am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

bonding (118)

noch bevor ich bei meiner agentur anfragen kann, wie und ob es weiter geht, schreibt mir die agentin und erklärt eben das. wir haben ein gutes timing.

was soll ich sagen? der rahmen ist recht eng gesteckt, und ich liege richtig damit, zügig weiterzumachen. so geht alles seinen weg.

nachts spinne ich mich zwischen die welten. ich träume und ich denke im text herum, am morgen baue ich das dann ein. derzeit ist ja alles montage, ich muss es nur passend machen.

es ist seltsam, dass ich mich nun, nach so langer zeit der trauer, auf einmal wieder auf eine geburt einlassen muss. den anfang habe ich ja das erste mal vor über sieben jahren geschrieben und vor drei jahren dann neu damit angefangen.

es ist ein ganz anderer text, ein anderes thema und etliche andere menschen. das hatte ich völlig vergessen.

ich bin weit und gut vorangekommen. es wird gut, auch wenn ich sicherlich insgesamt noch einmal darüberschauen muss.

morgen geht es mit einem ziemlichen batzen weiter, da muss ich kürzen und ändern und womöglich alles auseinanderreißen. ich weiß nicht, ob das geht mit dem kleinen computer, mit nur einem bildschirm.

vielleicht ist papierarbeit angesagt. sitzen im café, im hintergrund: menschen!

im grunde kaum noch denkbar.

bonding (117)

alles anders heute, das wetter vor allem. also ausgeschlafen, gut gefrühstückt, zwei mal kaffee, obwohl der hier so umständlich herzustellen ist. und dann in den text.

bis zum mittag, so dachte ich, wenn es zu heiß wird in der wohnung. wurde es dann aber nicht, der himmel war zugezogen, den ganzen tag. also bin ich dort geblieben, im text, den ganzen tag.

gut vorangekommen, denke ich. vor allem wirklich eingestiegen, weil es nötig war. und dann wieder ausgestiegen und weitergeblättert, bis zur nächsten baustelle. alles dazwischen habe ich tatsächlich nur überflogen und nicht auf herz und nieren geprüft. das ist nicht meine art, ich kann es kaum fassen.

das macht mir angst. mache ich das richtig? aber würde ich es nicht so machen, ich bräuchte noch einmal monate, wenn nicht jahre. und das geht nicht, nein.

bonding (116)

wenn ich nicht tief einsteige in den text, dann verliere ich nicht nur die verbindung, ich verliere den glauben. und die hoffnung, dass es gut ist, was ich tue. kurz war ich überwältigt beim ersten abwägen des stapels. (ja, es ist papier.) da war kein gefühl, kein bisschen mut, es anzugehen. kein vertrauen.

dass ich zunächst einmal an der oberfläche bleiben konnte, hat womöglich geholfen. sechs kapitel habe ich so bearbeiten können, nur eines davon habe ich dabei komplett gelesen. das erste. in den anderen gab es wenig, die habe größtenteils ich überflogen. in zweien gab es die frage nach möglichen kürzungen, die ich angemessen fand. (verknappen, so heißt es da dann.) da musste ich also ran, bin aber nicht rein, nicht tief. erstmals nur handwerk, den fluss prüfe ich später. (wenn es nicht so heiß ist.)

ab jetzt wird das anders, das weiß ich. ab jetzt fehlt etwas. die dummen andeutungen, die ich aus den ersten sechs kapiteln ausgemerzt habe, muss in jetzt erst ergründen und dann ergänzen. und alles ist anders, als ich es vor jahren gedacht habe, als ich den anfang geschrieben habe. das macht mir angst.

außerdem fehlen mir hoffnung und mut. das eine baut auf dem anderen auf, ich weiß. ich weiß nicht, ob ich das mit handwerk und können allein schaffen kann. das habe ich noch nie gemacht, einen text zielgenau in richtung veröffentlichung getrieben. nicht auf dem niveau.

