am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

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buddha am schreibtisch

meine wienzeit diesmal ist eine schreibzeit, eigentlich. ich weiß nicht mehr, ob ich das von anfang an so geplant hatte. aber es ist jetzt schon lange so beschlossen gewesen, also.

los!

ja, ich muss mich zwingen. es läuft nicht von allein, das war in den letzten wochen, wenn nicht monaten, schon kaum zu übersehen. all das, was nur in meinem kopf herumwabert, gebein und gemüt, aber keine form findet, das muss jetzt. ja, was weiß ich was: zu leben beginnen.

einen plan habe ich nicht mitgebracht, und ich habe bis jetzt auch keinen gemacht. ich habe mir angesehen, was da ist. das wenige. ich habe ein paar sachen verschoben, aber nur, weil ich festgestellt habe, dass ich sie an einer stelle zu löschen vergessen hatte. oder ich hatte etwas anders damit im sinn, keine ahnung. das ist so lange her, dass ich es einfach nicht mehr weiß. solches muss man unbesehen wegwerfen können. und das, immerhin, kann ich inwischen.

ein glück!

anschließend saß ich da und wusste den weg, auch wenn er mir nicht gefiel: ich muss einfach vorne anfangen, um die stimme zu finden. es geht nicht anders, alles andere ist unwichtig. wenn sich das nicht findet, ist es sowieso egal. dann ist es vorbei.

im grunde ist also das der punkt, jetzt, an dem ich mich aus der idee, der großen gesamtgestalt, in die ebene hineinbewege. in der gewissheit, dass dabei vieles verloren gehen und anderes sich finden wird. es ist also weiteres wegwerfen gefragt, unbesehen und unwiederbringlich. dem kosmos zum geschenk. das ist der moment, in dem es beginnt.

überraschung!

noch hat es mich nicht gepackt, aber natürlich bleibe ich dran. ich sehe, dass es in die richtige richtung geht, doch noch spüre ich so gut wie nichts davon. zwei seiten habe ich bearbeitet, und eines immerhin ist durchaus da: der ebenenwechsel. ich schreibe den augenblick, die menschen und die geschichte.

das jetzt!

trotz ostern

von den verschiedenen wohnungen, die ich bislang in wien kurz oder ein wenig länger genutzt habe, ist diese hier sicher die beste. trotz der kleinen widrichkeiten mit heizung und wasser. (den badewannenstopfen habe ich inzwischen gefunden, das ist doch was.) ich stelle fest, dass es hier viele durchgangsküchen gibt, fast überall eine wanne vorhanden ist, aber so gut wie nie ein balkon. zumindest in den alten häusern ist das so. das treppenhaus verläuft in einem halbrund, der handlauf ist über die jahre, jahrzehnte glattgegriffen, es gibt wasserbecken* auf jeder etage und die fenster, die aus den wohnungen ins treppenhaus schauen, sind vergittert.

ich bin zufrieden. ganz unten unter mir ist so etwas wie eine musikschule, das heißt, regelmäßig werde ich mit klavierübungen beglückt. ich meine, wirklich beglückt. das klingt alles sehr sauber und schön, und es ist ein altes haus mit mächtigen wänden und decken, vermutlich. der sound reicht also sehr gedämpft bis zu mir.

draußen ist immer noch wind, aber ich bin doch jeden tag unterwegs. nicht so viel, wie bei den anderen malen hier. bislang bleibe ich in der gegend, denn die hauptsache diesmal ist das schreiben. ich bin nicht weit von der westbahnstraße, wo ich mir vor ein paar jahren, ich weiß gar nicht mehr genau, endlich mein wien erschließen konnte. dennoch ist es hier sehr anders, ein bisschen verkommener, nicht nur wegen dieses komischen lugner-komplexes um die ecke. das ist ein leicht runtergekommenes einkaufszentrum, nicht anders als alle anderen auch. die döner- und fladenbrotbäckerrate ist auch ein wenig höher als auf der neubaugasse, aber nicht ganz so dicht wie in favoriten, wo ich beim letzten mal war. dort, das lese ich in der rosa zeitung, wird gerade eine waffenverbotszone getestet. menno!

