am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

viel geschrei

es ist früh dunkel. vor dem haus schon wieder blaulicht, nicht zu übersehen. dann ein geschrei, das wie streit klingt. nicht zu überhören. ich gehe auf den balkon und sehe nichts, weil alles hinter dem rettungswagen passiert. doch es hat nichts mit dem einsatz zu tun, das steht fest. es ist der fahrer des autos, das durch den einsatzwagen zugestellt ist, der so brüllt:

fahr doch einfach ein stück vor, dass ICH hier rauskann.

die betonung liegt eindeutig, ja überdeutlich, auf dem „ich“, deshalb steht es jetzt da so. die betonung liegt nicht auf dem „raus“, weil es vielleicht ja trotz allem einen guten grund geben könnte, dort schnell herauskommen zu müssen. wenn auch keinen grund, dieses unbehagen angesichts des blaulichts nicht zügig unter kontrolle zu bringen.

es dauert keine drei minuten, dann tauchen drei polizeiwagen auf, fast alle auf einmal, und sechs uniformierte steigen aus. ich halte es nicht für gänzlich ausgeschlossen, dass eines dieser drei autos von diesem ICH gerufen wurde, das sich zwischenzeitlich in einen hauseingang gefüchtet hatte. ein solcher anruf stellt zwar ein ganz und gar aussichtsloses unterfangen dar, ohne jeden zweifel. aber wer weiß?

zwei polizeiautos fahren gleich wieder weg, und auch der dritte bleibt nicht lang. es wird kurz noch einmal laut, aber der rettungswagen ist längst mit licht und horn davongefahren, viel zu reden gibt es da nicht mehr. viel geschrei um nichts.

so lebe ich hier.

gestern bei der ärztin vorbei, weil mir die rheuma-medis ausgegangen waren. ich musste eine woche auslassen, das ist mir noch nie passiert. ist aber auch nicht schlimm, für die erste covid-impfung, damals, habe ich sogar zwei, wenn nicht drei wochen ausgesetzt. und da erst habe ich ein bisschen was gemerkt, meine ich mich zu erinnern. weil ich schon mal da war, gestern beim arzt, hab ich mir gleich eine grippe-impfung verpassen lassen.

das hat gesessen. so sehr, dass ich drei bis vier stunden später hätte hinfallen und einschlafen mögen. auf der stelle. ging natürlich nicht. oder aber: wäre schon gegangen, aber so etwas mache ich ja nicht. einfach aufgeben, die segel strecken und alle spannung fallen lassen. fallen und schreien, niemals ich.

nein.

IKEA-IVAR-HACK/3

wochenende, vorbei. die lädierte fresse hat sich weitgehend beruhigt, aber erst seit etwa donnerstag ungefähr. da sind auch die fäden entfernt worden, und es gab den weiteren plan bis zum finalen ziel. das dauert noch, ein paar monate vermutlich, das muss mächtig heilen. tief innen, die knochen halt. zahnfleisch und gaumen sind okay, es kommt mir seit gestern zumundest wieder einigermaßen normal vor. kau- und zahnbürstentauglich. im mai in etwa gibt es dann die neuen zähne.

viel getan habe ich dennoch nicht, ein bischen tango, ein bisschen arbeiten, ein bisschen bauen. kein schreiben, kein planen, nichts. also wirklich nicht viel.

auch mit dem bauen mache ich langsam. nur die beiden langen seitenteile habe ich geschliffen und gewachst. vorher habe ich noch den kleinen ganesha von dem kurzen seitenteil abgepult und an dem neuen, langen angebracht. ornament ist nämlich durchaus kein verbrechen, wie auch adjektive keinesfalls verboten sind. nein! ursprünglich war diese kleine schnitzerei aus sandelholz ein brieföffner, insgesamt hatte ich drei davon, zwei elefanten, ein vogel. wer braucht schon drei brieföffner? ich besitze noch zwei weitere und benutze immer nur einen. und den immer seltener, logisch.

das farbige wachs kommt gut, auch wenn ich ein wenig verwirrt war. ich hatte das falsche gekauft, in einer festen überzeugung, obwohl mir der name allein unstimmig zu sein schien. granitgrau für etwas, das eher warm, mit einem weichen rotstich daherkommen sollte. von dem richtigen wachs hatte ich zwar noch ein wenig, aber ich war unsicher. es brauchte erst ein paar tests, dann habe ich einen guten schluck davon verschüttet. dennoch hat es letztendlich gereicht fürs erste.