ich muss es suchen, versuchen. vermutlich. ab jetzt.

bonding (115)

lange her, seit april im grunde. auch das lässt sich leicht im blog nachsehen, was für ein glück. seit mitte april habe ich im text nichts entscheidendes geändert. bis heute, das waren also ziemlich genau vier monate pause.

das wurde aber auch zeit.

heute also erstmal durch alles durch, um zurückzufinden. dabei einen teil der von anderen gefundenen tippfehler ausgemerzt. (alle fundquellen habe ich leider nicht mit, aber egal.) wichtig sind erstmal die anmerkungen der agentin, die muss mit dem ding weiterarbeiten. und diese anmerkungen habe ich mit. logisch! ausgedruckt, ein fetter stapel.

dann eine zeitlang suchen und ersetzen, soweit möglich. es galt einen dauerfauxpax in sachen syntax zu reparieren, ein ordentlicher batzen händisches durchpflügen blieb mir nicht erspart. aber nur weil es heiß ist und ich blöd. naja. aber erledigt ist es jetzt auch so.

zuletzt das erste, im grunde völlig verquaste kapitel durchgekämmt. sehr viel gelöscht und geglättet, all das geschwätz. dafür etliche absätze eingefügt, viel kürzer ist es also nicht geworden. aber klarer hoffentlich, weniger volumen.

das ging schnell, und ich werde es nicht weiter prüfen. ich will mich bemühen, nicht allzusehr ins detail zu gehen. eigentlich steht der text ja, aktuell geht es nur um zwei gewichtige und unzählige eher überschaubare probleme. eines der beiden schwergewichte will ich jetzt und hier angehen, weil dieses sich vor allem im ersten viertel befindet. und weil es eher imaginiert als neu durchdacht sein soll. der rest kommt später, das braucht vorbereitung. da muss ich leider noch einmal frisch plotten, verdammt. ich hasse es. jetzt schon.

vor allem aber denke ich, dass es wohl keinen sinn macht, mich jetzt tief in den text hinein völlig zu verzetteln. da kommt ja noch ein verlag mit ins spiel, womöglich sogar recht bald. (wenn alles gut geht. oder träume ich da?) und damit dann ja ein lektorat.

das wird dann wohl noch einmal ein extraspaß. und arbeit, könnte ich mir denken.

ich hoffe, ich schaffe das mit dem zügigen durchgehen, ohne irgendwo steckenzubleiben. ich hoffe sehr.

bonding (114)

ich bin nicht ganz raus, das nicht. aber ich stecke auch nicht mehr tief drin im text. immerhin ist der übersetzungsjob jetzt zu einem drittel durch, das hätte ich so nicht erwartet. und das war sogar schon am letzten wochenende so gut wie gemacht, nur hab ich es da noch nicht einmal absehen können.

das also hat überraschend ein wenig ruhe in mein wochenende gebracht. mit dasitzen und nichts tun, mit balkonpflege und spazierengehen sogar. das dasitzen hat mich wieder näher an den text gebracht, ebenso an eine vorstellung von meiner rolle, meinem standing irgendwo in diesem betrieb. darum werde ich nicht herumkommen. und das ist vielleicht, was mich am meisten fordern wird. kann sein, dass ich es hassen werde. ich behaupte das gern, weil ich mich gern so sehe. scheu und missverstanden, zu zart und zu arm für diese welt. vermutlich wird es aber anders sein, natürlich wird es das. ich werde wege finden, fest in meiner sensibilität zu stehen, wurzeln zu schlagen in meiner tiefe, die kein abgrund ist.

wenn ich meine flügel entfalte, als wäre da wirklich ein engel in mir, dann ist das kein spaß. dann ist das groß. nur tue ich das selten, so gut wie nie. weil es sich meistens weder lohnt, noch irgendwie angemessen wäre. einfach so. ich muss das nicht.

