am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

bonding (97)

ich sortiere meine diversen arbeitsplätze und arbeitszeiten, die auf einmal alle an einem ort stattfinden. kein schlechter ort: bester schreibtischstuhl von allen, vertrautestes technisches equipment, radio und tv sind dauerhaft griffbereit und die küche mit dem persönlichsten geschmack bestückt. sogar klopapier ist auch noch ein bisschen was da.

ungewohnt ist es, all die arbeit an einem ort konzentriert zu erledigen. nicht mehr akurat wechseln zu können, indem ich den ort wechsle. abschließen mit dem einen, eintreten in das andere. das schreiben, es droht unterzugehen in solchen konstellationen. ich kenne das.

deshalb wohl schreibe ich derzeit spät in der nacht, nach einem vollen arbeitstag, ein paar zeilen zumindest. um es zu halten, mich zu halten. in einer situation, die nicht nur durch die arbeitsplatzorganisation angespannt ist. bis tief ins innere.

gestern nacht also, nach dem grob angesetzen ende des romans, den einsatz für die letzten paar seiten notiert. auch nur grob, aber durchaus tauglich. solche einsätze oder übergänge, das ist wichtig. daran hänge ich oft.

#insight

die sonne, das licht. ich wiederhole mich, doch was mehr gäbe es zu sagen. am sonntag beginnt die sommerzeit, vielleicht zum letzten mal. (dumme idee!) für mich ein tag zum jubeln, endlich licht bis in die nacht. endlich finden sich die enden und machen das unmögliche möglich.

und jetzt?

schreibzeit (45)

nach dem heimarbeitstag so müde, dass ich mehrfach im bad eingeschlafen bin. im wasser, in der wanne. da zeigt sich die erschöpfung, die sich schon seit monaten breitmacht. die jetzt irgendwie untergeht, im allgemeinen desaster vollkommen verschwindet. eine schreiberschöpfung, denke ich, die ich an und nach ostern auszuschlafen und zu verbauen beabsichtigte. wie das jetzt werden soll, werden kann.

nach dem bad immer noch müde. und nach dem anschießenden essen erst. bisschen salat, bisschen brot, die menge war sicher nicht ausschlaggebend. um nichts mehr auf die reihe zu kriegen, meine konzentration nicht mehr ausrichten zu können. das ist nicht leere, leere wäre gut. das ist gewirr. das ist verwirrung, wo ich mir offenheit wünsche. oder brauche, zum schreiben.

und ein bisschen was schreiben wollte ich ja schon noch. eigentlich. ich habe die tage gezählt, die zeit, die noch bleibt. vier oder fünf, je nach dem, wie ich den mittwoch rechne. am kommenden montag ist abgabe für die letzte feedback-möglichkeit. den rest muss ich dann alleine machen. das wird gehen, alles. aber es wird eng.

gegen zehn dann doch noch angefangen. die datei aufgemacht und das ende geschrieben. das wirkliche ende, tatsächlich. zumindest mal zügig runternotiert, das ist doch mal was. auch wenn es natürlich so nicht bleiben wird, bleiben kann. niemals. von dem all dem, was zur story noch fehlt, was vor diesem ende noch regulär aufgeklärt werden muss, habe ich bislang wenig ahnung. das gebiet ist abgesteckt, aber der raum noch weit und frei. das ist gut und das ist die hölle. für soetwas fehlte mir heute wohl der überblick. oder der mut vielleicht, was weiß ich. da habe ich mich heute wohl definitv nicht rangetraut.

stattdessen das ende. also die letzte seite, der letzte satz. was tue ich da. ernsthaft. und warum. im text vorspringen, das tue ich sonst nie.

aber jetzt falle ich erstmal um, das ist sicher besser.

#insight

wie die tage fliegen, auch diese. bin ich doch eben erst aufgestanden, so kommt es mir vor. es ist montag, einer meiner achtstundenarbeitstag. zum ersten mal zu hause heute. das ist steltsam. auch gut, natürlich. alles andere wäre dumm. es wird also gehen, irgendwie.

es gibt wichtigeres. die sonne draußen, wie gut sie ist. und wie böse.

ich bleibe in der wohnung, ich bin ja auf arbeit. ich sitze fest, vor meinen bildschirmen, wie immer eigentlich. ich stehe auf, mitunter, schaue hinaus. hinunter auf die straße, die ich schon so lange belebe.

die kleine bierguppe hat sich wieder vor dem spät formiert. vier oder fünf menschen, da ist sie immer. jeden tag, oft stundenlang. das ist familie. sie stehen auf abstand heute, ein kleines bisschen zumindest. nein, nicht wirklich. für einen augenblick regt sich der blockwart in mir, kein schöner zug. kurz danach sind sie schon wieder weg. sie alle mit ihren bieren, allein.

alles gut.

