am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

keine klagen /104

in der nacht hat es gewittert und ausgiebig geregnet, das hat den heutigen tag überaus angenehm gemacht. bei nicht einmal dreißig grad und permanent leichtem wind war es allein die literatur, die die gewichtigkeit bestimmt hat.

und es war ein nahezu durchweg gutes programm heute, mit dem besten auftakt ever. besser geht es kaum, das behaupte ich einfach mal so. wobei das natürlich immer auch geschmackssache ist. aber ein text, der sprachexperimente in höchstem maße mit sowohl so etwas wie erzählhandlung als auch mit geschichtlicher allgegenwart zu verbinden weiß.

was soll da mehr?

was will da noch ich? hier? wo niemand sonst ist, so wie sonst immer. gut, das war mir vorher schon klar, auch wenn ich nicht herumgefragt hatte. es ist nicht ganz das erste mal, aber jetzt sind auch die strukturen weg. kein bachmannwettschwimmen mehr, ich weiß nicht einmal, ob noch jemand an den see fährt. kein herumschlendern beim bürgermeister mehr, aber das war ja auch schon im letzten jahr. niemand trifft sich zum essen irgendwo zwischen augustin und was-weiß-ich, am abend geht es nicht ins theatercafé. ob es das noch gibt, ich bin nicht einmal daran vorbeigefahren.

nur der lendhafen ist schöner geworden. es sind zwei oder drei läden dazu gekommen, vor allem gibt es jetzt zu essen. ganz weit hinten, ein imbisswagen, auf den ersten blick, der aber speisen für ein paar gedeckte tische bereitet. es wird boccia gespielt, wie bei adenauers. es gibt auch junge leute, die machen ihr dings. literatur ist das nicht, aber was solls.

literaten sehe ich keine an den üblichen plätzen, weder verlagsleute noch schreiber*innen. oder zumindest wenige. von den teilnehmenden schaut auch niemand vorbei, soweit ich das mitbekomme. die literaturkursleute, die sonst immerzu und überall herumgesprungen sind, die vermisse ich am meisten. auch wenn ich eher wenig mit ohnen zu tun hatte, nur hier und da mal, der eine oder die andere. doch da gab es immer risse und rüche, da gab es hybris und dreck. ganz so, wie es sein soll.

lange dort geblieben bin ich gerade eben nicht. es ist kühl dort, das ist schön. es ist groß genug, um auch allein ganz gut sein zu können. einen augenblick, in dem mir klar wird, dass es nicht dieser ort ist, der es mir derzeit so schwer macht.

es ist der punkt, an dem ich den text verlassen habe, am montag in wien. wie ich meine hauptfigur zurück gelassen habe, der zustand, in dem sie sich befindet. und ich kann es nicht ändern, ich muss das noch vertiefen in den kommenden wochen. bevor ich ins letzte kapitel darf.

so ist das bei mir, so schreibe ich. ohne auszuweichen.

keine klagen/103

der morgen begann damit, dass ich eine halbe stunde zu früh zum lendhafen geradelt bin, damit mir genug spielraum bleibt für einen guten platz, am liebsten meinen lieblingsplatz. um dann vor ort festzustellen, dass etliche liegestühle vorab telefonisch reserviert worden waren. damit hatte ich nun wirklich nicht gerecht, und so stand ich ein wenig vor mich hingrunzend da, wusste nicht wohin mit mir. sehr seltsam, zumal mich das an die stetig zunehmende dauerplatzbelegingen im studio erinnerte.

um es kurz zu machen: ich saß dann doch, wo ich wollte. wohl wegen meines grummelns, was mir dann doch ein wenig peinlich war. im grunde ist es ja auch nur ein claim-abstecken, wenn ich auf den platz beharren mag, den ich jedes jahr am liebsten habe. mit etlichen anderen übrigens, die da auch jedes jahr sitzen man kennt sich inzwischen, würde ich sagen.

nach einer dreiviertelstunde wurden dann aber sowieso alle namenszetten abgeräumt, ohne dass da wer aufgetaucht wäre. und ich musste nur noch der versuchung widerstehen, mir für morgen einen solchen platz reservieren zu wollen. puh! ich hoffe lieber erstmal auf die gegenbewegung, also dass dieses spiel morgen einfach nicht mehr stattfindet. wenn nicht, begebe ich mich irgendwo ganz hinten in einen seitenbereich. wo ich dann nichts sehen kann und auch keine texte kriegen werde. hoffentlich aber hören. oder ich versuche es im studio, zumindest für nach der pause.