es macht also nichts, viel mehr zeit hatte ich ohnehin nicht. und ich muss ohnehin noch einiges nachkaufen, auch zuschnitte. die beiden türen für das schallplattenfach, vor jahren schon angepasst, sind nun doch zu kurz, weil ich umgeplant habe. egal, für hinten passen sie, das ist gut.

aber bei den türen bin ich noch lange nicht. erst werden die seitenteile verschlossen, dann sämtliche regalbretter für die rechte schrankseite fertiggestellt. nach dem zusammenbau kommen dann überall die rückwände und die beiden türen.

viel zu tun.

kleiner hinweis: auf meinem insta gibt es derzeit verstärkt eine bebilderung der IVAR-fortschritte, so richtig influencermäßig, das hatte ich mir ja vorgenommen.

meine fresse

wochenende, und die fresse ist immer noch dick. ich bin nicht sicher, ob ich damit hätte rechnen sollen. vermutlich schon. der reine heilungsprozess scheint jedoch der harmlose teil der angelegenheit zu sein, schlimmer war in den letzten beiden tagen eine grundlegende körperliche erschöpfung, zusammen mit irgendetwas im rücken. ein nerv oder meine muskulatur, die während der kieferberarbeitung erheblich gefordert, vermutlich überfordert war. links, bis ins bein, dass ich mitunter kaum atmen konnte. nicht das erste mal, ich bin ein wrack, das steht fest. egal. diesmal hat es mich derart niedergedrückt, immer wieder den kreislauf beinah lahmgelegt, irgendwie beängstigend. für den einen oder anderen kleinen moment, ich erinnere mich. das kommt wohl auch noch hinzu. im großen und ganzen spielen wohl auch die medikamente in das gesamtgeschehen hinein. die wollen und sollen ja nicht nur wirken, sondern auch verarbeitet werden. und das war kein spaß, diesmal. da kenne ich mich anders.

jetzt sind die medis durch, und heute habe ich abartig lange geschlafen. zurzeit steht hier immer noch das frühstück, sogar mit kaffee, den ich inzwischen wieder darf, neben mir auf dem tisch. ich genieße das, es ist wochenende. ich denke, ich hätte gern mehr wochenende, immer wieder mal eines. das wäre gut.

es wird also besser, das ist beschlossen. zusammen mit der erkenntnis, dass ich nicht mehr alles mit links aushalte, egal, was es ist, so wie sonst immer. so wie früher, wie von anfang an. das alles ist möglicherweise eine illusion, immer schon gewesen. ich erinnere mich.

das kann passieren, wenn es um zähne geht, das habe ich irgendwo gelesen. es steckt etwas in den knochen, es wartet und wächst. immer tut es das, aber nur selten wird es sichtbar. die geschichten, das geschehen. ich gebe mein bestes, jetzt, dass ich es zu fassen kriege.

Z. n. Impl. +SL

das lang vorbereitete dentalmassaker konnte diesmal planmäßig stattfinden, am montag schon, am elften elften, tatsächlich, so ab zirka elf. helau!

jetzt also: zustand nach implantat und sinuslift. wobei das zweite implantat nach extraktion im unterkiefer auf der krankschreibung frech unterschlagen ist. alles in allem waren das gut zwei stunden härtester handwerksarbeit für alle beteiligten. für den operateur und seine assistentin, sowie auch für mich als lebendes werkstück. betäubt von so viel an medikament, dass ich unmittelbar nach verabreichung erstmal das innere zittern begonnen habe. nicht aus angst oder anspannung, einzig als reaktion auf den zügig injezierten giftstoff. und das unmittelbar darauf einsetzende gefühl, schlagartig bis in den knochen hinein totgestellt zu sein. jaja, so sollte es sein, das genau war absicht. und gut so. aber dennoch: gruselig.

vor der arbeit an sich graust es mir nicht, eher im gegenteil. der teil ist handwerk, das verstehe ich. schwer fällt es mir, mich dafür hinzuhalten, mein lebendiges gesicht, das es ja ist. bei aller totstellerei. und die gewissheit, dass bei aller aufklärung und verabredung, einem strategisch sicherem vorgehen aus gutem grund und mit zu befürwortendem ziel, mir aus all diesen gründen letztendlich dennoch gerade vorsätzlich eine mittelschwere verletzung zugefügt wird. in die fresse, sozusagen.