unterwegs fahre ich deutlich mehr u- und straßenbahn, um das immer noch malade knie weiter ein bisschen zu schonen. das kostet ja nix, ich meine: siebzehn euro für eine woche wiener nahverkehr?! in den ersten bezirk habe ich mich kaum getraut, weil ich dachte, da würde es mächtig ostervoll sein. aber es war im grunde wie immer, gar nicht so schlimm. nur an zentralen stellen, am michaelerplatz oder am dom, da geht es natürlich hoch her. und vor jedem geöffneten schokoladen stehen menschenschlangen, ich weiß nicht wieso. die wollen alle diese kugeln, denke ich. ich prüfe es aber nicht nach.

weil eine lange kutschenparade mir den weg verklappert, nehme ich einen anderen weg und lande auf dem petersplatz. na, das passt ja, an einem ostersonntag. da war ich noch nie, und da steht auch eine kirche. was sonst? und weil ich gestern noch mit einer freundin darüber gesprochen habe, wie schön im grunde kirchen von innen sind, wenn da nur nicht immer diese kreuzigungbilder herumstehen würden, gehe ich hinein. trotz ostern, aber das fällt mir erst innen wieder ein.

ich sag mal so. barock ist nicht meins, also überhaupt gar nicht. in all dem überfluss habe ich dann nach der kreuzigungsszene gesucht, mich dafür sogar extra hingesetzt, und ich habe sie nicht gefunden. ich bin sicher, sie ist irgendwo, das kann doch nicht anders. ich habe sie vermutlich einfach nur nicht entdeckt. aber immerhin, es gab deutlich mehr engel und marien, das ist ja in katholischen kirchen nicht unüblich, soweit ich weiß.

das eigentliche aber war, dass ich es nicht schön fand dort, nicht einmal halbwegs angenehm. gut, die menschen sind still und flüstern, wo sonst tun sie das, ganz aus freien stücken. ja, das gab es da schon. doch die vielen bilder und zeichen, die waffen und wappen überall, der hirarchische aufbau, unübersehbar. all das schien mir mehr als alles andere eine machtmanifestation zu sein. oder, um es deutlich zusagen: eine weltliche demonstration von macht.

das ist nicht schön, nein. und ich gestehe, ich habe verstanden, vielleicht in diesem moment erst, wie wichtig einst die zerschlagung der verbindung weltlicher und klerikaler macht war. und wie sehr wir darauf bestehen müssen.

* diese allgemein zugänglichen wasserstellen am gang alter mietshäuser heißen „bassena“, das lerne ich gerade von der kaltmamsell; mit verweis auf torbergs „tante jolesch“, versteht sich.

gemach

ostern. vor einem jahr habe ich das schlafzimmer gemacht, das heißt am karfreitag war ich vermutlich dabei, beim deckestreichen ganz vorsichtig die leiter zu versetzen, damit das keinen krach macht. an diesem heiligen tag. vor zwei jahren dasselbe mit der küche, nur dass ich da nicht so vorsichtig war mit dem lärm. bis eine nachbarin genervt vor der tür stand. außerdem hat die küche viel, viel länger gedauert, nicht nur, weil der nachbar von oben die frisch gestrichene decke zum zweiten mal geflutet hat. und damit ruiniert.

hier ist kein feiertag, schon eine ganze weile nicht mehr. ich laufe also umher, draußen ist sonne satt und warmer wind. t-shirt-wetter, während ich noch im pullover herumlaufe. das ist gemein, weil sich mir wien auf die art immer wieder als eine art sommerwesen zeigt. oder als freundliche sonnenstadt im licht. ich halte fest: wien ist wärmer als die wohnung, der pulli ist für den abend und drinnen. einstweilen. ich kaufe zeug für die kommenden tage, kaffee und frühstück und kram. nicht viel, aber unsinn. nun gut. ich gehe dreimal zum billa, jedesmal in einen anderen laden, weil mir noch etwas einfällt. salz.

hier und jetzt steht also kein raum auf dem plan. oder vielleicht eine andere art. raum. die wienzeit diesmal soll ja eine schreibzeit sein. das ist mir unterwegs eingefallen, mit dem lebenmittelrucksack auf dem buckel. dass ich ja schon in dresden und leipzig alles dabei hatte, für die jeweils kurze zeit ein unsinn. und ein frust nicht zuletzt. hier soll das, muss das anders sein.

was nicht so einfach ist.

