am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

tobak

weniger warm heute, aber immer noch warm genug. regen war angekündigt, aber geregnet hat es dann doch kaum. also die jacke angezogen, aber nicht den pulli drunter. so war es gut, da hab ich dazugelernt gestern. den hut hätte ich auch zu hause lassen können, aber der ist zu schick für einen ständigen garderobenplatz. deshalb.

ich wollte der gegend doch noch eine chance geben und ein bisschen laufen. außerdem gehört ja laufen zum schreiben wie die buchstaben zur schrift. und ich wollte einen wochendend-standard finden und haben, das war gar nicht so leicht. die plastikhänger an den laternen waren leer, in dem einkaufzentrum gab es keinen zeitschriftenladen und dann war ich auf einmal am bahnhof. der dortige buchladen hatte auch keinen, ohnehin kam mir der ziemlich mäßig bestückt vor. nur ein riesenstapel sauber gedruckter pamphlete gegen die geschlechtergerechte sprache usw. ist mir gleich am eingang in die augen gehüpft. das wäre ja interessant gewesen, aber sowas kauft man ja nicht. (und verlinkt man nicht.) und klauen wolle ich auch nicht, wirklich nicht.

beinah wäre ich schon wieder los und in vertraute gegenden gefahren, nur für eine zeitung. zum glück weiß ich inzwischen, dass man diesbezüglich hier auf das stichwort „tabak“ manchmal ganz gute karten hat. so wurde ich dann doch noch fündig.

also bin ich geblieben, hier in der umgebung. ich habe einen markt gefunden, der wie ein kleiner naschmarkt aussieht. nur dass er wohl nicht täglich stattfindet, denn gestern war es da noch recht leer. und viele tauben habe ich gesehen, überall in der nähe von fressbuden. also da, wo in berlin vorwiegend die spatzen sich aufhalten. die scheint es hier tatsächlich nicht zu geben. nebenbei habe ich gelernt, wie und wo man in wien glasflaschen entsorgt. ich war schon ein wenig in sorge und wollte auf mastodon, bluesky oder twitter nachfragen. oder gleich alle drei bemühen, wie man das gerade so macht. muss ich ja jetzt aber nicht mehr.

sommer in wien

nach den schlechten träumen erstmal zum einkaufen, dafür war gestern keine zeit. da war es früh, da ging es noch. nach dem frühstück dann und einem letzten kleinen übersetzereinsatz in diesem monat, als ich wieder aus meinem schicken wohnloch gekrochen kam, hat es mich fast erschlagen. ich laufe nur ein paar hundert meter und frage mich, warum ich eine jacke trage. (immerhin hatte ich den winterhut nicht aufgesetzt.) alle anderen laufen in kurzen hosen herum, in ärmellosen t-shirts und flipflops. naja, fast alle. einen habe ich gesehen in einer art daunenjacke. der war noch deplazierter als ich.

ich schwitze. also binde ich mir die jacke um die hüfte und laufe zur orientierung ein bisschen durch die unmittelbare gegend. ich bin nicht weit von da, wo ich beim letzten mal schon war. etwas südlich des hauptbahnhofs, in favoriten, glaube ich. nur nicht ganz so abgeschlagen, es ist nicht weit zur u-bahn. ich muss nicht so viel durch gähnend langweilige wohnstraßen, äh, wohngassen laufen. die wohngebäude sind hier wirklich nicht so spannend wie in anderen bezirken. und die straßen selbst, wie soll ich sagen? vermutlich bin ich berlin-verwöhnt, und dabei geht es mir nicht um die weitläufigkeit. mir fehlen die bäume. (das hab ich bestimmt schon mal irgendwo erwähnt.) hier gibt es kaum welche in den straßen, auch auf plätzen sind sie eher selten und wenn, dann sind sie winzig und dünn. richtige bäume gibt es nur in parks, habe ich den eindruck.

das ist wirklich berlin: all die alten bäume.

ich laufe, und ich finde die verbindung zu meinem vorherigen aufenthaltsort wie von selbst. sehr voll ist es hier, menschen aller couleur. rocker und punks, skateboards und rollatoren, schlips- und hijabträger*innen. große und kleine hunde, keine tauben, glaube ich. ich hab hier noch nie eine taube gesehen, kann das sein. oder spatzen.