ich muss zurück in den text, das ist alles. und ich sehe es kommen. seit heute, seit eben. meine zeit wird es zulassen, meine spielräume bis zur nächsten schreibzeit anfang august. es wird passen, womöglich sogar ohne stress. dieses mal. zwölf tage unweit von berlin in der kleinen stadt, in meiner liebsten und längst so vertrauten schreibunterkunft.

in wenig habe ich noch angst, dass die coronalage es eventuell doch nicht zulassen könnte. bis dahin sind es ja noch ein paar wochen, wer weiß schon, wie sich das alles entwickelt. aber andere machen richtige urlaubspläne, in andere länder und mit zugfahrten oder flügen gar. das habe ich nicht, das will ich auch gar nicht. und dennoch.

wir werden sehen. am schreiben wird das nichts ändern, hoffe ich. nur schade wäre es und traurig wäre ich. aber das bin ich ohnehin ständig. in diesem jahr besonders.

bonding (113)

gerade ist einfach nicht die zeit zu schreiben. ich muss arbeiten, einerseits im büro, auch wenn das immer noch hier bei mir zu hause abläuft. andererseits sitze ich mitten in einem mächtigen übersetzerding. langweilig und langwierig, gerade deshalb gefährlich. da gibt es nichts nebenbei, keine träumereien. nur ein bisschen bauen und ordnen vielleicht. das hilft auch fürs gemüt.

schreiben wäre besser. ich weiß, dass es nicht außer reichweite ist. ich muss nur aufsehen, dann sehe ich. aber ich soll eben nicht, ich mache nit einmal notizen. das könnte ein fehler sein, aber es würde mich hinaustragen. hinein in den text. das geht nicht, das muss ich vermeiden, noch vier bis sechs wochen vielleicht.

dann wieder, wenn ich nur denke, nicht aber sehe. dann denke ich, dass alles nur banal ist, was ich da geschrieben habe, über zwei, drei, sieben jahre. dass es keine tiefe hat, keine welt, nur eine einfache geschichte. so wie alles. das ist doch nichts.

das ist nicht neu.

bonding (112)

am ende des schreibens ist immer entzug, im körper, im geist und im sein, mit allen dazugehörigen erscheinungen. das eigene leben stellt sich als ruine dar und genau so ist es: gebrochen, entkernt, ruiniert.

nein, es geht nicht anders. ich gibt keinen anderen weg. es muss so sein, für mich, ich muss von der eigenen substanz erzählen, sie ausschöpfen bis aufs letzte. ohne jedoch sie oder auch nur mich letztendlich dabei zu verraten. das ist nicht nötig. am ende bleibt sowieso nichts, dann ist es auserzählt. das ich.

an dem punkt ist unklar, immer wieder, wie hoch der preis sein wird. was sie mich kosten wird, die verstörung in der welt, die dann zutage tritt. wenn das schreiben zuende geht. keine ahnung, wie ich das begleichen soll. oder will. ich persönlich, denn ich allein habe das verbrochen.

und es hilft auch nicht, dass die welt derzeit ohnehin kaum wiederzuerkennen ist. doch das gilt für alle, da will ich nicht maulen.

trotz allem muss ich natürlich wieder ran an den text, wann auch immer. besser bald, dass ich ihn nicht doch noch verliere.

bonding (111)

es gibt erste kleinere oder auch größere rückmeldungen aus der testleserschaft, die allgemein angetan zu sein scheint. das ist jetzt sehr vorsichtig und zurückhaltend ausgedrückt, man kennt mich hier. ich neige nicht dazu, mich über die maßen zu bejubeln. vielmehr so gar nicht, eigentlich. aber das ding ist gelungen, das steht nunmehr fest. im grunde wusste ich das natürlich schon. aber jetzt komme ich überhaupt gar nicht mehr darum herum, diese tatsache fest ins auge zu fassen.