schwanger bin ich, irgend so ein toter klumpen in mir. und das in meinem alter. das verstehe ich nicht, damit muss ich erstmal klarkommen. ungefähr bis zum aufwachen geht das so. dann ist es durch.

was?

schreibzeit, keine (44)

heute nicht, kein einziges wort. obwohl der tag vielversprechend anfing, mit traum und sonne, mit dreißig minuten rolleradeln und dabei gut schwitzen. also offen im kopf, im gemüt und guter dinge.

jetzt mehr so in einem zustand, in dem ich darüber nachdenke, bald mal mein testament zu machen. also nicht jetzt sofort, am besten gleich heute noch. natürlich nicht, wie auch? aber so ganz grundsätzlich.

darüber nachzudenken, ist nicht leicht. und es muss gründlich sein, besonders wenn man arm ist und allein. sonst kommt alles in den müll. und meine festplatten sollten mich am ende vielleicht doch überdauern, denke ich manchmal. aber vielleicht ist auch das letztendlich egal.

zu solchen überlegenheiten habe ich derzeit überhaupt gar keine lust, wenn ich ehrlich bin. nicht im geringsten. ich sollte die letzten fünfzehn bis zwanzig seiten schreiben, und dabei den kopf nicht heben. und in die welt sehen.

das war mein tag, meine schreibzeit heute. nichts, nur ein ganz klein bisschen im aktuellen übersetzungsauftrag rumgebastelt. fazit: richtig schreiben wäre besser gewesen.

#insight

strahlend und noch kälter heute. sehr leer da draußen, bis weit in den tag. den sonntag. jetzt vereinzelt menschen mit und ohne hunde, lachen auch und bier. mir wär das ja zu kalt. ein kleines kind auf einem kleinen, bunten fahrrad strampelt los, wie irre, wie sonst nie. hinter ihm die familie, vermutlich. es spreizt die beine ab zuletzt, greift dann voll in die bremsen. begeistert.

nachts sind jetzt immer so viele fenster gegenüber hell erleuchtet. es wird gekocht, gespielt, gestreamt und gebeamt, soweit ich das erkennen kann. hier und da wird offensichtlich auch umgebaut. das verstehe ich gut, umbauen ist angesagt. ich will dann auch bauen, bald. bleibt aber alles im rahmen bei mir, ohne viel um. nur bauen.

einen moment lang denke ich darüber nach, was ich tun sollte, wenn das virus mich erwischt. heute morgen war das, kurz nach dem aufwachen. die antwort ist relativ einfach: abwarten. anrufen kann man schon jetzt kaum noch, lese ich. ich kann auch nicht allein durch die stadt laufen und mir eigenmächtig einen test suchen. wozu auch, hilft ja alles nichts. ich bin allein, das ist das einzige, was ich beachten muss. ich könnte regelmäßige anrufe oder emails mit jemandem verabreden, bis es mir wieder besser geht. ich sollte einen ersatzschlüssel irgendwo hinterlegen, für alle fälle. mehr fällt mir nicht ein, und der schlüssel ist schon wo, ganz in der nähe. also alles in ordnung.

ich denke über familie nach. seit jahren schon, seit ich an diesem buch arbeite. und jetzt, wo es überall heißt, man solle nur noch mit der häuslichen gemeinschaft – also der familie – nach draußen gehen. und auch sonst nur mit denen näher zusammensein. da ekelt es mich, wie lange nicht mehr. und ich weiß nicht, wie ich erklären soll, warum das so ist. vor allem verstehe ich nicht, warum das erklärt werden muss.

morgen versuche ich mal, wie und ob das mit dem homeoffice funktioniert. ich bin recht froh, dass ich das in der letzten woche doch noch alles zügig in die wege geleitet habe. mehr oder weniger eigenmächtig. homeoffice ist übrigens ein ziemlich deutsches wort.

ich träume von menschen und von preisen, die ich gewinne. ich weiß nicht wofür. bücher sind es nicht. ich träume von menschen, die mit mir im bett liegen, alles ist möglich. auch das ist unsinn. ich träume von wegen, die ich gehe, durch leere städte, durch architektur. alle fenster sind vermauert, von innen. ich gehe immer die gleichen wege. einen weg hinein gibt es nicht.

bonding (96)

weniger zeit am schreibtisch heute, viel weniger, dafür aber tief im text verschwunden. auf der klaviatur der satzzeichen gespielt und mit der ordnung der worte. jetzt ist der erste teil des letzten kapitels fertig. fünfzehn seiten sind es geworden, sicher noch einmal soviel werden folgen. das ist nicht viel, das ist bald.

das mag nicht viel sein, dennoch ist es wohl komplex. wenn es so wird, wie ich mir das denke. wie es grob notiert steht im manuskript hinten und verfeinert schwimmt in meinem hirn, meinem gemüt und atem. bis es endlich wird.

aber dann ist alles gut.

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