die texte heute haben mich durchweg nicht erwischt, so gut wie keiner. einen gab es, mit klaren insbesondere auch sehr körperlichen bildern über das sterben. aber auch der war es nicht bis zuletzt. ich hoffe also auf morgen.

immerhin war ich dabei, ich bin nicht abgeschweift, trotz zunehmender hitze, bis zum frühzeitigen ende. was ich übrigens später erst gemerkt habe, auf die uhr gesehen habe ich nicht. zwanzig minuten verschenkte zeit, habe ich das richtig gelesen?

die hitze war dann durchaus mehr, als ich es vor ort empfunden hatte. fast vierzig und gefühlt, in der sonne, auf dem rad, dann sicher über vierzig. doch zum glück geht ein leichter wind durch die stadt, seit gestern schon. später soll es tatsächlich noch regnen, in einer stunde oder so. so sagt zumindest das regenradar.

keine klagen/102

so. heute war dann mein wohl einziger freier tag in diesem urlaub. alles andere war arbeit und ab morgen ist es zwar nicht arbeit, aber doch ein vorgegebener zeitplan. wenn ich den einhalte, allerdings, dann wird es ruhig. hoffe ich, denn ich twittere nicht, lese nicht bluesky nach, noch während gelesen wird. und auch nicht, wenn die jury zugange ist.

das war früher. als ich den bachmannpreis, so hieß das damals noch, da erste mal im netz vorfand, war das alles sehr ungeordnet und nicht so leicht zu verstehen. nur weil ich das gesehen damals schon über zehn, vermutlich so an die zwanzig jahre aus dem fernseher kannte, war ich sofort gepackt und konnte nicht anders. ich wollte dabei sein.

dass man auch persönlich herkommen kann, habe ich dennoch erst vor dreizehn jahren begriffen. und es war nicht so leicht, es war ungaublich teuer damals, für mich, eine solche reise zu unternehmen. dennoch war es berauschend. die voelen menschen, die ich kannte und auch nicht kannte. die aus dem internet. die nächte, in denen ich kaum zwei stunden geschlafen habe. damals konnte ich das noch. und was ganz persönlich, für mich und mein schreiben hier ergeben hat. (ohne jedes sichtbares ergebnis, ich weiß. aber die muss es ja auch geben. von denen gibt es viele, glaubt mir.)

damals standen jurymitglieder oder andere literaturmenschen staunend oben auf der straße oder auf der brücke und schauten auf den lendhafen herunter. wie da unten der bachmannpreis ins internet floss, ohne dass sie genau begriffen, wie das passierte. wie das passieren konnte. aber die meisten freuten sich darüber, hatte ich den eindruck.

so war das.

ich saß da immer nur am rand. ich kann nicht gut hören und lesen zugleich, schon gar nicht auch noch analytisch denken dabei. oft habe ich viel text gar nicht mitbekommen, vor lauter überforderung. das tut mir heute noch leid. also saß ich am rand, aber nicht auf der mauer, nicht irgendwo außen. ich war dabei.

inzwischen fließen die TDDL, wie das geschehen hier offiziell, aber wirklich nur hochoffiziell heißt, ganz anders ins netz. alle kanäle sind besetzt, schon länger, glaube ich. mittlerweile werden sie auch professionell bespielt, alles geht seinen gang. ich sehe die leute, die das machen, hier herumrennen, das ist kein leichter job. alle teilnehmenden beantworten die gleichen fragen, schicken ihre bilder, vor ort werden spielchen gespielt, es wird auch zu spielchen animiert. eigentlich stelle ich mir das schrecklich vor, für alle beteiligten.

okay, ich motze nicht, ich versuche zumindest, es nicht zu tun. ich will gar nicht motzen. so macht man das halt heute. das ist das netz, wie es jetzt ist. ich mag es nur einfach nicht. so! wenn ich das schema sofort durchschaue, mich darin aber nicht bewegen kann, keinen eigenen platz mehr finde. irgendwo am rand oder wo auch immer. das ist langweilig.

auch deshalb hoffe ich auf die literatur, morgen.