gegen drei hatte sich der vermieter angekündigt, um das waschbecken zu richten. ist ihm nicht gelungen, aber ich konnte ihm ungeniert ins handwerkerdekollté schauen. immerhin. (nein!) die heizung läuft, auch wenn der thermostat offensichtlich eine fehlermeldung zeigt. wir haben das so gelassen. ich hoffe, das hält sich. dann ist er wieder gegangen.

die wohnung an sich ist super. gute lage, nah dran und doch ein bisschen ruhig. vor allem aber, weil der esstisch fantastisch als schreibtisch funktioniert. vor dem kleinen schlafzimmer steht ein hoher nadelbaum, keine ahnung was für einer, und drei birken, die ihre feinen zweige in den wind hängen. da werden blätter sein, recht bald, vielleicht schon nächste woche. dann sehe ich sie noch, das wäre schön. es gibt nicht so viele birken in berlin.

die vorstellung, irgendwann herzukommen und zu bleiben, ist derzeit etwas gekränkt. ich traue mich das nicht mehr denken oder gar träumen. nichts entwickelt sich entsprechend, die voraussetzungen sind nicht nur nicht gegeben, sie sind nicht einmal am start. das ist schade. leben muss man sich leisten können. (sagt herr lindner, der es ja wissen muss. danke.)

gemach. es wird werden, alles, wie es soll. das wort allein, mehr bin ich, will ich nicht.

gehen mit laufen

kaum zu glauben, der zug ist mit elf minuten verspätung losgefahren und letztendlich beinah ein paar minuten zu früh angekommen. die wurden dann allerdings vorsorglich in st. pölten abgewartet. neben mir saß die ganze zeit ein junger wiener, wie ich vermute, der in der gegend leipzig/halle arbeitet, irgendeine produktionsstätte aufbauen helfen. nach hause, sagt er. er fährt nach hause, alle vier wochen oder so. und jetzt über ostern. wie ich, denke ich. was natürlich quatsch ist. ich war noch nie in halle.

wien ist windig und wild. die wohnung ist toll. ein riesengroßes zimmer, tangotauglich im grunde, und ein kleines, feines schlafzimmer zum hof raus. da bin ich mal gespannt, das verspricht ein wenig ruhe. außerdem gibt es eine badewanne, jedoch keinen stöpsel dafür. das ist kontraproduktiv, aber irgendwas ist ja immer.

nach dem einkaufen war es dunkel, regnerisch und kalt. und habe ich geraume zeit damit verbracht, die heizung zu verstehen, die leider ebenso kalt war. das ist ja soweit in ordnung, es ist frühling. aber abends wird es ja doch noch schnell recht kühl. verstanden habe ich nicht, was da vor sich geht, aber immerhin werden ein paar heizkörper langsam warm. ohne dass ich wüsste, wieso und warum. der im bad ist inzwischen sogar richtig heiß, den wiederum krieg ich jetzt gar nicht wieder runter. himmel!

das ist übrigens die dritte reise in diesem monat, das ist mir so richtig erst aufgegangen, als ich zum dritten mal am südkreuz stand und wartete. aber hier angekommen habe ich den koffer zum ersten mal gleich sofort komplett ausgepackt. dresden und leipzig waren eigentlich nur ausflüge, da war von anfang an alles immer schon fast wieder vorbei. hier ist jetzt ein bisschen ist zeit, und ein bisschen kann ich bleiben.

morgen teste ich also weiter. das mit der heizung meine ich, es hilft ja nichts. morgen schaue ich auch mal, was mein wien so macht. da konnte ich heute noch gar nicht nachsehen. ich hoffe, dass es gehen wird mit dem laufen. und ich hoffe auf sonne.

vienna calling

einigermaßen genug entschnupft und enthumpelt, um morgen weitgehend entspannt in den zug steigen zu können. aber ich bin froh, dass es wohl tatsächlich der direktzug sein wird. kein stress diesmal, bitte. dazu reicht es vielleicht nicht. keine umständlichen umsteigereien und endlose verzögerungen. das kann ich diesmal wirklich nicht gebrauchen.