auch die besprechung mit der agentur ist gelungen, wiewohl die umstände grauenhaft waren. der tag an sich entwickelte sich stetig zu dem wohl übelsten, den ich in jahrzehnten erlebt habe. dass soetwas wie ein gespräch am telefon überhaupt irgendwie zustande gekommen ist, wundert mich noch heute. oder es bin einfach ich, die ich geworden bin. alt. die ich dementsprechend unterscheiden kann, zwischen traumatisch belasteten, redundanten innenwelten und dem, was ich in wahrheit lebe. doch ja, da gibt es unterschiede.

schade allerdings, dass mein zustand dann doch erheblich die freude gemindert hat, mal mit jemandem kompetent über meine arbeit, meine wirkliche arbeit sprechen zu können. das war so wenig, so selten in meinem langen schreiberleben. mit klaren, konstruktiven ansätzen konfrontiert zu sein, sich auf der grundlage auszutauschen, nachzufragen, abzuwägen. verstehen lernen, in der vielschichtigkeit nach tragfähigkeit suchen. blastbarkeit im sinne von struktur, um dem gehalt der geschichte nicht im weg zu stehen. beste hinweise, die mich jetzt beschäftigen, durch den alltag, das alleinsein derzeit. knackpunkte im text, die nicht nur bedenkenswert sind. sie sind überarbeitungswürdig auch, genau das steht nun an. früher als ich dachte, aber gut. auch das kann ich. es bewegt sich bereits, in eine richtung, die ich zwar noch nicht klar erkenne. aber das wird.

und überhaupt: eigentlich geht es doch um wahr- und wahrhaftigkeiten. immer.

bonding (110)

erste besprechung mit der agentur am letzten donnerstag. immerhin angesetzt war der termin, und ich habe mich extrem darauf gefreut. ein bisschen auch, weil ich persönlich hinfahren sollte. und woltle und durfte. vor ort im garten und abstand einen menschen in echt treffen, um etwas wirklich wichtiges zu bereden. beinah das erste mal in acht wochen, also so ein echter mensch, fast zum anfassen nah. eine stimme, die aus einem körper kommt, ein dreidimensionales gesicht. immerhin.

war dann aber nichts, weil das motorrad nach ein paar kilometern nicht mehr mitspielen mochte. irgendein dämlack hatte wohl irgendwann darauf platz genommen und an allen knöpfen und hebeln herumgespielt. das war klar, das merkt man sofort. ich stelle die kiste nie mit eingelegtem gang ab. ich lasse den seitenständer nicht ausgeklappt, wenn ich sie auf den hauptständer gehievt habe. eben jener dämlack hat offensichtlich den schalthebel derart malträtiert, dass er mir unterwegs von der welle gerutscht ist.

ich bin gut mit holz und säge, ein wenig auch mit leder, seil und pinsel. aber letzteres schon nur noch unter protest. maschinen reparieren kann ich nur schlecht. selbst mit dieser simplen mechanik war ich überfordert, obwohl mir im nachhinein klar wurde, dass ich hätte wissen können, wie. ohnehin hätte das zu lange gedauert. so konnte ich nur notdürftig flicken und vorsichtig im zweiten gang in die werkstatt meines vertrauens tuckern.

und die schöne besprechung, der termin vor ort in der sonne, mit einem echten, richtigen menschen. hat sich verflüchtigt. stattdessen sind die notizen jetzt per post zu mir unterwegs, in zwei fetten briefen, die zweite hälfte ist schon da. der rest passiert dann am telefon. ich weiß nicht. das ist schade, ich bin über die maßen traurig. aber das bin nur ich, die ich hier sitze. allein.

ich habe den einen fetten brief geöffnet und kurz hineingesehen. gestern schon, wenn auch kaum gelesen, auch nicht die bemerkungen. nur gewundert habe ich mich. wie seltsam eine handschrift, kopiert nur, nach acht wochen menschenleere auf mich wirkt.

sinnlich fast. ich fasse es nicht. wie ein kleines geschenk.

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