magnolienwetter

mittwoch nachmittag nach leipzig gefahren, am frühen abend eingecheckt in eine deutlich schickere unterkunft als meine bisherige. zwei oder dreimal hatte ich ein spottbilliges früheres ladengeschäft genutzt, in dem man die funktionfähigen steckdosen suchen, auf zwei verrosteten herdplatten kochen und die heizung gelegentlich zum heizen überreden musste. nachdem der preis dort jahr um jahr um einiges angestiegen war, habe ich mich diesmal dazu durchringen können, nach etwas besserem zu suchen, für in etwa dengleichen preis. wenn schon, denn schon. und tatsächlich ist die aktuelle wohnung nicht nur bestens ausgestattet, schön eingerichtet und mit einem tollen bett ausgestattet. sie liegt auch noch strategisch einen hauch besser, um die s-bahn-verbindung zur messe zu erwischen.

zwar bin ich am donnerstag ein paar stunden dort herumgelaufen, relativ richtungslos, ohne jeglichen ansprüche. die habe ich allesamt nicht mehr. zwei guten gespächen gelauscht, aber nicht geblieben. auch wenn ich die leute kannte, beide male. und die ich auch. dann ist katja petrowskaja, die ich nicht kenne und sie mich natürlich auch nicht, knapp einen meter an mir vorbeigelaufen. über das ganze gesicht strahlend, auf jemand anderes zu, denke ich, der oder die sich hinter mir befand. welch ein glück! zuletzt den rest einer buchvorstellung am ukrainestand, wo es um den krieg ging. was sonst!? das waren dinge, ich ich kenne. von denen ich gehört und geschrieben habe, weil es mir als kind bereits erzählt wurde. wie menschen näher beieinander zu schlafen beginnen, im krieg, damit sie bei einem angriff, einem treffer vielleicht zusammen sterben können.

allerdings war das erste, das mich hier erwischt hat, eine unglaubliche müdigkeit. die arbeit, der stress, dort und anderswo, die nachrichten jeden tag. in der nacht vor zwölf im bett, das licht aus und die augen zu. dennoch war ich am morgen kaum aufzustehen gewillt. und nach dem messebesuch lag ich dann tatsächlich noch einmal über eine stunde lang im tiefschlaf auf dem hiesigen ledersofa, ganz und gar traum- und haltlos.

heute befand ich mich durchaus ähnlich, wiewohl ohnehin klar war, dass ich in der stadt bleiben und mich mit einer hiesigen freundin treffen würde. wie eigentlich in jedem jahr, manches trägt und hält sich einfach, wie von selbst. ein paar superstunden also, an einem supersonnentag, mit ein bisschen entspanntem frühling in einer schönen stadt. magnolien! reine poesie. die für den abend angedachten pläne hingegen wagte ich am vormittag bereits grundsätzlich abzusagen. schließlich habe ich zu allem überfluss auch noch meine unterlage für das kommende kapitel eingesteckt. mit absolut sicher abgesteckten zielen. recht geringer art, aber immerhin.

doch eigentlich ist es die müdigkeit. müdigkeit ist überall.

ja, ich habe mich am nachmittag hingesetzt und in den text geschrieben, was ich hineinschreiben wollte. nicht mehr als den inhaltlichen ablauf, den ich längst im kopf habe, der aber bislang nur notdürftig hingekritzelt auf zetteln existierte. die grobe struktur also, der ich demnächst zu folgen gedenke. in der hoffnung, dass es funktioniert.

tatsächlich aber bin ich müde, müde, müde.

keine klagen/101

gruseliger rückfahrtanteil gestern von klagenfurt nach münchen. mit zwei wagen weniger und ohne wlan fuhr der bereits zuvor als mit hoher auslastung angekündigte zug von bahnhof zu bahnhof, sammelte dabei immer mehr menschen ein, dass es immer heißer und heißer wurde. das resultat war eine art sehr langer saunagang mit alkoholaufguss, der freundlicherweise durch die früh zugestiegenen slowenische fußballfangruppe beigesteuert wurde. inklusive grölgesang in stadiontonalität. ich war bedient. und ausgesprochen dankbar für das müncher bett, das mir freundlicherweise gereicht wurde.

bahnfahren ist und bleibt offensichtlich ein wagnis, möglicherweise ein abenteuer, bis an die körperliche und mentale grenze. ich bin heilfroh um die entscheidung, mich für die letzte strecke in die erste klasse gebucht zu haben. hier ist es ruhig, obwohl ich den ruhebereich nicht mehr bekommen konnte, immerhin aber einen einzelplatz. niemand sitzt neben mir. ein segen, das sollte ich öfter mal.

