am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

keine klagen (19)

die nächte, ach, die nächte in klagenfurt. könnte ich klagen, ich würde klagen. und es wäre ein genuß. so viele nette menschen, die nette, schöne dinge sagen und auch tun. zum beispiel längst überfällige blumensträuße endlich überreichen. das ist klug. das steht an gegen die idioten, die es auch gibt. auch hier. offensichtlich.

jetzt. schon hier. schon vor ort, am hafen. mit netz und ohne doppelten boden. gleich gehts weiter. mit kaffee und milch.

keine klagen (18)

auf eigenartige nächte folgen eigenartige tage. mit dem mädchenhaften rücktrittbremsenfahrrad, den tangotauglichen, aber radfahruntauglichen schuhen und im geliehengeschenkten kleid, ebenfalls höchst ungewohnt, fahre ich als erstes mit der rechten schulter gegen eine mauerecke. die mauer bleibt stehen, die schulter wird blau, ich überlebe. alles. auch die mit dem alten barttrimmer meines vaters gestern nacht bereits kurzenschlossen geschorenen beine. die tragen jetzt einen dreitagestoppelbart, sozusagen. gefällt mir. alles.

lendhafenlungern

das anschließende stundenlange herumlungern im lendhafen, hören, sehen, blättern, lesen, ist ebenso spannend wie entspannend. was allerdings nichts an der eigenen anspannung ändert, die wiederum nichts mit dem seltsamen kleidungsstück an mir zu tun hat. im gegenteil. ich mag die ungewohnten bewegungen, die einschränkungen, die ich mich derart gehasst zu haben erinnere. beschränktheit war es, früher, nicht nur fast eine gefangenschaft.

heute kommt es mir vor wie vorsicht, eine bedachtheit, achtsamkeit beinah. wie auch immer, es macht die angst nicht größer und nicht kleiner. das außen ist immer nur ein bild. einblicke dagegen bleiben schwierig. das dahinter, darunter, daneben. das unfaßbare, im leben wie im text.

lendhafenlungern

ich bliebe sperrig in diesem jahr, das ein schmerzensjahr ist. der kiefer, der nacken, die schulter. kopf und herz sind eingeschränkt. dabei ist literaturlungern in der sonne derart abgründig und schön in klagenfurt.

keine klagen (17)

jede nacht am see ist anders. gut gegessen diesmal, kaum alkohol getrunken. besser so, besser für mich. viel reden, manches versuchen, dann in gedanken in kreisen über die wiese gehen. für eine weile, nur für mich. es hilft nichts. was verloren ist, muß für verloren erklärt werden. und ich rede jetzt nicht vom schreiben, nicht nur zumindest. ich denke an meine vertrakte menschenuntauglichkeit, die unfähigkeit, einen einfachen anfang zu machen. oder einen schritt weiter zu gehen.

doch alles das muß sein. und kreisen in der nacht, durch die gegenwart, die stimmen der anderen, ohne anzuhalten. nur die gedanken nach einer weile. stehen. das beruhigt.

korrekt

engl

hier kann man meinen namen. auf anhieb, hier muß ich richtig sein. oder?

keine klagen (16)

das ist nicht das jahr, in dem ich mich voll und ganz auf die texte konzentrieren könnte. so richtig geht das ja nie, auch am fernseher nicht. nicht einmal im studio, in das in diesem jahr kaum ein hineinkommen ist. zumindest heute war da keine möglichkeit, obwohl ich fast eine dreiviertel stunde zu früh ankam.

vor allem hindert mich en beständiger innerer aufruhr, der mir permanent etwas vorbetet. es ist zeit, sagt er. jetzt ist die zeit. sonst ist die zeit vorbei. laufen müßte ich oder rennen. vor angst. es braucht viel, es braucht viel mehr. oder auch nichts, gar nichts mehr, bis ich mich verliere.

mein gesicht, mein verstand. ist doch eh alles längst verloren. also bin ich bereit.

keine klagen (15)

natürlich reden sie über geld, was denn sonst. wobei geld und kunst zusammen nicht einmal in einen satz gehört. oder kunst und wettbewerb. dennoch bin ich ja hier, und das hat immer noch gründe.

die nacht bringt es zutage. und der alkohol, den ich mir überraschenderweise vermehrt zuführe. es ist die transparenz. das wissen um die arbeit und die vielen vermeintlichen fehler, die dabei vorkommen können. die man finden kann und definieren. oder auch nicht. darauf kommt es nicht an, denn am ende wurde etwas gesagt. oder erzählt. am ende ist es literatur.

ich sehe: diesmal wird es (auch) eine qual sein, hier zu sein. ganz im gegensatz zu dem überraschenden rausch des letzten jahres. es gilt, all das zu betrachten, was ich nicht kann. das ist nicht schreiben, nein. das ist all das andere. (jetzt ist mir schlecht.)

keine klagen (14)

nahtlos geht es weiter, als wäre nichts gewesen. nicht dieses jahr, das letzte, das mich aus den angeln gehoben hat. nicht dieses, das mit der nummer 13, auch nicht viel besser. eher im gegenteil, wenn auch nicht in allen teilen.

ein bißchen ist alles anders heuer in klagenfurt. ich komme einen tag später, dafür geht es quasi gleich los. die lesung der stipendiaten ist gerade vorüber. das hotel ist leer, keine weiteren tddler bislang. selbst die betreiber scheinen gewechselt zu haben, ich bin allein hier. gut, was solls. ich kenne mich ja inzwischen aus, brauche nicht einmal mehr einen stadtplan in dieser kleinen stadt.  und es könnte das letzte mal sein, davon war schon in schwechat die rede, im bus zum flieger nach klagenfurt, der voll mit bachmannpublikum war.

das sollte ernst genommen werden. mehr als das. ernst und wichtig. (bin gespannt, was dazu gleich bei der eröffnung gesagt werden wird. und ob. weil man es ja auch weglassen könnte, der literatur wegen. vielleicht.)

die erste kleine lesung gerade, über drei stunden immerhin, ging mir schon seltsam nahe und durch. ich weiß nicht einmal, wieso. (vielleicht, weil ich gerade ein verdammt schlechtes buch lesen muß?) das meiste ist gegenwartsliteratur wie sie halt ist. gegenwärtig eben, im präsens gehalten. nicht mein liebstes. doch ich befinde mich offenischtlich in einem tiefen zuhörmodus derzeit, rhythmus und worte verschwinden in farbe und bewegung, und ich verliere jede semiotischen halt. was durchaus hinderlich ist, auch wenn ich es zutiefst genieße. jenseits der worte zu hören. wie doch alles nur syntax ist mitunter. klangstruktur und tanz.

zwischendurch wird mir klar: in klagenfurt rede ich mit menschen, immer häufiger. einfach so. und ich sehe, wenn ich gesehen werde. ich könnte sein, so sein, so einfach ist das. (alles illusion.) dann wieder schmerzt es, für einen augenblick, unendlich fast, selbst über das eigene so gut wie nie sprechen zu können. (vielleicht bin ich aber auch einfach nur müde. heute morgen gegen 5 in richtung tegel getorkelt.)

lebenslügen

und dann beim blättern in einem buch über blogger, für das ich interviewt worden bin, lesen, daß die sich autorInnen offensichtlich aus meinem rudimentären xing-profil einen satten lebenslauf für mich aufgehübscht haben. da hätten sie mich mal besser gegenlesen lassen sollen, das hätte ich besser gemacht.

fazit 1: klingt aber gut, richtig sauber und glatt.

fazit 2: glaube niemals, was über irgendwen irgendwo gedruckt steht.

fazit 3: ich bleibe unaufgeregt, ich werde womöglich (schon?) altersmilde.

open mike 2

auch den zweiten lesungstag voll mitgenommen und alles gehört, was es zu hören gab. trotz wiederkehrender schmerzen, das hört einfach nicht auf diesmal. aber es bleibt konstant im rücken, im nacken, wo es jetzt noch ist. dieses schmerzding in mir, das schlafende migränemonster. nur einmal gab es einen kurzen ausflug hinter das rechte auge, das war am mittag, kurz bevor es losging.

zwei richtig schlechte texte heute, beide im ersten set. und beide von frauen, was es umso schlimmer macht. immerhin gab es zwei erkenntnisse dazu. (und richtig gute lyrik auch, u. a. von einer frau.)

1. jammerliteratur ist 1000x schlimmer als befindlichkeitsbloggen. denn letzteres will nichts anderes sein als eben das, was es ist. das macht es klar und vergänglich, wie das leben. ersteres dagegen.

2. die leipzig-hildesheim-häme, die hier wie in klagenfurt gerne gepflegt wird, durchaus auch von mir, hat eine ernste komponente. ganz egal, wie die internen verknüfungen verlaufen mögen, davon habe ich nicht die geringste ahnung. oder eben nur ahnungen und vermutungen. es sieht doch sehr danach aus, daß sich mehr und mehr eine art inzucht etabliert, bei der die junge literatur nurmehr gemessen wird an anderer, zumeist ebenfalls noch junger literatur. stimme, klang, ton und gesicht. thema, tempo, stil, alles irgendwie gleich. und immer noch gleicher. da stimmt doch was nicht.

wo bleibt das leben, mit dem literatur sich zuallererst messen muß. finde ich. wie dieser schmerz in mir. der ist doch auch nur da wegen der geschichte, an der ich gerade arbeite.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner