am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

bonding (130)

es hat sich so einiges sortiert über nacht. das habe ich kurz notiert, zum glück, dann bin ich erstmal durch den regen gelaufen. eine hose kaufen, bei karstadt am herrmannplatz. so leer dort, zum teil auch die regale. dann ein fladenbrot in der nähe des s-bahnhofs sonnenalle. ein ganz schöner marsch, fast zwei stunden. über acht kilometer, sagt die app. früher dachte ich immer, ich schaffe sechs kilometer in der stunde. als kind. aber vielleicht waren es von altenessen bis karnap ja auch keine sechs kilometer. fünf komma sechs, sagt google. und sechsundfünfzig minuten.) aber ich verrenne mich gerade.

wieder zu hause erstmal kaffee und frühstück. dann alle hosen angezogen und das sortiment begutachten, vier hosen aussortiert. hätten eigentlich sechs werden können, aber zwei werde ich wohl einfach aus liebe noch ein- oder zweimal tragen müssen. eh sie dann auseinanderfallen. endlich. anschließend mit der ELSTER beschäftigt, die gern ein verlängerungszertifikat hätte, dieses aber nicht zu mit downloaden will. auf den infoseiten findet sich ein solcher fall natürlich nicht. nur der hinweis, dass man es einfach noch einmal versuchen solle. würde ich gern, nur finde ich den download-ort nicht mehr. der fehlversuch war irgendwann anfang august. ach verdammt, ich verrenne mich schon wieder.

nach der ELSTERei vor frust erstmal ins heiße wasser gestiegen. und weil der nacken heftig schmerzt, nach der nächtlichen motorradfahrt gestern. nicht wirklich ein wunder, das habe ich noch unterwegs gemerkt. der rücken tut auch weh, besonders beim atmen. tief innen, dass ich nicht tief atmen mochte. das bad hat nicht so recht geholfen, jetzt hoffe ich auf die nacht. aber so recht weiß ich nicht, meistens tut es morgens mehr weh. schon wieder verannt. so ist das mit der schreibarbeit.

irgendwie dann doch alles in den text eingearbeitet, was mir vorgeschwebt war. kaum zu greifen im grunde, und es sitzt auch noch längst nicht. aber es steht da., gekb markiert. damit ich es wiederfinde, für die nötigen überarbeitungen. vorher habe ich sogar noch den bestehenden text weiter sortiert und geputzt.

jetzt ist alles ausgelegt, habe ich den eindruck. so wird es zu ende gehen. bleiben fünf seiten auszuputzen, der text steht aber schon gut da. also nicht so schlimm, wie die letzten zehn, zwölf seiten. und dann die neu geschriebenen passagen, abwarten, hängen lassen, wachsen lassen. fertig.

es ist sehr anders geworden, der ganze text. obwohl ich vor allem die kleine binnengeschichte geändert habe. die stimmung, die energie. die tiefe auch. das ist gut, viel besser.

vierhundertachzig normseiten sind es jetzt. das ist mächtig viel, zuviel vermutlich. aber kürzen geht immer, ein bisschen zumindest. kürzen ist gut.

bonding (129)

fleißarbeit gleich nach dem aufstehen. alle gestern angerissenen seiten durchgegangen und sortiert, dialoge aufgeräumt und angepasst. saubermachen also, putzen.

das ist nicht besonders spaßig. das ist sogar frustrierend, weil ich (noch) nicht sehe, was ich tue. oder gar was auf mich zukommt.

aus mir heraus.

bonding (128)

das vorletzte kapitel heute ließ sich leicht handhaben, bleibt noch das schwierige letzte. ich könnte morgen damit anfangen, mich vielleicht in ein café setzen und die struktur aufbrechen. ich könnte aber auch etwas ganz anderes machen, etwas ruhe in mich bringen. noch etwas mehr verzweiflung und erschöpfung, damit sich meine sicht klärt. also vielleicht erst am nächsten donnerstag: ins café, an die struktur, mit hammer und meißel und kettensäge, wenn es sein muss.