über achtundvierzig stunden ist das nun her. es gibt wenig schmerzen, zum glück. nur der rücken, der nacken. der kopf oben, wie ein schwerer ring der daraufliegt. die medikamente machen müde, kaum dass ich aufschauen möchte. antibiotika noch bis morgen, riesige penicillintrums, kaum runterzukriegen. dazu meine rheumamedikation, ausgerechnet gestern, die beißenden mundspülungen und die eingeschränkte nahrungsaufnahme. die gesetzten fäden, wie ein teppich im gaumen, ein stacheliges fell, an dem die zunge sich ständig wundspielen muss. ja, es gibt schlimmeres, aber spaßig ist das nicht.

gestern nacht schlecht geschlafen, sehr schlecht. gegen halb drei weckt mich ein flackerndes blaulicht vor dem fenster. ich schaue nach, da stehen eine rettung und ein notarztwagen, leise leuchtend. die zuständigen menschen bewegen sich zügig in den nächstliegenden hauseingang. ich lege mich wieder hin, aber es dauert und dauert. gerade als ich noch einmal aufstehe, um den vorhang besser zuzuziehen, gegen das schlafstörende licht, findet das geschehen da unten zu einem ende. der arzt ist wohl schon länger wieder weggefahren, und ich sehe zu, wie ein einzelner menschen ganz ruhig einen geschlossenen blauen sack in den wagen schiebt, die türen schließt, das blaue licht ausschaltet und losfährt.

das war also der vierte tote, von dem ich hier auf meiner ecke kenntnis nehme. zwei in dem hauseingang nebenan, einer hier im haus und einer auf der straße vor dem wohnbüro unten.

am morgen gegen halb acht wurde dann der baum gegenüber derart radikal beschnitten, dass er jetzt kaum noch zu erkennen ist. aber der stand halt dem neu aufgestellten, durchaus wichtigen fahrradstraßenvorfahrtsverkehrsschild so derart im weg. das war ja klar.

IKEA-IVAR-HACK/2

früh wach geworden, heute am sonntag, obwohl spät eingeschlafen und dann keine zwei stunden später von einer horde englischsprechendem jungvolk geweckt worden, die ziemlich genau unter meinem schlafzimmerfenster lautstark darüber debattierten, wieviele ubers sie wohl unmittelbar an dieser stelle benötigen würden. man ahnt es nicht, aber so eine entscheidung kann durchaus eine viertel stunde dauern. dabei muss natürlich immer wieder auch quer über die straße gebrüllt werden und lauthals gelacht über das vermutlich alkoholbedingte wirrwarr.

zu arbeiten gab es wieder nicht viel, ich liege am anschlag. ich bin zufrieden, komme langsam zur ruhe.

weil es am sonntag nicht viel zu sägen und zu schleifen gibt, wie oben im bild, das gestern aufgenommen wurde, war bezüglich der zukünftigen schrankwand – eiche rustikal, you know ; ) – heute nur ein bisschen messen und anzeichnen, umdenken, neumessen und wieder anzeichnen angesagt. das ist auch nicht zu verachten, da liege ich, wenn ich in eile bin, gerne mal daneben und ärgere mich später.

an diesem regalbrett sind also hinten sieben zentimeter anzubringen, damit ich insgesamt eine geschlossene kiste hinbekomme, in die meine schallplatten passen. (diese schallplatten nutze ich eigentlich nicht mehr, wie so viele andere menschen auch, aber ich kann mich auch nicht trennen.) ein denkfehler dabei war, dass ich diese zusatzstückchen mit dübeln versehen und anleimen wollte, dabei den nötigen zug einfach mit schrauben herstellen. weil das sowieso hinten sein wird und nicht zu sehen. mit sieben zentimetern hatzte ich aber nicht gerechnet, weil ich die rückwand vergessen hatte miteinzurechnen. (klassiker!) nun befinden sich aber über sieben zentimeter lange und ziemlich dünne schrauben wirklich nicht in meinem reichhaltigen fundus.

ein moment lang war ich perplex, dann fielen mir die großen zwingen meines vaters ein. nur wusste ich nicht, ob ich die überhaupt noch besitze. und ob sie lang genug sein würden, man verschätzt sich da leicht.

ja, hab ich. und lang genug sind sie auch.

kleiner hinweis: auf meinem insta gibt es derzeit verstärkt eine bebilderung der IVAR-fortschritte, so richtig influencermäßig, habe ich mir vorgenommen.

