am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

das muss

guten morgen. es ist sonntag, und ich habe beschlossen, es mir heute gemütlich zu machen. das heißt, die heizung ist an, in der gesamten wohnung. nein, stimmt nicht, im schlafzimmer natürlich nicht, wozu auch. aber küche und bad, das wohnbüro wie immer. leider kühlt letzteres am meisten aus, das ist blöd. da sitze ich schließlich und arbeite, immerzu. aber heute ist sonntag. insgesamt komme ich so nach etwa einer stunde auf fast 20°. das will ich immer, aber na gut …

die fahrradstraßenbauarbeiten liegen auf eis. am dienstag hockten noch ein paar männer in warnwesten auf dem boden und sortierten kleine straßensteinchen in den kreuzungsgehwegbereich. nach dem schneefall war schluss damit. am mittwoch kamen noch zwei baumenschen, fuhren mit dem kleinen bagger herum und räumten auf. überhaupt ist aufräumen ein großes thema da draußen. es geht wirklichvoran, auch wenn gerade alles stillsteht.

außerdem haben die beiden die baustelle noch einmal an allen enden und im kreuzungsbereich gut gesichert und weitgehend verschlossen. die gitter abzuschließen ist nicht vorgesehen, da müllabfuhr und rettungsdienste den zugang behalten sollen. natürlich waren diese sicherungsmaßnahmen in zirka 24 stunden passé, inzwischen ist alles weit geöffnet. die unfertige straße wird genutzt, ist heute beinah zugeparkt. aber es ist ja sonntag. und nachts kann ich den unterschied ausmachen, also um wieviel leiser asphalt im gegensatz zu einer alten, holprigen kopfsteinplasterfahrbahn ist. ein flüchtern quasi, das gefällt mir.

nur meinen inneren blockwart muss ich seitdem ständig in schach halten. immerzu regt sich in mir etwas auf. ich mag nicht begreifen, dass menschen soetwas tun: möglicherweise sinnvoll gesetzte grenzen mit einem großen selbstverständnis nicht nur ignorieren, sondern aktiv boykotieren. dabei weiß ich, dass es in diesem fall vermutlich völlig schnurz ist. ja, ich bewundere es sogar, klammheimlich. diese kleine, alltägliche rebellion der autos, dieses sich aufstapelnde selbst.

es ist das kind in mir, das sich immer bemüht hat, alles richtig zu machen. die regeln, die grenzen, das muss. immer in der verzweiflung, dass es so doch aufhören sollte, die ständige angst und die existentielle qual. wenn man immer alles richtig macht.

keine ahnung hatte ich von macht und deren ausübung, von der folter der verunsicherung, wie sie in allen kippenden regimen herrscht. auch in familien.

wachstumsschmerzen

ich bin und bleibe gefangen in meinen bauvorhaben und erledigungslisten. ersteres gestern, heute ist die listenbewältigung an der reihe. ich habe nur eine, auf der steht berufliches gleich neben privatem, nur die einkaufsliste läuft parallel. das heißt, dass die ankündigung der notwendigen stundenlohnerhöhung für das kommende jahr gleich neben der seit wochen überfälligen kühlschrankreinigung auftaucht, derzeit zusätzlich begleitet von unzählige einzelheiten bezüglich der absehbaren inbetriebnahme eines neuen motorrads.

vom schreiben träume ich gelegentlich, meistens dann, wenn ich absehbar nirgends auch nur das kleinste bisschen zeit dafür finden können werde. oder wenn ich beim durchgehen der liste auf die schreibbezogenen punkte stoße, für die ich auf anhieb keine lösung finden kann. (gerade jetzt allerdings fällt mir diesbezüglich noch ein listenpunkt ein, den ich dringend ergänzen muss; also in diesem moment zugefügt habe.)

immerhin: meine listen sind aus papier, nicht digital. kleine blöcke, geklebt oder mit ringbindung, das scheint mir realer, fassbarer. vor allem ist es viel schöner und befriedigender, dinge final ausstreichen zu können, als die erledigten punkte einfach nur ganz banal zu löschen. insgesamt liegt also ein kleines bisschen schreiben in meinen listen, das rede ich mir zumindest ein. vor allem die einkaufsliste, die sieht doch fast aus wie lyrik.