aber ich will nicht motzen, ich will mich freuen. die vorbereitungen waren leicht und überlegt, diesmal. wohl weil das kranksein mir bei aller verrotztheit ein bisschen zeit und raum geschaffen hat, eine art übersicht. das wiener nahverkehrsticket ab morgen ist bestellt und bezahlt, die bahntickets ausgedruckt, auch das für den nightjet zurück. ebenso ist die zugangsprozedur zur unterkunft bereits gesichert und notiert, und – was für eine überaschung – karfreitag ist gar kein feiertag in österreich. nur ostermontag.

damit erledigen sich meine überlegungen, wie ich doch noch irgendwie an lebensmittel kommen könnte, falls die bundesdeutsche bahnverbindung die übliche solide verspätung einfahren sollte. was sie ja im grunde immer tut, und die lebenmittelläden schließen recht früh in wien. aber egal jetzt, der freitag ist frei. jetzt nur noch den wecker, dann ist alles gut. hoffe ich.

soviel dazu, dass ich eine schechte reisende bin. und was für eine schlechte reisende!

verschnupft

rückreise aus leipzig unter erschwerten bedingungen: humpelnd und verrotzt. also rheuma im linken knie und covid, beides auf einmal. so dachte ich, aber weder das eine noch das andere scheint sich zu bestätigen. alle tests sind negativ, es ist einfach nur ein rotz. das bedeutet zwar auch einen dumpfen schädel, brennende augen, ohreninnendruck und lähmende erschöpfung. aber ich kenne es, kann es einschätzen: in drei bis vier tagen ist das vorbei.

das gehumpel hat sich auch verbessert, es scheint sich außerdem um eine rein mechanische verdrehung zu handeln. nichts entzündliches also, auch wenn es nicht entgültig abgeklärt werden konnte. die praxis meiner rheumatologin ist ab sofort dauerhaft geschlossen, habe ich per anrufbeantworter dort erfahren. damit hatte ich durchaus gerechnet, auch ärzte gehen in ruhestand. aber unpassend kommt es natürlich doch.

die ersatzweise konsultierte hausärztin konnte zumindest mit der basisversorgung aushelfen und eine vage arthrosediagnose in den raum stellen. diese hat sich dann heute irgendwie bestätigt, als es in der besagten kniekehle einen schmerzknall tat. also nicht wirklich ein geräusch, vielmehr eine art elektrische schmerzentladung von dem bruchteil einer sekunde. anschließend war das auftreten mit der ferse und anschließende abrollen des fußes nahezu sofort wieder möglich. durchaus noch mit vorsicht zu genießen und auch nicht völlig schmerzfrei, aber deutlich verbessert. ich bin gespannt, was meine physiotherapeutin morgen dazu sagt. da darf ich ja hin, mit negativem test und maske vielleicht. von der erwarte ich mir die bestmögliche aufklärung und diagnose.

einstweilen bin ich froh. ich werde nach wien reisen können. vor allem, weil auch die bahn offensichtlich nicht mehr streiken wird, ja, nicht einmal mein gebuchter direktzug wurde bislang abgesagt. kaum zu glauben.

satt und zufrieden

heute morgen also noch oberübleres wetter als ohnehin schon vorhergesagt, gefühlte minus ein grad celsius. tatsächlich satte drei grad plus, aber genau so war es dann auch. mannomann. ich bin dann auch erst gegen mittag, zwischen zwei schauern los, aber das mit der schauervermeidung hat nicht so recht geklappt. im endresultat bin ich gleich zweimal heute ein klein wenig nass geworden. aber egal.

der vorteil eines solchen wetters ist, dass die messehallen nur laut, aber nicht so sehr atemraubend stickig sind. lange bin ich dennoch nicht geblieben. ein paar leute habe ich begrüßt, ein paar auch gesehen, die mich nicht grüßen, weil sie mich nicht erkennen, einen nicht erwischt. zusätzlich zwei oder drei stände gezielt angelaufen, um zu schauen und zu schnuppern. mehr tut man nicht auf messen, denke ich, nicht als autorin.

menschen, alles voller menschen. aber die rückfahrt klappte gut, sogar mit sitzplatz, was nicht schlecht war, weil ich mehr und mehr zu humpeln begann. was mich gestern noch gewundert hat, buche ich heute unter rheuma, was sonst. mist, verdammt. (nur fünf tage bis wien! bis dahin muss das weg.)