auf dieses weise fast schon entspannt, sitze ich jetzt, wiederum rückwärtsgewandt, in einem fahrenden zug. pünktliche abfahrt, das wlan funktioniert, nur die reservierungssoftware ist ausgefallen. das kratzt mich wenig, es gilt ab sofort wieder: keine klagen! das tut mir gut, einstweilen. beklagen werde ich mich zukünftig nur aus gründen. die werden sich sicher finden.

die preisvergabe habe ich im zug und ausschließlich mithilfe von öffentlichen kurzmitteilungen (bluesky) verfolgt. da hab ich das jetzt auch mal ausprobiert, wie das so ist. irritierend, muss ich sagen. man versteht ja sowieso nicht, was da abgeht. weder am fernseher, noch wenn man vor ort im garten hockt. nichts davon. aber via bluesky, du liebe zeit. abgesehen von der getroffenen wahl, da bin ich erschrocken. das wage ich zu sagen, wiewohl ich darüber hinaus schweige. weil das öffentliche werten und verurteilen nicht meine sache ist. natürlich weiß ich dennoch, was sache ist.

randbemerkung: ich stelle fest, dass auch in der ersten klasse noch vor der abfahrt das tütenrascheln einsetzt, wie auch bei mir eine art von hunger, obwohl ich keine stunde zuvor noch bestens befrühstückt wurde. zum glück inklusive reiseverpflegung. ich kann also nicht klagen.

keine klagen/100

klagenfurt liegt hinter mir, ich fahre in einem gut klimatisierten, etwas altmodischen zug rückwärtsgerichtet nach münchen, und von da aus nach hause. nach berlin. der zug hat kein wlan, ich benutze zum ersten mal die im rechner eingebaute sim-karte. das scheint zu funktionieren, wir werden sehen. die leistung ist ein wenig grenzwertig. immerin ist der zug gar nicht so voll wie angekündigt, überhaupt gar nicht. das ist eine erleichterung, das war alles ein bisschen viel die letzten tage. viele menschen, schöne menschen vor allem. gzte zeit. aber eben auch viele themen, zu den eigenen noch obenauf.

ich glaube, ich habe gar nicht geschlafen in der letzten nacht. jedenfalls kann ich mich nicht recht an ein aufwachen erinnern, dafür an langes wachliegen und denken. ich kann und kann nicht von dem text lassen, dem eigenen, der sich immerzu weiterschreiben will. nicht nur an den texten, am pc. auch in sämtlichen hirnarealen, alles, absolut alles will an diesem text beteiligt sein. dumm ist nur, dass mir seit dem morgen leicht übel ist und mein linkes ohr weit über das normale maß hinaus pfeift, und zwar durchgehend.

vielleicht sollte ich etwas essen? vielleicht sollte ich weiterschreiben? vielleicht sollte ich nachsehen, wie die preise vergeben werden. die beiden frauen schräg gegenüber haben soeben die übertragung via smartphone eingeschaltet. man kennt sich, auch wenn man sich nicht kennt. irgendwie wie motorradfahrer*innen, die sich im vorbeifahren grüßen. das sollten sie zumindest, immer.

das motorrad, ja. das habe ich vermisst. seit ein paar tagen möchte ich ohnehin gerne wieder mal nach hause. zu hause sein. da ist zwar vermutlich alles voller denn je, so lange war ich lange nicht weg. aber die alltagsdinge sind besser geordnet, finden sich von allein. immerhin.

ich schweife ab. ende mit dem bewerb. aber ich will nicht klagen. wirklich nicht.

keine klagen/99

jetzt ist schluss, und es war ein grandioser schluss.

gestern habe ich mich dazu hinreißen lassen, einen siegertext zu verkünden. wie unverschämt von mir, wie anmaßend, wo ich doch nicht klagen wollte! ich bitte um entschuldigung. ich möchte abbitte tun mit zwei weiteren siegertexten: einem klangsprachgebilde, dass man sich am besten vorgelesen zuführt und einer luftverdichtung, die ihresgleichen sucht. das lohnt sich! (und überhaupt: was ist schon ein siegertext?)

das wars dann also in diesem jahr. das studio und das gelände habe ich, wie immer, schwer hinter mir gelassen. diese leere, wenn die literatur zuende ist. beim allerersten mal, vor dreißig jahren am fernseher, wie ich inzwischen herausbekommen habe, war es auch schon ganz genau so. wenn es plötzlich keine worte mehr gibt, so kam es mir damals vor. so ist es heute.