hier ist es also ein bisschen wie zu hause, kebab und döner an allen ecken, burger und grillhähnchen. und ich schäme mich ein wenig, aber ich habe recht bald die nächste u-bahn genommen und bin in gegenden gefahren, die ich schon besser kenne. und die mir besser gefallen. es sind nur vier haltestellen bis zum zentrum. (wo ich dann auch nicht bleiben wollte, nur schnell etwas wegen einem wochenticket regeln.)

ohnehin bin ich diesmal nicht so sehr zum rumlaufen hier, sondern vor allem zum schreiben. oder eben das zu tun, was immer noch nötig sein wird, um wieder ins schreiben zu finden. lesen vor allem, denken und suchen. vielleicht auch einfach anfangen. und am ende womöglich doch laufen, was weiß ich. die gegend hier ist es jedenfalls nicht.

trotzdem bin ich froh, dass ich mir für 2024 eine andere ecke ausgesucht habe. nördlich vom westbahnhof, also mehr in die richtung, in der mein opa seine ersten jahre verbracht hat. das ist dann vermutlich ein bisschen mehr mein wien.

minus minus

das war, gelinde gesagt, eine katastrophale bahnreise gestern. statt knapp zwei stunden länger als geplant wurden es über vier, weil ich mich im gewusel der „bayrischen cosplayer“ (frei nach frau kaltmamsell) und verwirrenden anzeigetafeln, die zwar verkündeten, dass sie nicht richtig funktionieren. aber wie dann damit umgehen?

das alles, ohne jeglichen versuch, der bahn die schuld zuzuschieben: in nürnberg bin ich, wie geplant, aus dem zug nach münchen ausgestiegen, um in einen nach wien zu wechseln. eingestiegen bin ich aber dann in einen anderen zug nach münchen, brechend voll mit lederhosen und bierfässern. versehentlich, weil das eben auf der anzeigetafel so stand, und ich im gewusel nicht auf die zugschilder gesehen habe. auch nicht hätte sehen können, so voll war das da.

so saß ich dann also ein bisschen in münchen herum, das war nicht schön. am bahnhof gab es gemecker und gezeter, menschen, die sich anschrien, in vier sprachen zeitgleich mit der polizei drohen. münchen ist nicht nur süßer senf und blauweiß. münchen kann auch ziemlich aggressiv.

anschließend noch im railjet richtung budapest bis es dunkel war. was ich daran am meisten bedaure ist, dass ich für die ursprüngliche strecke nürnberg-wien einen panoramasitzplatz gebucht hatte. also ganz vorne, mit blick geradeaus. verdammt!

so etwas lässt mich ja auch immer zweifeln, ob das alles richtig ist. ich am richtigen ort bin, nicht nur in wien jetzt. das auch, aber mehr noch frage ich mich generell. was ich tue und warum. und ob das alles noch irgendeinen sinn macht.

dementsprechend waren die träume am morgen.

das bett an sich ist prima, die wohnung sehr schön eingerichtet, sogar einen schreibtisch gibt es. aber sie liegt im erdgeschoss, umgeben von hohen wohnblöcken und mit blick auf die mülltonnen. das ist ziemlich dunkel, sogar das wetter ist von innen schwer zu erkennen. komisch. außerdem verläuft über mir offensichtlich flughafenein- oder ausflugsschneise, aber das ist nachts natürlich egal.

richtungswechsel

zurück aus der kleinen großen stadt*, in der man bei der nutzung der öffentlichen verkehrsmittel locker von einem trittbrett aufs nächste wechselt. wie ein cowboy, das gewicht von einem steigbügel auf den anderen verlagert, um die richtung zu ändern

nun also in meiner großen drecksstadt**, wo ich bei der bvg-routenplanung zehn minuten brauche, um zu verstehen, ob die s1 ausfällt. oder doch nicht? und warum?***

* wien ** berlin *** nur eine andere taktung, das steht aber nirgends

schreibzeit/75

ich stelle fest, dass ich ganz nebenbei erste resultate zu vermelden habe. kein stück text, aber planung. schreibzeitplanung.

erstmal drei tage in wien, auf dem weg nach klagenfurt. das war ohnehin schon gebucht, weil münchen in diesem jahr ausfällt. jetzt also schreibzeit, logisch.

im august dann doch noch einmal die kleine stadt bei berlin. zum abschied vielleicht, einmal noch im sommer. die gebuchte wohnung hat einen zauberhafte balkon mit blick auf enem walnussbaum.

im herbst dann wieder wien, eine andere gegend. favoriten. die unterkunft ist günstig, liegt am hauptbahnhof und ich bin nicht ganz sicher, ob sie zum arbeiten zu hundert prozent geeignet ist. aber es gibt einen tisch, darauf habe ich geachtet. sonst muss ich improvisieren.

