am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

1,2,3 usw.

termin 2: hausarztgequatsche. eigenartig. ungewohnt. über dreißig minuten nur reden, keine untersuchung, nur einmal kurz die blutdruckhöhen beziffert. eine sehr seltsame erfahrung. strategien klargemacht, rheumamedikation als wahrscheinlich gekennzeichnet. abwarten, bis montag.

anschließend: mimose gekauft. (gleich zwei eigentlich.) die schwarzäugige dagegen steht noch aus.

schön (und nicht traurig)

in blogs, und in diesem hier wohl ganz speziell, ist es ja so: irgendetwas findet recht spontan irgenwie einen weg hinein. oder hinaus, wie auch immer. überarbeitet wird wenig. manches stoppelt sich über tage zusammen, bis ich den faden doch wieder verliere. und vieles, sehr vieles geht verloren, weil ich keine zeit habe oder keinen ansatz finde. das ist das schöne an blogs, denke ich. zumindest an diesem hier, das nicht mehr und nicht weniger will.

trotzdem passiert es mitunter, daß ein text einen punkt trifft, zufällig einen moment erwischt und deshalb fast schon vollständig und ganz daherkommt. obwohl er in kurzer zeit heruntergeschrieben wurde und eigentlich beinah überhaupt nicht ausformuliert worden wäre. weil es spät war an diesem tag, die lust beinah nicht vorhanden und nur ein letztes aufraffen dennoch dazu geführt hat. so wie der text über meine hände, neulich.

ein zufallstreffer, den es nach anfrage von antje schrupp, nun auch in überarbeiteter, sprich polierter, form auf beziehungsweise weiterdenken gibt.

herzlichen dank dafür. insbesondere die kleinen ergänzungen, die gedankliche und sprachliche weiterführung und frische frische konzentration natürlich haben mir große freude bereitet.

traurig und schön

ich lerne langsam. das ist nicht immer so, aber wenn es um mich geht, habe ich keine wahl. über mich lerne ich nur schwer.

zum beispiel, wie dieses system funktioniert, das doch im grunde gesundheit bringen soll. menschen werden zu patienten. sie werden in unterschiedlich große themenportionen geschnitten und so in die verschiedenen sparten gefüllt. auf den ersten blick ist das sinnvoll, denn niemand kann alles wissen. auf den zweiten und dritten blick dagegen stehen die einzelteile plötzlich vereinzelt da. und mich packt langsam die angst, daß auf diese art letztendlich nichts mehr eine verläßliche aussagekraft haben kann.

seit gestern gibt es sehr schöne röntgenbilder von meinen händen und füßen. die wurden einfach nur gemacht, etwa 7 bis 10 minuten hat das gedauert, und ich, ebenso wie alle anderen beteiligten, habe dabei das gesicht verloren. keiner hat mich gesehen, niemand hat mit mir über die bilder gesprochen. und auch ich wüßte nicht mehr, wem ich dort begegnet bin. ich, die ich mir zuvor überlegt hatte, was ich denn sagen muß, wenn ich gefragt werde. für alle fälle. ich habe ebenfalls nicht hingesehen, habe geschwiegen. nicht einmal nach dem prozedere, das mir weitgehend unbekannt war, habe ich mich vorab erkundigt. obwohl ich mir das fest vorgenommen hatte. einfach vergessen, völlig verloren. in dieser konsequenten fragmentierung meiner selbst, systemimmanent, ich weiß. und dennoch im augenblick immer wieder überraschend.

es ist nicht schlimm. schlimm wäre es, ginge es um schlimmeres als rheuma. meine kraft reicht, vermutlich, um mich wieder und wieder zusammenzusetzen. so war es immer, so ist mein leben. doch es ist traurig, einfach nur traurig.

die bilder dagegen sind wirklich wunderschön. ich habe sie mir selbst angesehen, weil das bislang vermutlich sonst niemand getan hat. so denke ich mir das. ich habe sie mir lange angesehen, stück für stück, vor einer hellen lampe mit der lesebrille im gesicht. da sind sehr sauber gezeichnete knochenstrukturen, zauberhafte linien und muster, sogar fingernägel und hautfalten zu erkennen. da ist der geist von bewegung und handlung zu erkennen, der in allen händen wohnt. da ist begegnung und berührung, die mich berührt. was mich aber am meisten fasziniert, ist die feinheit meiner hände und füße. fast wie bei kindern, ganz zart und zerbrechlich. so bin ich. und dennoch (noch?) völlig intakt, über die jahre und jahrzehnte. wie immer, voll ungeahnter kraft.