das macht mich traurig, wie in jedem jahr. diesmal vielleicht ein bisschen mehr noch, denn zur auslosung morgen werde ich wohl nicht erscheinen. ich habe ein bisschen umgeplant, und wenn alles gut geht, sitze ich in einem frühen zug. sonst wird mir das alles zu eng. erst münchen, dann berlin. die gewinner erfahre ich also aus dem netz, wenn es kein deutscher zug ohne ein funktionierendes solches ist.

aus dieser traurigkeit geflüchtet habe ich mich diesmal eiligst ins eigene schreiben, im grunde gestern schon. seite für seite, das schreiben geht gut, geht beinah leicht derzeit. das muss ich doch nutzen. der text ist da, in mir vor allem nach wie vor sehr präsent. mein hirn hat ihn nicht gelassen, auch unter all den anderen menschen nicht. all die anderen texte standen sowieso nicht im weg, im gegenteil. da bin ich zu hause, n den worten, der struktur der sprache, des erzählens.

eine andere beruhigung habe ich nicht gefunden. nicht nur gestern nicht oder heute. noch nie.

schreiben hilft am besten.

keine klagen/98

am abend in die nacht hinein an den lendhafen geflüchtet, da gab es tatsächlich etwas mit lyrik & musik, das mir gut gestimmt hat. auf all das noch obenauf, das hatte ich nicht erwartet.

früher, ganz früher, ging es auch an diesem abend immer lang, bis weit in die nacht, den morgen mitunter. (nach meinen maßstäben.) da waren viele leute, und ich war beständig bemüht, irgendwo dazuzukommen. das ging mal mehr und mal weniger gut, in letzter zeit war ich da entspannter. begegnungen werden dann leichter und lustiger. heute war niemand da, bzw. den einen tisch, an dem ich jemanden erkannte, wollte ich nicht stören.

also bin ich jetzt schon wieder zu hause. dahin hatte ich es nicht weit, fast nur ein paar schritte und einmal über die straße. ich bin müde. aber wenn ich die augen öffne und schaue, dann sehe ich. es wird traurig.

keine klagen/97

es ist seltsam, nicht auf der party am see gewesen zu sein gestern abend. es war ein schöner abend, mit leckerstem essen. aber es war eben nicht die stimmung am see, auf aufkommende nacht, die menschen und eine ahnung von leichtigkeit. und vor allem anderen, die radfahrt dort hinaus und die radfahrt wieder zurück in die stadt.

nach den lesungen heute habe ich dann erfahren, dass des facto für alle offen gewesen wäre, wie auch immer sich das geregelt hat. und hätte ich ein rad gehabt, wäre ich allein um der fahrt willen hinausgefahren. und für den fall der fälle halt wieder zurück, trotz knieerguss, coolpacks im eisfach usw. aber ich hatte keines, wie sonst eigentlich immer. ich hätte eines dieser mietappräder, ach verdammt!

meine stimmung knurrt, muss ich gestehen. denn dieser abend fehlt mir jetzt, das gebe ich ganz unumwunden zu. und fürs nächste jahr weiß ich: 1. ein rad muss sein und 2. in den schönen garten geht man einfach hinein, weil es alle machen.

zu den lesungen heute erst im lendhafen, dann ins studio. so wie gestern. den siegertext gab es am vormittag. das prophezeie ich an dieser stelle. das mache ich sonst nie. und es ist ja auch ein wenig unsinn, wie so ein bewerb ohnehin ein unsinn ist. aber dieser text hat mich wirklich derart vom hocker gefegt, wie an dieser stelle noch nie einer.

es gab noch mehr gefallen, wie mir auch gestern so einiges gut bekommen ist. es gab auch sachen, die ich nahtlos weggelegt habe, ohne bedauern. aber ich will ja nicht werten, nicht klagen, nicht richten. also, alles gut.

auch der termin gestern war das vorherige durchgemangel nicht die bohne vonnöten, ganz im gegenteil. zwar ist das fazit mau: es ist, was ist. es ist stillstand. das ist wie tief einatmen, und dann nie wieder ausatmen. eine seltsame art des erstickens. aber es ist auch anders: nichts passiert, doch es geht voran.

ich kämpfe nicht, ich wachse.

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