am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

schreibzeit/82

heute hätte ich gern ein fahrrad gehabt. nicht so ein mietrad per app, das minutengenau abgerechnet wird. so etwas taugt wenig zum herumfahren, das ist für die strecke a nach b gemacht. so bin ich hier nicht unterwegs, ich bin eher ziellos. heute ganz besonders.

schreiben macht müde, und ich bin hart dabei. aber ich habe auch lust auf wien, und ein rad wäre eine ganz neue herangehendweise. die gelegenheit hatte ich bislang nicht. das motorrad hierzuhaben hingegegen, das wäre mir zu viel. das braucht noch deutlich mehr konzentration, besonders in einer fremden stadt.

aber natürlich vermisse ich die neue kiste, denn das wetter hier ist gerade zu gut. fahren, fahren, fahren. außerdem ich würde sie gern einem freund zeigen, der heute geburtstag haben sollte. aber eben nicht mehr hat. ja, das würde mich freuen.

das und vieles andere sind die begleiterscheinungen. schreiben findet immer auch in meinem leben statt und nährt sich daraus. das vor allem ist es, was so müde macht.

schreibzeit/81

nein, ich bin nicht spontan verreist, das steht erst im märz wieder an. aber schreibzeit ist ja immer. oder zumindest immer wieder mal, auch zu hause. nicht ganz so viel, in letzter zeit, das stimmt. das hat seine gründe.

schreiben ist immer schwer, so umwerfend es auch ist, das zu können. das ist normal. aber schreiben scheint immer wieder auch mal unmöglich. an dem punkt wird es gefährlich, es kratzt an der existenz derzeit. ich glaube nicht, dass ich es einfach lassen kann. ich habe andere gesehen, die das schreiben aufgegeben haben. weitgehend zumindest, die nur noch bloggen. das ist mir nichts, aber weiter weiß ich oft auch nicht.

konkret muss ich allerdings, es gibt eine deadline. eine heimliche, nicht offiziell. dennoch ist sie da, und ich will sie nutzen. dafür habe ich einen über zehn jahre alten, in sich abgeschlossenen text hochgeholt. etwas, was mir sehr am herzen liegt, bislang aber hat es noch keinen weg gefunden. wie so vielen, nichts scheint im moment seinen weg zu finden. zumindest nicht, solange es mit mir verbunden ist.

die arbeit ist kein problem. wenn ich es schaffe, die datei zu öffnen, dann ist alles, was danach kommt, überhaupt kein problem. das ist beruhigend, einerseits, andererseits auch ein desaster. aber nur für mich, nicht für den text. ich drehe mich, alles immer im kreis.

heute habe ich etwas seltsames gemacht. ich habe den text, meinen deutschen text, in das übersetzungsprogramm geladen, dass ich gelegentlich für meinen brotberuf verwende. einfach so, ich weiß nicht warum. englisch ist meine andere sprache, die einzige, die neben deutsch sicher in mir wohnt. ganz woanders, fast dass ich meine, eine andere zu sein, wenn ich englisch sprechen darf. oder lesen, auch wenn ich englisch nur sehr, sehr langsam lese. aber so gerne!

das ergebnis war eigenartig, im erleben vor allem. neben den vielen groben fehlern*, die solche programme produzieren, kam mir ein sehr knapper, trockener stil entgegen. viel kürzer als mein deutsch, logisch. viel präziser und weniger versülzt, obwohl der inhalt zwar zum teil kaputt war, aber keines falls verfälscht. ein bisschen war ich verliebt in den neuen klang, die englische kürze, die auf ganz andere art luft lässt für interpretation.

als gäbe es im schreiben keine moral, die das gesagte einzufangen und zu verankern versucht. keine plausibilität, nur behauptung. und poesie, das vor allem.

das hat mir gefallen.

* einen spezialbegriff habe ich geändert, aufgrund einer massiven fehlübersetzung. grandios!

schreibzeit/80

nachtrag wien oder zusammenfassung meiner arbeit dort. tatsächlich war ich ja zum arbeiten da, zum schreiben.

es ist wenig text entstanden, das sagte ich schon. das war auch irgendwie klar, so sehr am anfang. da weiß man nie. was ich tun konnte, und getan habe, war struktur. nicht nur die beschäftigung damit, inzwischen sehe ich, dass ich struktur geschaffen habe. oder anders: nicht geschaffen, aber sie sind entstanden. durch das wegfahren, das laufen in der stadt, die verwirrung und enttäuschung. (von und mit mir.) eine erste art von struktur, sie sind jetzt da. das ist gut.

