihn vorsichthalber gar nicht erst ausformuliert habe, gestern. gehofft hatte ich schon.

als resultat sind zirka zehn seiten zu verzeichnen, die ich auf jeden fall noch einmal durchgehen muss. allzu schlecht werden sie nicht sein, auch wenn ich viel, unglaublich viel text radikal entfernt habe. ich hoffe das durchsehen klappt zum ende der kommenden woche, anders geht es ja nicht.

vielleicht sollte ich das spiel mit dem einen kapitel pro woche nicht ganz so erst betreiben. das aktuelle hatte achtundzwanzig, immerhin, und das kommende gerade mal zehn. so geht die rechnung nicht auf.

auch nicht auf geht meine überheblichkeit gegenüber meinem eigenen energielevel. es ist und bleibt kein spiel, das leben und erleben meiner romanmenschen zu gestalten.  und dann damit zu leben. nicht nur beim schreiben, auch danach muss ich ja damit leben. heute zum beispiel ist mir ein mensch gestorben, auch wenn es nicht überrschend kam. nicht mehr in der dritten überarbeitung.

das alles ist dennoch nicht ohne, nein.

bonding/155

ja doch, ich bin ja dabei. aber es gab da viel anderes, das zu erledigen war, gerade zum ende des monats. leckere, kleinteilige produktübersetzungen, zum beispiel. sowas hält ja gut in übung, von was auch immer. egal.

weil nun aber so viel anderes sich in den weg gedrängt hat, hänge ich mit der romanüberarbeitung jetzt schon ein wenig hinterher. das musste ich heute abend feststellen, nach zirka sechs stunden broterwerbstexterei, die mich noch dazu über die maßen geschlaucht hat. schlechte planung, das war die nächste erkenntnis. bei so viel durcheinanderüberarbeitung ist eine gut durchdachte durchmischung von absoluter bedeutung. in der hinsicht war die letzte woche deutlich besser als diese, das muss ich zugeben. egal.

es war dann also nach neun uhr abends, als ich mich doch noch endlich in den text begeben habe. vier oder fünf seiten, mehr nicht, grob durchgestutzt, ganz nach der devise: kürzen, kürzen, kürzen. weil das in den seltensten fällen großflächig funktioniert, aber höchstdringend sein muss, kann eben nur zeug herausgestutzt werden. ich entferne also teilsätze, hier und da, und schiebe alles neu zusammen. manchmal sind es auch nur einzelne worte, die wegfallen. das ist beeindruckend, mitunter, was sich durch das weglassen eines wortes ändert. egal.

am ende war ein anfang gemacht, und ich bin ziemlich zuversichtlich, morgen die gestutzten seiten zügig und gut in einen neuen fluss zu bringen. allzu große schwierigkeiten bestehen da akut nicht, das habe ich sehen können. so etwas kommt bestimmt noch, keine frage. aber derzeit tut das kürzen an sich schon das meiste. und sicher komme ich morgen noch ein paar seiten weiter, bevor es am montag wieder in die lohnarbeitswoche geht. ob ich allerdings das ziel, jede woche ein kapitel zu schaffen, erreichen kann?

egal.

bonding/154

es ist schon seltsam, von einem frischen, gerade im entstehen begriffenen text in einen anderen, irgendwie alten zurückzuspringen. und das nach ziemlich genau einem jahr. es gelingt recht gut, ich will nicht meckern. nach den ersten vierzehn seiten ist schon eine komplette seite gutgemacht. also gekürzt, denn kürzen ist das, worauf es jetzt ankommt.

dennoch ist es seltsam, gänzlich anders. fast ist es mir fremd, was ich da lese. (so schnell kann das gehen.) natürlich ist es relativ leicht, im moment zumindest, die ungefähr fünfte überarbeitung eines textes zu machen. viel leichter, auf den ersten blick, als einen ganz und gar neuen ansatz zu versuchen, zu wagen beinah. (ich weiß ich ja immer noch nicht so recht, was ich da auf die seite gelegt habe.) wobei jetzt, in dem alten text sicher noch etliche passagen kommen werden, die mich deutlich mehr fordern als das derzeitige kapitel, da bin ich ziemlich sicher.