IKEA-IVAR-HACK/1

also: das freiberufliche mammutprojekt neigt sich einem abschluss zu. das hoffe ich zumindest. ich liege bei 95% und habe heute die monatlich übliche zwischenrechnung gestellt. fett! die reste sind überschaulich, es geht also wirklich bald zurück in den arbeitsnormalzustand.

bittebittebitte, recht bald schon.

danke!

und wie das so ist, war ich natürlich bei der ersten gelegenheit gleich im baumarkt. holz holen für die nun zu gestaltende IVAR-wohnwand. auf dem bild oben ist der aktuelle zustand zu erkennen, zuzüglich der übriggebliebenen längeren seitenteile (1x im bild) und den frisch zugeschnittenen OSB-seitenflächen. die muss ich jetzt als erstes da einbauen.

heute also die löcher für die schrauben gebohrt, die später die seitenflächen halten sollen. besonders fest müssen die nicht sein, die tragen ja nichts. dann ein paar löcher von der vorherigen verkleidung mit holzpaste verspachtelt und alles ein bisschen geputzt und geglättet. vorbereitungen fürs schleifen, vielleicht morgen.

das holz ist wirklich alt, das regal habe ich das erste mal vor sicher fünfundzwanzig jahren in wuppertal aufgebaut. es ist knochentrocken, hat viel staub geschluckt in all der zeit und war noch nie oberflächenbehandelt. das wird sich demnächst ändern, das wird gut. das wachs steht schon bereit.

altes holz riecht anders als frisches, beim bohren schon. aber vor allem, wenn es nass wird. dann riecht es wie bei meiner oma, damals. oben, im kleinen zimmer, die alten möbel. die standen immer kalt im winter, auch im sommer wurde nicht gelüftet. der raum wurde kaum genutzt. holz lebt dennoch, immer. holz stirbt nicht, niemals.

an ein paar stellen habe ich feine krallenspuren des lisatiers gefunden. die habe ich natürlich nicht mit holzpaste verschmiert, die müssen bleiben. lisa ist vor ziemlich genau zwanzig jahren gestorben. ich werde mich bemühen, ihre spuren im holz nicht wegzuschleifen. das muss sein.

kleiner hinweis: auf meinem insta wird es demnächst verstärkt eine bebilderung der IVAR-fortschritte geben, so richtig influencermäßig, habe ich mir vorgenommen.

90%

überraschung. die freiberufliche mammutaufgabe ist gestern bereits in die schlusskurve gegangen, über neunzig prozent sind erreicht. das heißt: es ist dann doch so gut wie durch, beinah in der zeit. ein paar der anderen sprachbereiche liegen noch ein wenig zurück, damit kann ich mich ein wenig zurücklehnen und abwarten. ob und wie die durchaus vorhandene deadline in der nächsten woche sich umsetzen lässt. egal, das immerhin ist nicht meine sache. hallelujah!

im grunde waren schon der donnerstag und der freitag, beide tage vorab voll verplant für die anstehenden arbeiten, recht mau. so mau, dass ich zwischendurch gleich wieder mit bohren und sägen begonnen habe. das alte IVAR will noch umgebaut werden, dunkel gewachst vor allem. aber auch an einer seite hochgebaut mit den seitenstützen des nicht mehr vorhandenen flurIVARs, für mehr bücher. außerdem kommt unten endlich der geschlossene bereich für die schallplatten hin, den muss ich aufwändig bauen, den will ich bauen. die türen dafür stehen bereits zugeschnitten im schlafzimmer, so lange schon. das ist also noch so ein projekt, das mir schon seit jahren im hirn herumspukt. länger noch als die neuen bücherregale, glaube ich.

alles gut so, sehr gut. ich stelle fest, dass ich auch mit dem projekt wohnungsumbau langsam bis ans ende hinsehen kann. da ist noch dieses IVAR, dann das ganz kleine neben der tür, auch ein IVAR. aber das ist schon umgebaut, das muss nur ein bisschen geschliffen und oberflächenbehandelt werden. danach kommen andere ans werk, menschen, die wände verputzen und holzböden schick machen können. da will ich ja selbst mal nicht ran, das ist mir zu viel, zu schwer, da bin ich – langsam, aber sicher – zu alt.

aber weil ich schon bis ans ende sehen kann, hab ich heute, ohne groß nachzudenken, in der kammer maß genommen. die kammer, in der sich motorradzeug versammelt, schuhe und jede menge werkzeug und material. unglaublich voll, durcheinander und schmutzig. die spanplatten, die ich vor über zwanzig jahren kostenschonend als regalböden zuschneiden habe lassen, biegen sich inzwischen mächtig durch. auch die trägerklötzchen haben sich hier und da schon gelöst, die brauchen dringend pflege. das system an sich gefällt mir, das ist prächtig gestaltet und bringt eine irre menge zeug in dem kleinen raum unter. aussortieren werde und will ich dennoch. in der gesamten bauzeit haben sich da so viel material und restzeug angesammelt.