das weiterbauen gestern hat mir ein klein wenig den rest gegeben. dabei ging es nur darum, ein brett für eine partielle rückwand zurechtzusägen, dann ein paar löcher dafür in die beiden so gut fertigen unterteile zu bohren und abschließend die oberfläche mit flüssigwachs zu behandeln. also, die gesamte oberfläche, das war dann schon eine menge. dafür habe ich fast die ganze wachsbüchse gebraucht, mehrere lappem und vermutlich einen pinsel und mein rechtes handgelenk ruiniert. kein rheuma, vermutlich schlicht eine einseitige überanstrengung, obwohl ich immer versuche, auch mit links zu arbeiten, und mein zunehmendes alter.

oder aber diese blöde karpaltunnelgeschichte, die sich schon seit einiger zeit unbedingt wieder zurückmelden möchte. gelegentlich hatte ich die alte schiene für die nacht schon wieder hervorgekramt, auch gestern wieder. dabei dann festgestellt, dass sie anfängt massiv auseinanderzufallen. so musste ich heute morgen zu nadel und faden greifen, um das ding noch zu retten. (sonst hätte es einen neuen arztterminpunkt für eine neuverschreibung auf der liste geben müssen. und wann soll ich das denn erledigen?)

alles ist handwerk!

besser schreiben als bauen

ich baue jetzt an dem ersten vierter der neuen freistehenden bücherregale, die ich vor jahren begonnen habe zu konzipieren. also noch vor der badkatastrophe vor zirka drei jahren, der küchenrenovierung vor über zwei jahren, und das schlafzimmer war da auch noch nicht einmal angedacht. jetzt baue ich also an den beiden unterschränken für den flur, wo es noch weniger um bücher geht als vielmehr vorwiegend um ordner und sowas.

das bauen dauert. leider nicht, weil ich es ganz besonders ordentlich machen würde. das wäre schön, und ich hatte es mir auch vorgenommen. alles in ruhe und mit zeit, egal was es kostet. aber es ist ein komplexes projekt mit zwei teilen, die zusammenpassen müssen. das oberteil für die bücher mit rückwand und, später dann, vielleicht noch glastüren. dabei bin ich noch gar nicht, aber dennoch. gleich als erstes ist mit die flachfräse weggerutscht, mehrfach sogar und einmal so richtig übel. an einer stelle also, wo die entstandene macke vermutlich sichtbar bleiben wird.

naja, egal. das ist eben handarbeit, heimarbeit sogar. ohne große maschinen und anderes entsprechendes werkzeug kann das gar nicht gradlinig und rechtwinklig, fehlerfrei und artig werden. wie es sich gehört. da wird es eben anders, ist doch okay.

als ich die konstruktion dann aber von unten angesehen habe, also das letzte brett, das am ende alles tragen muss, das ganze schwere papier, und dort an einer stelle ein loch vorfand, so groß immerhin, dass ich durchsehen konnte. da war ich doch ein wenig enttäuscht von mir. ich habe keinen zweifel, dass das halten wird. das kann durchaus so bleiben, ich weiß um die kraft des weißleims.

dennoch. beim schreiben würde ich mir das nie erlauben. ich könnte es nicht einfach so stehen lassen, weil es schon gehen wird. weil es eindeutig tragfähig ist und vermutlich nie jemand anders sehen wird. bis die wohnung irgendwann entrümpelt werden wird, nach meinem tod vermutlich, wenn nicht nur ich, sondern alles hier müll sein wird.

mehr noch: ich denke, im schreiben würde mir ein solches loch gar nicht erst passieren. da rutscht mir mein werkzeug nicht weg. und wenn, dann klebe ich nichts einfach zu. dann fange ich neu an. und dann klappt es, weil ich es ja kann.

ich fürchte, schreiben kann ich inzwischen viel besser noch als bauen.

