am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

bonding (99)

schreiben ist schrecklich. ich weiß nicht, warum ich das tue. vielleicht nur noch, weil es albern wäre, nach über zwei jahren, die letzten zwanzig seiten auszulassen.

keine ahnung, ob es heute so schwer war, weil es eben die schwere texterstellphase ist. alles noch unsortiert und unfertig, das macht unzufrieden. kaum ein augenblick klarheit oder schönheit gar, nichts das die türen öffnen würde. bislang. und immer die angst, dass es auf einmal nicht mehr funktionieren könnte. jederzeit.

ich kann also nicht wirklich sagen, was ich getan habe, geschrieben, den ganzen langen tag. heute ganz besonders, stundenlang habe ich gesessen. aber ob das gut war, ob es brauchbar ist, was da jetzt steht. etliche seiten sind es, das weiß ich, vorsortiert nach überarbeitungszustand. ich hoffe, dass es wenigstens lesbar ist. aber ich werde nachschauen müssen, morgen. um das beurteilen zu können.

vor allem ist natürlich die konzentration doch immer wieder arg gestört, durch ein virus.

bonding (98)

es sind nur noch wenige seiten, ein bisschen was zu sagen, zu erzählen. nicht mehr viel. meine vorgehensweise ist seltsam, schon gestern und vorgestern war das so. ich knabbere an den äußeren ränder dieser paar seiten und versuche, von dort in die mittte vorzudringen. ich umzingle etwas, von dem ich noch nicht weiß, wie es am ende ausgestaltet sein könnte. sein wird.

auf die art habe ich heute das letzte material an die ränder gegossen und in die mitte laufen lassen. alles, was noch nötig ist, ist eingeflossen, da bin ich sicher. der boden überall bedeckt. sechs seiten stehen nun da, mittig noch sehr grob, nein schlimmer noch: rudimentär. für die mich seit tagen umschlingende unkonzentriertheit jedoch ist es gut. nicht gut genug, sondern wirklich gut.

so gut, dass es morgen nur besser werden kann. werden wird.

bonding (97)

ich sortiere meine diversen arbeitsplätze und arbeitszeiten, die auf einmal alle an einem ort stattfinden. kein schlechter ort: bester schreibtischstuhl von allen, vertrautestes technisches equipment, radio und tv sind dauerhaft griffbereit und die küche mit dem persönlichsten geschmack bestückt. sogar klopapier ist auch noch ein bisschen was da.

ungewohnt ist es, all die arbeit an einem ort konzentriert zu erledigen. nicht mehr akurat wechseln zu können, indem ich den ort wechsle. abschließen mit dem einen, eintreten in das andere. das schreiben, es droht unterzugehen in solchen konstellationen. ich kenne das.

deshalb wohl schreibe ich derzeit spät in der nacht, nach einem vollen arbeitstag, ein paar zeilen zumindest. um es zu halten, mich zu halten. in einer situation, die nicht nur durch die arbeitsplatzorganisation angespannt ist. bis tief ins innere.

gestern nacht also, nach dem grob angesetzen ende des romans, den einsatz für die letzten paar seiten notiert. auch nur grob, aber durchaus tauglich. solche einsätze oder übergänge, das ist wichtig. daran hänge ich oft.

bonding (96)

weniger zeit am schreibtisch heute, viel weniger, dafür aber tief im text verschwunden. auf der klaviatur der satzzeichen gespielt und mit der ordnung der worte. jetzt ist der erste teil des letzten kapitels fertig. fünfzehn seiten sind es geworden, sicher noch einmal soviel werden folgen. das ist nicht viel, das ist bald.

das mag nicht viel sein, dennoch ist es wohl komplex. wenn es so wird, wie ich mir das denke. wie es grob notiert steht im manuskript hinten und verfeinert schwimmt in meinem hirn, meinem gemüt und atem. bis es endlich wird.

aber dann ist alles gut.

bonding (95)

ich bemühe mich, was sonst soll ich tun. ich kann nichts anderes, also schreibe ich. und es geht wieder besser heute, nachdem mich die letzten tage fürchterlich desorientiert haben, zu durchdrungen waren sie von der wirren welt da draußen.

gestern habe ich zwar auch gearbeitet, kann mich aber kaum erinnern, was genau ich getan habe. heute morgen bin ich dann, gleich nach dem wöchentlichen einkauf, direkt an den schreibtisch. und bin bis gerade eben dort sitzen geblieben. (nein, ganz so schlimm war es nicht. ich bin auch mal aufgestanden.) das war gut. ich habe viel geschafft, ich bin zufrieden.

dabei war viel zu tun: die misslungene handlungsebene einer seitenlangen dialogpassage musste von grund auf durchsortiert werden. inhaltlich stimmte so gut wie alles, nur die handlungsabfolge war ein desaster. das hatte ich sogar schon selbst gemerkt, bevor es mir gestern vormittag dann auch noch explizit aufgezeigt wurde. ich hatte nur den nerv nicht, an den tagen davor, mich intensiv da hineinzubegeben. keine konzentration, nur stress und die wirre welt da draußen. deshalb wollte ich wohl versuchen, mich mit ein paar groben korrekturen aus dieser pflicht herauszuwinden.