überhaupt: restzeug!

die alten IVARböden aus dem flur habe ich leider alle weggeworfen. nur ein paar mehr als nötig stehen noch da, weil ich ja für die bücher hochbauen, und auch ein wenig aussortieren muss. allerdings habe ich beim messen festgestellt, dass sich das, was ich da weggeworfen habe, bestens als ersatz für die dringend ausszusortierende spanplatte geeignet gewesen wäre.

mist!

ich auch. mimose.

so richtig habe ich nicht zurückgefunden in die reihenfolge der wochentage. heute ist samstag, das weiß ich. aber wie war die woche? in der mitte greußlich, mit wenig schlaf in der nacht zum mittwoch, stattdessen einem beständigem pochen im kopf. bis in den tag, in die arbeit, dass ich kaum eine richtung habe finden können. aber davon und danach?

aber heute war tango, das war gut. endlich mal wieder etwas, das ich begreifen kann, einigermaßen umsetzen. enrosque, ich kann offensichtlich enrosque lernen. das ist lange her.

bei tag schaue ich schaue aus dem fenster. was nicht besonder aufwändig ist, ich sitze ja am fenster, vor dem fenster sozusagen. immer, wenn ich bei der arbeit sitze, welcher arbeit auch immer. am schreibtisch.

das gerüst am haus gegenüber ist lange verschwunden, seit august bereits. die dachdeckung hat offensichtlich eine umgestaltung mit sich gebracht, die den ansässigen vögeln zugute kommt. wie irre tummeln sie sich an einer bestimmten stelle der dachrinne. erst dachte ich, es seien tauben. ich weiß nicht, warum. vielleicht, weil ich mir so einem schlag vorstelle. ein beständiges herumflattern und ein kleines loch, ein kommen und gehen, ohne ende.

am mittwoch, mitten im bekloppten kopf, wurde mir klar, dass tauben eine unsinnige annahme waren. die flugkünste, die eleganten schwingen, das liegen in der luft. das sind keine tauben. das sind die elstern, natürlich. die sind es, die haben da oben eine residenz bezogen, welcher art auch immer. und haben ihre tägliche freude daran.

ich auch.

neben der arbeit habe ich gestern, spät in der nacht erst, begonnen, die balkonpflanzen zu evakuieren. und überhaupt, alle meine pflanzen zu sortieren, zu minimieren sogar. ein klein wenig radikal. andererseits plane ich an dem notwendigen pflanzenlicht für den winter, diesmal. das mir der restbestand erhalten bleibt.

die mimose vor allem. die bleibt, das ist das erste mal. ein versuch, aber die dinger sollen ja durchaus zäh und mehrjähig sein.

anker voraus

gestern bis gegen elf geschlafen, übrigens. nachdem ich die gesamte urlaubswoche nahezu arbeitstauglich, allerdings ganz von selbst aufgewacht bin. heute war es dann auch halb zehn, und dann habe ich auch noch von schreibkursen geträumt. ich weiß, was das heißt. einerseits, dass nach einer woche pause jetzt das mit der erholung anfangen könnte. oder würde, wenn nicht für morgen wieder der wecker den betrieb aufnähme. urlaub is over! andererseits, dass ich viel erledigt habe, was mich sehr zufriedenstellt. aber von schreiben in dieser zeit bleibt keine spur. vermutlich.

aber ach, das weiß man nie. oft schlummert und wächst der text unter der oberfläche, hinter dem alltäglichen, verborgen noch in der zeit und wirft seine anker voraus.

die neuen regale haben auch platz auf dem schreibtisch geschaffen, weil sie eben nicht nur für die beherbergung von büchern konzipiert sind, sondern auch andere büroablageflächen integriert sind. ich hoffe, dass das luft zum arbeiten schafft. für alle arbeit, nicht nur das schreiben. es ist ja schon schlimm genug, dass ich im grunde fast alles an einem platz tue. ich mag klarheit und raum, ich liebe die leere.

leere, die es in mir gerade nicht gibt. die art von leere, die mich in die lage versetzt, etwas entstehen zu lassen, von dem ich selbst noch nichts weiß. bis es geschieht. dann lese ich mich selbst, noch beim schreiben.

aber diese woche hat nicht gereicht, auch und vor allem weil die übersetzterarbeit drückt und drängt. so war das nicht geplant, überhaupt gar nicht.

was soll ich noch sagen, ich muss warten. ich muss tun, was zu tun ist. es hilft nicht, ich muss mich erschöpfen, bis aufs letzte. und kann vom schöpfen nur träumen, einstweilen. ist es das, was mich zum minderleister macht, zum versager? unverkennbar. und es ist exakt dasselbe, das mich zum schreiben befähigt: erschöpfing, klarheit und leere.

wie dumm. ich doch bin. aber ich weiß.

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