noch einmal vollgefressen im grundmann, gleich hier um die ecke, aber in diesem jahr erst entdeckt. volles programm mit hauptgericht, einspänner(!) und alkohol zum abgang. wie so ein richtig erwachsener mensch, aber mehr ging nicht. alles superlecker, echt teuer und ein bisschen posh, der laden. wirklich vom feinsten. ich bin zufrieden.

jetzt ist gut, jetzt ist fertig. ich bin zurück in der unterkunft und werde diese nicht mehr verlassen. obwohl mir nach ein wneig nachtspazieren wäre. aber sowohl das wetter als auch mein linkes knie sprechen dagegen. leider.

morgen geht es zurück, gegen mittag schon. am nachmittag bin ich in dann berlin, da muss ich gleich an die übersetzungen, die ich am mittwochmorgen habe ausfallen lassen. und vielleicht das auch festplattenproblem lösen, das sich bei den letzten beiden reisen gezeigt hat. meine absolut wichtige externe festplatte will einfach nicht so recht mit dem neuen rechner kommunizieren. auch das muss bis wien weg.

das nervt. das reisen, meine ich. vielleicht meine ich das. ich weiß nicht.

keine not

plötzliches schietwetter, jetzt am abend. nicht allzu kalt, aber nass eben. am morgen gab es noch sonne, wärme und einen spaziergang auf den fockeberg. was eine art müllhaufen ist, das kennt man ja aus berlin. was der krieg so hinterlässt. die straßenbahnen fahren hier offensichtlich gar nicht, das habe ich am nachmittag an einer haltestelle ablesen können. anderswo soll es einen verminderten betrieb geben, so stand es auf der messeseite. nun ja. es gab ein bisschen platz für haushaltskram, leergut wegtragen und so, zwischen bergbesteigung mit anschließendem frühstück in netter begleitung und der vorgesehenen lesung am abend. jetzt gleich also.

man merkt, ich bin nicht raus auf das messegelände. auch nicht sonstwie in den betrieb eingetreten, wie auch. ich hab immer noch keine ahnung. und womöglich tut es auch keine not, ich bin, was ich bin. das ist ohnehin sehr eigen und anders. das ist es, was zählt.

und langsam muss ich mal los. zu fuß. ist nicht weit.

muss, muss, muss

also: hat sich heute alles ein wenig anders entwickelt, als ich mir das gestern so gedacht hatte. wobei: äußerlich betrachtet nicht unbedingt, wirklich erwischt hat mich sicher niemand dabei. wobei: gegen mittag zum beispiel schon den ersten alkohol zu mir genommen, ein klein wenig unter zwang, höchst öffentlich an einem der messestände. gut: leckersten bitter aus der schweiz, wenn mich nicht alles täuscht, das geht in ordnung. hatte ich lange nicht. und überhaupt: menschen getroffen, absichtlich auf sie zugegangen und mit ihnen gesprochen. damit hatte ich gar nicht gerechnet, das war gegen jeden plan. noch weniger: dass ich mich zu neuen ideen so halb fast ein bisschen habe hinreißen lassen.

verdammt!

jetzt ist es dunkel draußen, eher kalt, nicht mehr so stickig und heiß, wie unter den hallendächern. jetzt weiß ich nicht mehr, ob das so gut war. ich schaue in den alten text, abgestanden und mir fast schon fremd, statt mir den neuen vorzunehmen, der so unausgegoren, halbgar und verzweifelt neben mir liegt. (warum eigentlich? was soll der hier? was will ich?) der alte dagegen, der wie angeklebt ist an mir und einfach nicht weg will. oder anders natürlich: kein verlag will ihn haben, so sieht es doch aus. der alte ist lange über seine zeit, er trieft schon und stinkt. ich kann und will ihn nicht mehr sehen. ich will ihn begraben, eigentlich.

ich will nur noch weg.

ich hätte gar nicht erst herkommen sollen, ganz grundsätzlich. immer wieder lande ich bei der einen frage, was ich falsch gemacht haben könnte. und wann, vielleicht vor jahren schon, jahrzenten, eine grundsätzlich falsche entscheidung getroffen. schreiben statt leben. wenn das so ist, dann ist das lange her, über vier jahrzehnte. das ist nicht mehr zu ändern, zu retten.

also: ich muss mich sortieren, ich muss es ertragen. ich hab das so gewollt. ich muss, ich muss, ich muss. das ist alles nicht mehr schön.

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