die wahrheit

im leben ist alles so falsch wie dieser moment im plantetarium, als sich beim anblick der milchstraße dieses gefühl einstellt. eine plötzliche überwältigung, wie eine mich anrührende gewissheit. die weite des universums und die eigene nichtigkeit, als wäre beides ein. in diesem moment, wie eine erkenntnis.

das alles im wissen um die vielen kleinen lampen, die ihr licht auf eine mehr oder weniger gewölbte kuppel werfen, eine gebäudedecke, meter nur entfernt.

in wahrheit ist alles menschliche: illusiuon.

was für ein morgen

die baustelle vor der haustür ist menschenleer heute, es ist niemand da. es ist alles still, ich fasse es nicht. obwohl an der kreuzung noch deutlich sichtbar asphaltfläche fehlt, aber die große maschine (lotte) und auch die kleineren sind gestern schon abgezogen. auch kleine steine auf dem gehweg müssen noch massenhaft eingepflegt werden.

aber für heute ist der lärm aus, einstweilen.

dann rufe ich bei meinem mobilfunkanbieter an, weil ich gegebenenfalls 5g nutzen wollen würde, da mich das offensichtlich nichts weiter kosten soll. aber ich finde nicht heraus, ob ich dazu eine neue sim-karte benötige. der auftakt ist gruselig, weil die ki-vorabmoderatorin von mir eine pin-nummer möchte, über die ich als uraltkundin in dem verein nicht verfüge, die gab es wohl vor zwanzig jahren noch gar nicht. dass ich dennoch zu einem echten menschen durchgestellt werde, das allein ist schon mehr als bemerkenswert. dass ich dann am ende des gesprächs nicht nur über 5g verfüge, sondern auch über mehr datenvolumen, das noch dazu ein automatisches jährliches wachstum durchführen wird und, wie auch immer, noch weniger für all das zahlen muss.

das grenzt an ein wunder!

ich rufe jetzt bei meinem neuen motorrad an. mal sehen, was da schönes passiert.

bitumen

nur langsam erhole ich mich von dem persönlichen organisationsdesaster gestern. das kommt von der ewigen eigenverantwortung, wenn man für alles immer allein zuständig ist und niemand sonst mit aufpasst. da klappt nicht immer alles, aber so ein vollversagen? das ist (bislang?) dann doch selten, zum glück.

hilft ja nix. da werd ich mich wohl bis märz weiterfreuen müssen, bis dresden. gebucht!

heute, kurz vor sieben, sind die straßenbauarbeiten in eine neue dimension eskaliert. mit nachhaltigem vibrieren der ganzen wohnung, inklusive flaschen- und gläserklirren sowie einem eigenartigem quietschen, dem ich vorsichtshalber nicht weiter nachgegangen bin. sechs stunden am stück wurde die zweite asphaltschicht aufgetragen, bagger flitzten durch die gegend, um die große asphaltmaschine mit dem schönen namen lotte zu befüllen. unter ständigem piepsen und rumpeln, auch von den vielen dampfwalzen (ganz ohne dampf) und anderen rüttelmaschinen. später waren es große kipplaster, die sich direkt in lotte entleerten, während diese ihren verdauungsprozess aktivierte und an ihrem anderen ende wunderschön glatten, dampfend heißen straßenbelag ausschied. dabei bewegte sich das seltsame gespann langsam und gleichmäßig gemeinsam vorwärts. witzig auch die vielen männer, die mit schaufeln, harken und sogar gießkannen nachzuarbeiten hatten. als ginge es um gartenarbeit.

gartenarbeit stinkt allerdings nicht so, dieses bitumenzeug ist schon irgendwie penetrant. die fenster habe ich vorsichtshalber immer noch zu, auch wenn das alles jetzt wohl schon gut runtergekühlt ist. besser ist besser. ich vermute, dass noch eine letzte schicht aufgetragen werden wird, gleich morgen vielleicht. die anschlusskanten sprechen dafür, die hab ich mir auf dem weg zur physio kurz mal angesehen. und die ganzen maschinen stehen ja auch noch unten. na, da freue ich mich aber: auf morgen gegen sieben!