über weihnachten zu hause, ausnahmsweise. muss ja auch mal wieder.

ostern 24 dann wieder wien, die große kleine stadt, wie ich sie jetzt heimlich nenne. ganz in der nähe, am westbahnhof, aber deutlich günstiger als die hiesigen etablissements. und mit badewanne, da hab ich echt schwein gehabt.

schreibzeit/74

das papier liegt zu hause, das habe ich inzwischen verwunden. in die digitalversion habe keinen blick geworfen, das wäre nicht gut. ich habe lediglich die alte version als alt abgespeichert, um platz für neues zu schaffen. in dem neuen befindet sich derzeit aber noch all das alte. (so ist das digitale, man wird es nicht so einfach los.)

himmel, das könnte auch die zustandbeschreibung meines derzeitigen lebensalltags sein!

die aktuelle schreibarbeit geschieht unabhängig von digitalen versionen oder papier. unauffällig auch, ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. ich suche nach der haltung, die in den schulbüchern früher erzählperspektive hieß. oder so ähnlich. später, im studium, wurde das weiter ausgearbeitete, aber das schaue ich nun nicht extra nach. ich habe mir das nicht gemerkt, denn natürlich ist das alles unsinn.

wenn der text noch gar nicht geschrieben ist.

dann geht es darum eine haltung zu finden, nicht ein gefühl. auch keine moral, das am allerwenigsten. die haltung bedingt die sicht, zusammen mit der position. daraus allein wächst der text, denn haltung und position bestimmen, ganz grundsätzlich, was gesehen und gesagt werden kann. es bildet sich quasi ein erzählradius, innerhalb dessen allein ich arbeiten kann. und dieser radius muss sich in mir ausbreiten, nicht im material. bei mir zumindest, da ist das so.

keine angst, das ist keine akademische wahrheit, das erfinde ich gerade. um es mir selbst zu verdeutlichen.

ich sitze also nicht am schreibtisch, ich laufe durch die stadt. ich höre musik. ich denke nicht an das material, das es ja durchaus gibt, gespeichert sogar. (deshalb sehe ich es gar nicht erst an.) ich versuche gar nicht zu denken, auch nicht zu fühlen, zu verstehen. oder zu erfinden gar. ich versuche, offen zu sein, doch ich weiß nicht, wofür.

ich halte nichts, obwohl ich es finden muss.

ich versuche es mit knapper kargheit. (also armut?) dann neutralität und weite. ich mühe mich mit mitleid und abwägung. lande schließlich bei zartheit und farblosem licht, aber warm. ich suche, die fetzen zu fischen, die dabei entstehen. sie zu sehen und zu halten. ob sie tragen.

noch ist damit nicht genug.

raumbeschreibung*

die wohnung hier ist sehr eigenartig. so eigenartig, dass ich eben erst begriffen habe, wie das entstanden sein könnte. beschreiben kann ich es aber dennoch so gut wie nicht. es handelt sich um eine verbindung zwischen vorderhaus und seitenflügel, das ist fakt. wobei die beiden nicht auf einer ebene liegen. das macht es schwierig.

also, ich betrete die wohnung in der ersten etage und fühle mich sofort wie in einem keller. da unten sind klo und bad mit wanne, daneben das wohnzimmer, das ich so eigentlich nicht nennen will. keine fenster, ein loch mit fliesenboden, sofa und fernseher. ein bisschen gruselig. eine halbe holztreppe höher liegen küche und das arbeitszimmer, wegen dem ich diese wohnung überhaupt gewählt habe.

das ich jetzt aber nicht nutze, weil es kein fenster hat, nur vier wände, eine davon aus glas, von wo aus man ins wohnzimmer hinuntersieht. und ein glasdach in der art von fabriken. tagsüber dunkel ist es da also keinesweg. dennoch, ich mag nicht gegen wände gucken, in alle richtungen. allerdings steht dort auch ein schicker alter stuhl, so unbequem, dass er sich perfekt für meditation nutzen lässt. vorn auf der kante sitzen, dabei kaum anlehnen, super.