es gibt keine eile, es ist zeit. es wird gehen, alles. es wird gut. es bleibt auch noch zeit für ein paar kleinigkeiten, wenn das letzte kapitel steht. die sache mit den verpassten telefonaten meiner erzählerin, das vor allem. die pflege der einen, vermutlich missglückten nebenfigur natürlich. und nicht zuletzt noch ein wenig wienatmosphäre, falls das möglich ist. vermutlich nicht, denn dafür wollte ich ja nach wien in diesem sommer, gleich nach klagenfurt. letzteres mag also warten, vielleicht bis zum nächsten sommer.

los

wer sich das schreiben traut, traut auch der unsicherheit, irgendwann. dem unvorhersehbaren, der veränderung. all dem, was sich nicht mehr rückgängig machen lässt.

gut, man kann auch einfach erzählen, ohne jegliche persönliche erfahrung einzubeziehen. weder die vergangenheit, noch die gegenwart, von einer zukunft ganz zu schweigen. aber davon rede ich nicht, das ist mir unbekannt.

aktuell fließt mir alles ineinander, der text, die zeit und ich. ich sitze gar nicht lange da und arbeite, heute zumindest nicht. dennoch geht es gut voran, das vorletzte kapitel sitzt. aber den ganzen tag, stundenlang mitunter, trage ich daran. es arbeitet in mir, ob ich am rechner sitze oder nicht. ob ich wach bin oder schlafe, ob ich bügle oder rauslaufe, weil och es drinnen nicht mehe aushalte.

wenn ich laufe, werde ich traurig. wobei ich ja nicht laufe, ich gehe nur. ich habe musik auf den ohren und gehe durch die straßen, durch die stadt. ich gehe nirgendwo hin, ich habe keinen weg, und am ende tut es weh, wieder zurückkommen zu müssen. dahin, wo ich nicht mehr viel erkenne. so fremd bin ich geworden.

mit den worten muss vorsichtig umgegangen werden, mehr noch aber mit den geschichten, den gefühlen, der energie. mit all dem, was unter den worten begraben liegt, mal schlafend, mal hellwach und wartend. auch was sich zwischen den worten verkriecht, um gar nicht erst gesehen zu werden. und das natürlich all das, was an der oberfläche tanzt, und manchmal darauf herumtrampelt, ganz so als häbe es keine zweifel.

doch das offensichtliche täuscht. ich bin nicht wichtig, ich bin das instrument. ich als mensch nutze mich, um andere menschen zu verstehen. ganz egal, ob es sich dabei um von mir erfundene oder um reale menschen handelt. ich selbst bin das bild der anderen, die mich manchmal so erschrecken.

darüber schreiben zu können und zu dürfen, das ist ein geschenk. eine gabe, mit der ich allein dasitze, schon mein leben lang. und jetzt erst recht, in diesen zeiten von angst und abstand. diese entmenschtheit, die mich mehr und mehr erfasst.

das alles wollte ich gar nicht sagen, sondern etwas anderes. aber so ist das im schreiben. wenn man es lange genug geübt hat, dann geht es seinen weg. durch eine hindurch, ganz von allein.

bonding (127)

es geht gut. alle mittleren baustellen der letzten woche sind bereinigt, einigermaßen. gut genug, dass ich ruhig weitergehen kann. das folgekapitel war zu meiner überraschung schon bearbeitet. da gab es nur wenig zu tun. jetzt bleiben nur zwei, die beiden letzten, die mal eines waren. seitenzahl: zweistellig! im unteren bereich.

eines davon wird schnell gehen, das erste. da bin ich schon halb durch, hab es etwas aufgeräumt, also an die neue gewichtung der binnenstory angepasst. es sollte kein problem sein, das an diesem wochenende fertigzustellen.

das zweite, das letzte wird schwer. richtig schwer! da sollte im grunde fast alles anders werden, und am ende doch auf denselben punkt kommen. ich weiß noch nicht so genau, wie ich das umsetzen soll. ich habe auch noch nicht genau nachgesehen. vorsichtshalber.