aktuell kommt es mir ein wenig so vor, als würde der sehr reduzierte stil des neuen textes, um den ich mich nun seit wochen, monaten so sehr bemüht habe, den blick schärfen, um die ziemlich deutlichen längen des jetzigen textes erkennen zu können. es wäre gut und wirklich hilfreich, wenn sich das bewahrheiten könnte. vor allem, wenn es dann auch so bleiben würde. aber wenn nicht, naja. ich bin ja ohnehin keine ganz so schlechte kürzerin, das wird also auch so gehen. nur anstrengender wäre es dann wohl.

jede woche ein kapitel zu schaffen, das wäre schön. vielleicht gelingt mir das ja. aber vermutlich eher nicht, denke ich mal. so ehrlich will ich mit mir sein. es kann so viel dazwischenkommen. (und nein, ich hab jetzt nicht nachgeguckt und durchgezählt, wie lange ich dann brauchen würde. ich steh jetzt auch nicht mehr auf aus dem bett, um das zu machen. hoffe ich!)

bonding/153

also! zurück in diesen text, nach über einem jahr. die letzten überarbeitungen stehen an. ein ziemlicher stapel, dessen anblick mir auf den ersten blick keinen spaß bereitet. ich habe es gerade eben so geschafft, die mappe aus dem regal zu nehmen und einen batzen von zirka hundert seiten abzuzirkeln. darin wird ein inhaltlicher bogen geschlagen, der mir überblickbar erscheint. zu erfassen und zu bearbeiten, bis etwa mitte februar.

hoffe ich. wenn da nur nicht all die andere arbeit wäre.

branding/3

wenig scheine ich preisgeben zu wollen von diesem neuen projekt. dem folgenden aus dem anderen, über das ich hier so viel hinterlassen habe. vielleicht weil es zunächst einmal darum ging, einen anfang zu machen, einen plan zu finden. und zu schauen wie es funktioniert, diesem dann schreibend zu folgen.

nun, es hat funktioniert, im großen und ganzen. es ist etwas tragbares entstanden in den letzten wochen, genau wie ich es wollte. das schreiben hat sich keinem neuen stil, wohl aber einer neuen haltung geöffnet und ist wie gehabt in einen wechsel von fließen und stocken geraten. viele fragen sind noch offen und etliche neue werden erst noch zutage treten, denn bislang existiert vielleicht ein viertel des textes. oder ein fünftel vielleicht? auch das weiß ich noch lange nicht.

es ist ziemlich großartig. alles. genau richtig für das aktuelle stadium und in gewisser weise berauschend.

letzten sonntag habe ich die schreibarbeit abgebrochen. zum einen muss ich noch viel lernen, viel lesen über das thema. mich wegbewegen von der eigenen perspektive, den persönlichen lebenslegenden. geht es um autofiktion? um liebe? um krieg? ich muss all die fragen noch finden, bevor ich mich an die antworten wagen darf.

außerdem muss ich jetzt wechseln zu dem anderen, dem alten text. da wollen noch zirka 350 seiten überarbeitet werden. keine ahnung wozu, aber ich bin gespannt. wie ich jetzt dahin zurückfinden soll? keine ahnung, echt nicht.

branding/2

im januar hatte ich zum ersten mal hier darüber gesprochen. seither habe ich nicht davon gelassen, auch wenn ich erstmal nicht weiter davon berichten konnte. vieles an der schreibarbeit, vor allem ganz zu beginn, ist heikel. denn da ist es noch gar kein schreiben, da ist es ein suchen und versuchen, das zunächst einmal im kopf stattfindet. im kopf aber ist alles gefährdet, zu jeder zeit. es ist ein vielfältiges chaos, ständig in bewegung, und lange ist es keinesfalls klar, ob sich eine form finden lassen wird.

und genau darum ging es, den ganzen sommer über bis jetzt in den herbst. um die form. und um die ersten versuche mit der form, dieser oder einer anderen. auch das ist eine heikle phase, denn die möglicherwesie gefundene form beginnt, sich unmittelbar zu bewegen, sich zu sperren oder zu schwingen, manchmal beides auf einmal. die form verformt sich, und das ist ein durchaus nicht zu verachtendes textrisiko.

beim schreiben, und allem, was dazu gehört, ist das eines meiner größten ängste. dass ich beim abtauchen in das kopfchaos, kopfüber sozusagen, die fassung verliere. und somit nicht finden, nichts halten, nicht schreiben kann. letzendlich.

diese gefahr scheint nun einstweilen gebannt. ich komme voran, und die dinge, also die ideen, die inspiration, beginnen, sich ie von selbst in die form zu fügen. nicht sich zu fügen, aber sich einzufügen in den raum, in dem sie sich entfalten können. das ist gut, so gut.

und es ist auch anstrengend, sehr, denn damit beginnt die zeit der konkreten arbeit, dem schreiben. was nicht nur in sich schon alles fordert, zeit, energie und konzentration. es mischt auch die lebensplanung auf, die balance zwischen brotarbeit und schreibarbeit sowie das planen einer immer wieder glatten zeit, ohne dabei gestört zu werden. meine zeit.

und das inmitten einer schon wieder zunehmenden erschöpfung, aufgrund von pandemie und isolation. denn es ist nicht so, dass das so zwingend notwendige alleinsein für ein intensives schreiben, sich leichter herstellen ließe, wenn sich das leben ohnhin quasi bis ins letzte ausgeleert hat. nein!

bonding/152

für alle, die fragen oder sich wundern: es dauert! (das mit dem verlag, den es bislang noch nicht gibt für dieses buch, das noch kein buch ist.)

und es steht still, seit wochen jetzt schon. alles ist warten und hoffen. und daumen drücken irgendwo ins leere hinein. und weiter hoffen, nicht verzweifeln. ein bisschen zweifeln viellecht, hin und wieder. na gut.

keine ahnung, wieviel luft …

bonding (151)

gin pur, nur mit eis und mit limetten. ich sitze im bett. es war ein leichter tag mit ein wenig sonne, etwas arbeit und viel gelassenheit. es wird schon, alles, weil es bereits ist. wie musik.

die art, wie ich schreibe, fordert viel. bis tief in die spitzen greift sie, und ich wehre mich nicht, im gegenteil: ich gebe mich auf. jetzt, nach jahren der aufreibenden arbeit, tag für tag, nachts auch und alle freie zeit, die ganz besonders. jetzt ist es an der zeit, zu mir zurückzukehren, was nicht einfach ist. weil es nicht geht, grundsätzlich nicht, denn ich bin nicht mehr da, wo ich vorher war. oder auch nicht. selbst das ist mir nicht mehr erreichbar, das sind welten, die sich bewegen.

was sich aber langsam wieder durchsetzt, ist die offenheit und durchlässigkeit der zeit. meiner zeit. die bilder und geschichten, die ich sehe, sind wieder meine bilder und meine geschichten. der raum ist weiter geworden, vielleicht in den letzten tagen erst. die musik. auch wenn in der ferne bereits etwas zu erkennen ist, auf das ich zugehen werde, ganz ohne zweifel. jetzt bin nur ich, alles ist noch frei, es schwingt und vergeht, und ich lasse es. nichts geht verloren in dieser welt. was ich nicht brauche oder halten kann, das geht, um sich anderwo zu entfalten.

musik, so ist mein schreiben, im grunde vergänglich. ich bin der klang, das material, das stelle ich zur verfügung. am ende bin ich ausgespielt, vernichtet fast, muss mich meiner selbst wieder vergewissern. das könnte ein risiko sein, auch wenn ich das noch nicht erlebt habe. vermutlich gibt es andere wege, leichtere. aber wohl nicht für mich.

als nächstes sollte ich den text vielleicht einfach mal lesen oder wenigstens hineinlesen, soweit das eben möglich ist. ein bisschen habe ich das schon getan, immer wieder mal, aber wie neu wird mir das wohl nie gelingen. immer wieder komme ich an den punkt, wo ich etwas verändern möchte oder muss, das ist irgendwie schade.

ich werde dieses tolle buch nie wirklich lesen können.

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