könnte ein hinweis sein, wie ich die tage hier verbringen könnte.

mein arbeitsplatz befindet sich nun also in der küche, wo auch die einzigen beiden, kleinen fenster sind, mit blick in den innenhof. ein schöner innenhof, wo man die nachbarn hört, ihr tellerkappern in der küche, ihr reden und lachen. hier ist es gut, auch wenn ich wie immer nicht richtig sitze. der nacken, der rücken, beide sagen mir das. oder aber, dass ich in den letzten wochen viel zuviel gearbeitet habe.

von der küchenebene führt eine eigenartige treppenbrücke auf die schlafebene. gebaut aus holz und seil ist es eine ziemlich gewagte konstruktion, besonders für nächtliche klogänge. dazu muss ich über beide treppen, am zwickel eine 180°-wende vollführen, und dann ins dunkel. die wendestelle stelle ist nicht besonders geschickt miteinander verbunden, ich hätte das anders gelöst. um nicht zu sagen, man hätte es anders lösen müssen. das ist eine sollabsturzstelle mit genickbruchgefahr, definitiv.

aber der offene schlafbereich richtig schön. riesiges bett, solide und fest, strahlend weiß bezogen mit gutem leselicht. knarrt nicht, quietscht nicht, nur ab und an dieses grummeln im grund. die tram draußen auf der straße. nicht gasse, nein.

* analog zu den bildbeschreibungen in der grundschule

reiseunterwegs, papierlos

die phase des unterwegsseins, das ist mir ja immer ein jammer. dazu gibt es keinen grund, eigentlich kann ich das gut. äußerlich betrachtet gibt es da nichts zu beanstanden. und natürlich wird es leichter und besser, seit ich nicht mehr die allerbilligsten reiseoptionen nutzen muss und mich, eigentlich, nicht sorgen muss, falls etwas grundfalsch laufen sollte. ich würde ja auch dann nicht mittellos im straßengraben landen.

diesmal also bahn, 1. klasse, weil mir als bahncard-50-kund*in der genau passende zeitraum als bonus zugeworfen wurde. das lehne ich doch nicht ab, und die erfahrung sagt: ist schon schön. es gibt ledersitze, vermute ich, es hat deutlich mehr platz, besonders zur seite, zum nächsten reisenden lebewesen. da halte sogar ich die sieben bis acht stunden aus. locker.

natürlich ginge da noch mehr, etwa mit der bahncard 100, vielleicht sogar noch 1. klasse. da müsste man wohl nicht die nahezu übliche verspätung auf dem zugigen bahnsteig abwarten, sondern säße wahrscheinlich irgendwo in einer lounge, wo es sitzplätze gibt, netzanschluss und eine toilette. unter diesen umständen wäre die bahn nahezu perfekt, möchte ich meinen.

etwas vergisse ich immer, wenn ich verreise. das ist gesetz, und es ist jedesmal eine erleichterung, wenn mir dieses etwas dann unterwegs einfällt. den kaffeebecher, dachte ich, da war ich fast noch in sichtweite meiner berliner wohnung. große erleichterung, weil der nun wirklich weitgehend unnötig ist. es ist immer gut, wenn ich etwas unwichtiges vergesse. oder etwas, das sich problemlos vor ort besorgen lässt.

gestern abend saß ich dann aber am rechner, alles schon sauber arrangiert in der ferienwohnung, der arbeitsplatz fertig verkabelt, da fiel es mir ein. der papierausdruck des vor etwa einem jahr begonnenen neuen romans, so etwa dreißig seiten, die liegen zu hause in der ablage unter dem schreibtisch. wo sie auch hingehören, nur eben nicht jetzt. in leipzig hatte ich den kleinen packen noch mit, da lag er auf dem tisch, ungenutzt. und jetzt?!

natürlich habe ich die digitale version hier, alles gut. könnte man meinen. aber es ist jetzt eben zeit für papier. in diesem text muss ich alles überdenken, vermutlich großzügig streichen. ach was, alles zerfetzen muss ich, es zerreißen. sodass am ende nicht viel bleiben wird.

wie soll das gehen, ohne papier?

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner