neuköllner wandgestaltung, natürlich.
neukölln
neuköllner wandmalereien
hier bei mir um die ecke wird nicht mehr nur noch grob gesprüht, also sprüche und so ein zeug an den hauswänden angebracht. die zu bewundernden bilder werden in letzter zeit immer filigraner, natürlich sind auch hier längst schon die papierkleber zugange. also die, die keine plakate kleben, sondern kunst.
in dem oben abgebildeten fall könnte man übrigens fast von moderner höhenmalerei reden. finde ich. ob das das werk einer einzelperson ist? oder ob es sich nach und nach unter mitwirkung verschiedener nachtmenschen entwickelt hat?
migrationsmacho
neulich stand ich in diesem schwedischen klammottenladen herum und neben mir ein großer kerl, dunkel und breit, der einen pulli streichelte. ich liebe diesen stoff, sagte der mann schließlich sehr ernsthaft zu mir. dann ging er weg. da erzähl mir nochmal einer was über diese neuköllner machos mit migrationshintergrund.
babylon
gestern abend kurz vor elf vom südstern aus die weserstraße nach hause geradelt. da war es voll wie nie, überall. zwar wegen den 48 stunden, aber dennoch. bemerkenswert. menschen und musik, zum teil auch in den nebenstraßen. fahrräder überall, an jedem baum an jedem straßenschild angebunden. bierflaschen und bordsteinsitzgelegenheiten. licht in den fenstern und alle paar meter eine neue sprache.
das gewirr endet, genau eine straßenecke vor meiner straßenecke. noch bin ich jenseits der gentrifizierung, so gerade eben.
ein wenig blöd komme ich mir vor, weil ich durchfahre, nach hause will. aber ich bin müde, lausche nur hier und da, im vorbeifahren. ob ich zu den alteingesessenen neuköllnern gehöre? weil ich schon seit fast sieben jahren hier bin? oder wegen meines alters vielleicht. keine ahnung, aber jung und kreativ bin ich ganz sicher nicht. noch ist wohl offen, wo ich hingehören werden. im zweifel hocke ich sowieso immer zwischen allen stühlen.
später, nachts gegen zwei, setzt etwas entfernt, aber dennoch gut hörbar, das gegröle ein. besoffenes männergebrüll, in berliner sommernächten nicht unüblich. und hier in neukölln besonders verbreitet. aber das gab es hier immer schon, soweit ich weiß.
weserstraßenblues, neukölln
nachts scheppern fahrräder und poltern skateboards die neuköllner weserstraße entlang, an der ich wohne. außerdem schwirren seit jeher ziemlich viele stimmen an meinem schlafzimmerfenster vorüber. die sprachvielfalt hat sich in den letzten erheblich erweitert, viel spanisch dabei, immer mehr amerikanisches englisch. (was ich, britisch geprägt, nicht sonderlich zu schätzen weiß, wie man womöglich weiß.) vorgestern waren es zweidrei jungs, die hundebellen und katzenmaunzen ausprobierten, bevor sie in paar meter weiter in heftigen streit und schreierei verfielen. manchmal singen oder pfeifen die vorübergehenden auch. und sie lachen. sie lachen viel.
gestern nacht, kurz vor dem einschlafen näherten sich zwei frauenstimmen, zweistimmig singend. dann lachten sie, tief und entspannt. das war kurz bevor sie bei mir vorbeigingen. sommernächte verfügen über einen großen resonanzraum. lachen ist eine lust. direkt unter meinem fenster sangen die beiden dann wieder, immer noch lachend. das war der moment, in dem mir das herz brach.
neuköllner nachtleben und frühschoppen
sehr nette gegend ist das hier. gestern, kurz nach mitternacht, fingen schräg gegenüber plötzlich ein paar jungs an, ihre autos zu waschen. und zwar mit dem handlichen druckstrahlreiniger, mit dem sonst der gehweg vor dem eckladen gestaubputzt wird. motorgetrieben natürlich und säuselig brummend laut. zum sonntäglichen frühschoppen dann, heute morgen, gleich gegenüber von meinem schlafzimmer, gehörte neben flaschenbier auch eine flinke line, vom versifften stromkasten direkt ins hirn geschossen. was genau das war? keine ahnung, vielleicht salz?