meine wunderbaren hände, die ich im alltag derart häßlich finde, für die ich mich so schäme, daß ich sie normalerweise nur ungern herzeigen mag. in gegenwart anderer möchte ich sie am liebsten unter den tisch nageln. vor etwa einem jahr habe ich das auszusprechen gewagt, einmal, und es wurde sofort mitgeschrieben und protokolliert. gut so. denn das zu sagen, war eine unverschämtheit, womöglich, ein akt der verteidigung, der gewalt. vielleicht nicht schlimm, aber ein totales verkennen der lage. nicht nur der beiwohnenden kamera und meinen wundervollen händen gegenüber.

nicht nur das.

und jetzt betrachte ich diese röntgenbilder und erkenne eine wahrheit, die keine medizinische ist.

das ist schönheit.

erschreckend mitunter, im eigenen blog ein paar wochen zurückzulesen. noch gar nicht so lange her, das hier.

das instabile ich

mein kleines rheuma hat sich schnell gemausert und erscheint nun durch zahlen belegt in neuem licht. wobei der körper dieses licht gerade wieder einmal überhaupt nicht reflektiert, ausgerechnet. keine schmerzen, keine schwellungen, nichts. naja, ein leises zwacken in dem einen oder anderen fingerknöchel, wenn ich angestrengt mit den händen grimassiere. aber sonst? hammer und säge sind bedienbar, schraubendreher und schleifpapier auch. schreiben funktioniert natürlich und lesen erst recht. das ist ohnehin das wichtigste.

wobei ich allerdings nie ganz sicher bin, was eigentlich wie zählt. welche akuten körperphänomäne, die es schließlich immer gibt, in meinem alter sowieso, auf das rheumakonto gebucht werden müssen. das knieknirschen nicht, vermutlich, das ist abnutzung, schon vor jahren computerröhrentechnisch diagnostiziert. die starre im rücken bis hinauf in den nacken, leise schmerzhaft und dumpf, im regelmäßigen wechsel mit lautem knacken, das ist altbekannt. kopfschmerzen und migräne, da ist der zusammenhang. dort war er zumindest bis jetzt. das stechen in den handgelenken dagegen? auch das ist älter, ja, taucht immer auf, wenn ich zu viel auf einmal zu stemmen versuche. schon mit mitte zwanzig war das so. aber jetzt? oder die schulter, die sich sporadisch benimmt, wie kurz nach der impfung neulich. verstecktes muskelgrummeln, wie ein kater. aber die kurze bewegungseinschränkung in der linken hüfte, unmittelbar nach der letzten tangonacht? reine verdrehtheit, da bin ich sicher. fast zumindest. und der trittschmerz im fuß, harmlos, weil ich offensichtlich links zu sehr auf dem außenspann laufe. und tanze. beim tanzen kommt eben alles raus.

ich bleibe ratlos, also schluß damit. diese selbstobservation zerrt am meisten an meinen nerven. den körper zu beobachten, noch dazu unter der prämisse einer beständig drohenden instabilität – das ist eine überraschung. keine gute, eher ein überaus unangenehmes phänomen, das alsbald abzuschalten ist. oder zumindest unverzüglich auf das notwendige maß herunterzuschrauben. denn im grunde ist es so: sobald mein hirn mit anderen dingen beschäftigt ist, fallen alle diese wahrnehmungen flach. sie verschwinden unter dem radar der lebensaktion, gehen auf in der gesamtheit der physis.

meiner physis, die ich eben auch bin. (was allerdings nicht unbedingt meine erste idee von mir ist, zugegeben.) sehr robust und solide. wie geschaffen für die darüber hinaus grundlegende zartheit. (die ich mir ebenfalls nicht sonderlich gern eingestehe. ja.)

aprilapril

fun fact der rheumaübergoogleung: eben eine seite gefunden, die rheuma-ckeck heißt und einen ebensolchen fragebogen anbietet. diesen sehr ernsthaft und ehrlich ausgefüllt, alles lieber ein bißchen übertrieben als vorsichtig verharmlost. aber ehrlich eben, so ehrlich ich kann. und? behauptet das ding doch glatt, daß bei mir kein erhöhtes rheumarisiko erkennbar sei.

aber was denn dann?

als bestünde die aktuelle lebensaufgabe in der erkenntnis, irgendwie zu begreifen zu müssen, wie es sich anfühlt, wenn eine finale diagnose sich langsam verhärtet. auch das kommt also mit dem alter.

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