das kommt nächste woche.

bonding (126)

ein eigenartiges gefühl beherrscht mich. als hätte ich gar nichts getan, nichts geschafft in den letzten vier tagen. dabei habe ich nächtliche debatten über die egozentrik meiner erzählerin geführt. über meine eigene egozentrik wohl auch, wobei ich beides zunächst nicht so recht gelten lassen wollte. alles eine frage der perspektive. und der ebenen. ich habe zwei passagen nicht umgeschrieben, sondern grundlegend neu konzipiert, eine grob gerichtet für den feinschliff später. und ein paar neue aspekte, die ich noch nicht so recht weiß. außerdem eine bestehende szene um etwas ganz neues ergänzt.

das ist nicht wenig, fast zwanzig seiten, zum teil komplett neu. außerdem war ich paddeln gestern, fast den ganzen tag. mit einem geliehenen seekajak auf der dahme, mal so richtig mit speed. endlich habe ich es begriffen. das ein- und aussteigen macht mich aber immer noch so richtig satt nass, da hilft nix. und heute dann schnitzel essen und eis im park, am letzten sommertag. menschen treffen, die ich umständehalber lange nicht gesehen habe. man weiß ja auch nicht, wie der winter werden wird. ob man da wieder lange keine menschen mehr sehen können wird.

ich. ich meine ich. (ist sie das, meine egozentrik?)

im grunde kann ich zufrieden sein. all die angefangenen stellen sitzen noch nicht, sind keinesfalls fertig. aber jetzt ist ohnehin zeit, sie erst einmal ruhen zu lassen. alles gut also.

unzufrieden bin ich trotzdem.

bonding (125)

zurück im text, wie versprochen. nur ein bisschen, heute war arbeitstag, anschließend stand eine kleine übersetzung an, die morgen fertig sein muss. eigentlich wollte ich nicht mehr, bin dann aber doch noch durch ein paar frisch geschriebende dialoge vom wochenende. gar nicht so schlecht, alles in ordung eigentlich. ein paar feinheiten, die die energie steuern. bis es wehtut.

der text hat mich überwältigt, übrigens. er hat angefangen, mich zu fragen, verlangt von mir, was ich bislang verweigert habe. er will mein leben. ich bin kein mensch, ich bin das material. ich koche die substanz, ich spüre es. körperlich.

vor etlichen jahren zehn oder fünfzehn vielleicht, habe ich die kiste der eigenen kindheit geschlossen. nicht zwanghaft und nicht vernagelt, sie hat sich eher von selbst geschlossen. nach all dem reden und suchen, den wiederholungen bis zur erschöpfung hat sich der deckel langsam geschlossen. und ich war einverstanden, nicht mehr zu fragen, obwohl längst nicht alles ergründet ist, und nach und nach zu vergessen. irgendwann muss man aufhören damit, ganz egal, wann. fertig wird man nie damit, ein natürliches ende gibt es für diese dinge also nicht.

jetzt hat der text danach gefragt, nach mir und meinen erfahrungen. er hat kontakt aufgenommen, weil er einen abgrund will, der unter alles gelegt ist. das fundament. gedacht habe ich es immer schon, eigentlich ohne jeden zweifel vorausgesetzt. aber nur wenig formuliert, um es nicht zu übertreiben. mich nicht darin zu verlieren. das war gut, glaube ich. sonst wäre all das andere, das darüber nicht gelungen.

die kiste steht also offen, mitten im raum, weil der text es so will. nicht ich. ich erkenne es wieder, alles. ich erkenne mich wieder. ich spüre den sog, die verzweiflung, körperlich. ich bin fassungslos, dass ich so gelebt habe, so lange. in so engen schleifen zu anfang, dass es nichts anderes zu geben schien.

ich weiß wirklich nicht, wie das kind, das ich war, überhaupt zu leben in der lage war. wie es weiterleben konnte, immer wach und klar. und immer am abgrund. dass es mich heute gibt, wie mich gibt. kein monster und kein mörder, ein erzähler. (und manchmal ein trampeltier, aber eher selten.)