also heute dann, es hilft ja nichts. da habe ich zum ersten mal seit langem mit papier und markern gearbeitet. arbeiten müssen, wei der kopf allein es nicht halten wollte. umgeben von dieser wirren welt. unter normalen umständen wäre ich sicher schneller gewesen, das stimmt. aber das resultat ist dennoch okay. denke ich. ich schau mal morgen.

weitere drei seiten sind noch offen, ebenfalls für morgen. mit diesen stünde dann so in etwa die hälfte des letzten kapitels. fest auf den beinen, ohne das sich noch darum bangen müsste.

anschließend geht es natürich weiter. der letzte satz steht bereits da. das sagte ich das schon, oder?

bonding (94)

zweiundzwanzig ist fertig, ausgedruckt und abgeheftet. wieder weit über das ziel hinaus geschossen und fast dreimal soviel wie gedacht geschrieben. aber da habe ich eben falsch gedacht, vielleicht aus sicherheitsgründen. damit ich nicht vor angst in die knie gehe, wenn ich mir vorher klar vor augen führe, was es tatsächlich zu tun gilt. das material selbst, den stoff kenne ich genau, und ich weiß um die notwendigkeit der belebung. das kostet zeit und kraft, sammelt seiten und ist die einzige möglichkeit. zu schreiben, zu leben. alles andere wäre selbstbetrug. wie auch betrug an der literatur.

ein ende ist also geschafft. jetzt kommt das zweite, das vermeindlich kleinere. und das eigentlich schwerere, weil da noch vieles geklärt werden muss. morgen muss ich also lesen, die binnengeschichte, das alles noch einmal in mir entfalten. um auch das abzuschließen. viel mehr sollte ich mir nicht vornehmen, vielleicht für das gesamte wochenende nicht.

ziemlich genau vier wochen gebe ich mir für dieses ende, das wirkliche ende. seitenzahlen, wie neulich schon gesagt, verkneife ich mir besser. die erfahrung der letzten monate spricht dafür, da lag ich immer sehr daneben. aber wenn es so etwa dreißig werden, käme das manuskript letztendlich auf zirka vierhundertfünfzig seiten. das klingt doch fett und satt und rund.

nein, das klingt unglaublich!

nebenbei sammel ich neuerdings frische arbeitstitel und schreibe sie mit den alten in eine kleine textdatei. auf einmal kommen sie, ich weiß nicht, woher. und warum. das ist auch alles nicht wirklich gut, bis auf einen vielleicht. den ich hier natürlich nicht verrate, wo kommen wir denn da hin.

buchtitel sind schwer, unfassbar schwer. zu suchen, zu finden, eigentlich nicht möglich. im grunde hänge ich auch immer noch an „bonding“, was es exakt treffen würde. aber das ist englisch, und es lässt sich so gut wie nicht übersetzen. das, was ich meine. darüber hinaus macht die andere bedeutung es für meine zwecke komplett zunichte. in beiden sprachen. das ist gemein, das denke ich jetzt seit jahren.

exodus

schreiben. das ist irrsinn, im grunde. jetzt, gegen ende eines solchen projekts, sehe ich es wieder überdeutlich. es ist der reine wahn.

jahrelang ist es wie ein spiel im inneren universum. es ist traum und quälerei, konstruktion und zufall. und niemand sieht mir zu dabei. ohne rücksicht drehe, schiebe und biege ich die dimensionen.

in ein ausgedehntes momentum des eigenen seins.

das am ende in eben dieses eigene hinein exodiert. das ich. dieses kleine ich in dieser großen welt. das dem niemals genügen wird.

was geschrieben steht.

bonding (93)

kapitel zweiundzwanzig ist durch, fürs erste zumindest. bis nächste woche in der gruppe lasse ich erstmal alles liegen, danach wird es ein paar feinheiten zu korrigieren geben. da habe ich keine zweifel. einstweilen stimme mich auf das letzte kapitel ein, das ja ganz anders sein wird. es bedient nicht denselben erzählstrang, greift eine völlig andere stimmung, eine andere geschichte auf. und die will noch gefunden werden.

nicht wirklich natürlich. ich weiß durchaus, wo ich hinwill. oder hinmuss, das spielt auch mit. immer. doch ich weiß genau den letzten moment, ein ende, das sich gleich wieder öffnet. was aber gefunden werden muss sind aufbau, struktur und ablauf. das letzte stück weg, bis zum letzten punkt.

das ist beängstigend, ja. ich weiß das, ich spüre das. mit jedem atemzug wird es schlimmer. andererseits funktioniert alles wie sonst auch, auch jetzt.

am ende geht alles schritt für schritt und wort für wort. ich begleite die story, gehe an ihrer seite. und wähle, was es noch zu sagen gilt.

mehr nicht.

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