aber nein, ich bin nicht böse. ich bin wirklich froh, dass es inzwischen so aussieht, dass es bald schon gut sein wird mit dem fahrradstraßenbau vor meinem fenster. ich hab mittlerweile nur echt angst vor diesem ständigem lärm mitsamt der grundlegenden erschütterungen jeden morgen. danke!

sollen, wollen, müssen

oh, himmel! wie blöd kann man sein. also: ich, meine ich! wie blöd bin denn ich!

nachdem es bereits 2020 aus wohlbekannten nicht mit den b o d i e s von kat frankie geklappt hat und ich zur entspannung lediglich ein bisschen merchandising bestellen konnte, ging ja anfang des jahres alles so langsam wieder los. auch für die philharmonie konnten wieder karten bestellt werden, was ich anfang april unverzüglich getan habe. einen tollen, fetten platz für richtig gutes geld, weil das einfach mal sein musste. über ein halbles jahr habe ich innerlich gejubelt, mich heftigst vorgefreut, wie selten in meinem leben, besonders als es auf insta die schönen schnipsel von den proben gab. die schon beängstigend, berauschend. irre!

letztendlich, das muss ich an dieser stelle nun leider sagen, wäre es über all das vorfreuen hinaus, ungemein hilfreich gewesen, hätte ich mir den termin in den kalender eingetragen, wie ich es sonst immer, wirklich immer, sorgfältig tue. nur diesmal nicht, warum auch immer.

deshalb also habe ich gestern vergessen, dort auch hinzugehen. weil ich einfach nicht wusste, dass ich das zu diesem zeitpunkt hätte tun sollen, wollen, müssen. verdammt!

dabei hätte ich es so dringend nötig gehabt: pure schönheit und nichts sonst.

jetzt muss ich meinen body anfang 2024 entweder nach münchen oder nach dresden bewegen, denke ich.

nach dieser erkenntnis, diesem elend, tief in meiner person verankert, ging leider die heutige kleine berauschung ziemlich unter. dennoch sei es gesagt: als ich aus dem büro zurückkam, da war über die ganze länge der fahrradstraßenbaustelle eine asphaltschicht aufgebracht. schwarz, glänzend, das riecht ganz schön bäh, auch am frühen abend noch. die maschine dazu hatte ich am morgen noch ankommen sehen, aber nicht damit gerechnet, dass die so viel schaffen kann an einem tag. und ich habe auch davon nichts gesehen. aber morgen geht es sicher noch weiter, direkt bei mir an der kreuzung, wie mir scheint. vielleicht gibt es auch noch eine zweite schicht, keine ahnung.

going deeper

ganz leise ertrinke ich in traurigkeit. über die welt und die menschen, wie sie gezwungen sind darin zu leben. durch sich selbst oder die anderen, ganz egal.

Es ist so einfach, ein Mensch zu sein, sagt margot friedländer am sonntag abend im deutschen debatten-tv des 21. jahrhunderts.

ich weiß, wie leicht es ist. und wie schwer. das geht tief und immer tiefer. bis zum grund, sonst ist es sinnlos.

failure

ich bemühe mich, ordnung zu schaffen, um ins schreiben zu kommen. ich habe eine vorstellung, mehr eine richtung vielleicht, aber es wird klarer. immehrin. doch wollte mir nichts davon gelingen.

früh geweckt worden bin ich, von den baggern draußen und einem mächtigen bohren irgendwo unter mir. genau wie erwartet. draußen wurde eine schnur in der mitte der straße gezogen. ich bin gespannt, was das nun wieder bedeutet. gegen mittag losgeradelt, zum tangounterricht. der ging lange, weit über die gebuchte stunde hinaus. anschließend sind wir noch eingekehrt, für guten kaffee und portugisische törtchen. als ich nach hause zurückkam war es fast schon dunkel.

und still, alle bauarbeiter verschwunden. ich war müde.

ich habe also nicht geschrieben, nicht einmal die datei geöffnet. ich habe ein ganz kleines bisschen gearbeitet, übersetzt. nur eine stunde oder so, obwohl ich mir doch vorgenommen hatte, dieses wochenende auf jeden fall freizulassen. fürs schreiben.

egal ob ich es dann tun würde oder nicht. das war wohl nix.

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