das ist so lange her, vierzig jahre, fünfzig oder noch mehr. trotz allem ist das alles ist nicht mehr ich. ich kann damit arbeiten, ohne mich oder das, was damals war, zu verraten. ich kann es nutzen, wie der text es fordert. das tue ich jetzt. und es gelingt.

persönlich ist wenig übrig, was noch zu erledigen ist. das aber sollte ich tun, ganz bald.

bonding (124)

weiter, immer weiter. ich aufpassen, dass ich nicht zu hetzen anfange. es ist zeit, und es geht um etwas. gerade jetzt im moment, an dieser besteimmten stelle im text.

seit zwei wochen ziehe ich die abgründe unter die geschichte. das, was ich zuvor ohne not weit außen platziert hatte. in einer seitenlinie, die nicht konkret wird, und auch nie konkret werden kann. auch das ist es, was es so schwer macht.

ich sitze und kämpfe um die räume in der tiefe, stundenlang. das, was dort wartet, öffnet sich nicht so leicht. ich weiß. ich kann also nur einen anfang machen, jetzt. und hoffen, dass es riecht.

lustig ist, dass ich heute endlich den sinn einer anmerkung meiner agentin verstanden habe. also: richtig verstanden! bislang fand den hinweis okay, wollte mich aber nicht so recht darauf einlassen. irgendetwas stimmte nicht.

eben dann ging mir ein licht auf, endlich. die bemerkung, die da steht, zielt in eine ganz und gar andere richtung. und zwar besagt sie genau das, was ich seit zwei wochen in den text einziehe.

was für ein zufall. was für ein glück.

aber ich glaube ja ohnehin, dass das mit der agentin und mir ziemlich gut passt. so darf das gerne weitergehen. und eine bestätigung plötzlich, mitten unter der last der arbeit, das ist ja schon auch ganz schön viel wert.

bonding (123)

schreiben ist ein wahnsinn, das ist alles, was ich derzeit sagen kann. keine ahnung, ob ich jemals so wir gegangen, so tief gegraben habe. und dabei so satt und voll erzählt. ohne schnörkel, ohne kunstgriffe. einfach nur den menschen entlang.

deshalb reiße ich jetzt den text auf, lasse alles fliegen und versuche, es irgendwie wieder einzufangen. was anders werden muss, ist im grunde nur eine gewichtung von inneren geschichten und äußeren. (nein, ich mache das nicht, weil es jemand von mir verlangt. es ist der text, der das fordert.) und es wirft alles durcheinander, zumindest in dem einen strang. wirklich alles, so ungefär ab der hälfte. aber zum glück wirklich nur in dem einen stang, alles andere steht stabil. da tupfe ich nur hinein, hier und da.

ich komme voran, das ist gut. zwei drittel werden ende der woche durchgearbeitet sein. hoffentlich. allerdings bin ich auch so weit vorgedrungen, dass ich jetzt absehen kann, wie sehr ich das letzte kapitel ändern werden muss. oder gleich ganz neu schreiben?

so weit bin ich noch nicht, um das beurteilen zu können. schreiben ist eine elende hölle. will ich hier wirklich sein?

dazu kommt, das die innere geschichte, an der ich dieser tage vor allem sitze und sitze und sitze, mir persönlich sehr viel abverlangt. nicht immer erreiche ich die ebene, die offenheit und bereitschaft. nicht immer bin ich auf empfang. und ein bisschen habe ich angst, dass es vielleicht nicht klappen wird. dass doch noch alles kaputt gehen könnte.

dabei ist es nicht so, dass nicht alles schon angelegt gewesen wäre. es steht alles da, im bereits bestehenden text. ich muss nichts mehr finden oder erfinden. ich muss es beleben. es muss gefüttert werden, und das ist manchmal das schwerste.

himmel, so schwer war es noch nie. und so schön zugleich.

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