die kapitel standen ja schon, so in etwa. und den anfang hatte ich schon zu schreiben versucht, vor ungefähr einem jahr. den text habe ich aufgerissen und neu zusammengeschoben, teile gestrichen und eine neue story untergeschoben. damit habe ich schon ja vor wien angefangen.

seltsamerweise hat bei der neuorientierung das ganze gebilde angefangen, von hinten her zu wachsen. vom ende, ausgerechnet das vorletzte und letzte kapitel wollten sich unbedingt ausformulieren. das war nicht gut. diesen fluss musste ich stoppen, so sehr ich das auch bedauerte. auch das war noch vor wien.

das vielleicht wichtigste: ich weiß jetzt, nach wien, dass die ersten fünf kapitel in sich geschlossen sein werden und jeweils nicht nur einen bestimmten inhalt vermitteln, sondern auch eine bestimmte färbung erhalten sollen, eine stimmung. es geht um offenheit und gefangenschaft, um weite und verzweiflung, um zuversicht nicht zuletzt. hoffnung. ich weiß nicht, ob mir das gefällt. aber es scheint gut zu sein. das letzte kapitel dann wird ganz anders, aber dazu will ich noch nichts sagen.

insbesondere die angestrebte geschlossenheit der kapitel kitzelt mich, sehr, das könnte gut werden. das könnte richtig sein, in der schwere der story ein gewinn.

ich bin gespannt.

ich hoffe, das ich das in meinem alltag unterbringen kann. jetzt, wo die arbeit, all die brotjobs wieder bei mir, in mir einziehen.

schreibzeit/79

ich bemühe mich, mich zu besinnen, warum ich hier bin. ich laufe draußen herum, einen halben tag lang. dann gehe ich zurück in meine unterkunft und setze mich an den winzgen schreibtisch, den ich gestern schon strategisch an den esstisch geschoben habe, um so etwas mehr platz zu haben. es passt ganz gut, ich bin zufrieden.

ich mache nicht viel aufhebens und fange einfach an. ganz vorne, da eben, wo ich mich gerade befinde. da ist ein elend, denn ich weiß noch gar nicht, immer noch nicht, wo die reise hingeht. einerseits. andererseits geht es halt nicht anders, es muss jetzt mal los. es muss einfach. endlich.

es ist anstrengend und mir wird übel mit der zeit. das mag am thema liegen oder an der ungewohnten arbeitshaltung am fremden schreibtisch. ich tippe auf ersteres, aber es hilft ja nichts.

ich muss da jetzt rein. ich will.

schreibzeit/78

zerfetzt natürlich, immer zwischen allem und in der nacht. ich sammle und sortiere, in mir und auf zetteln. und ich ändere die schreibtaktik, wieder weg vom fragmentarischen. das steht mir nicht zu. das ist für andere, die es feiern können, das viele, das mäandernde. ich dagegen fange vorne an, wie die leser*innen. (vielleicht.) ich schreibe bis zum ende durch.

ich bin eine linie. es ist schon genug verwirrung, in allem.

ich weiß das ende, jetzt schon, ganz präzise sogar. der text wächst von hinten, das mag an der wenig kontinuierlichen arbeit daran liegen. das gefällt mir nicht.

schreibzeit/77

zum schreiben keinen zugang gefunden, aber auch nicht wirklich gesucht. im café gesessen und Péter Nádas gelesen: Schreiben als Beruf. über stumme poetische strukturen und das mit den räumen, was ich dieser tage auch beschrieben hatte. bei ihm heißt es: … der Raum des Romans.

ich fühle mich erwischt und erkannt. ich tue alles das, ganz genau. ich kenne das, ich weiß das. ich bin allerdings allein damit.

schreibzeit/76

es geht langsam, langsam, langsam. es ist nicht möglich, schreiboffenheit zu konservieren, zu verschieben, zu vertagen. was vor zehn tagen möglich erschien, ist nun verschwunden. ich weiß das, das macht nichts. ich tue, was auch nötig ist. die fleißarbeit.

ich muss die räume öffen und begrenzen zugleich, um später alles damit bespielen zu können. um schreibfreiheit herzustellen. ich setze also muster und strukturen in den leeren raum. das ist ein bisschen brutal, auch weil es keine begründung gibt. es gibt wenig mehr als eine ahnung. es gibt erfahrung und intuition. das ist alles.

das meine ich so. muster und strukturen sind das wichtigste für das schreibgelingen. das ist es, was stimmen muss, was immer wieder zu überprüfen und zu richten ist. doch besser so gut wie nichts davon sollte am ende sichtbar sein.

und es ist ein elend, diese arbeit. es ist die pure angst, dieser schritt ins nichts, der womöglich alles bedingen wird. es gleichzeitig festschreibt und verändern wird. seltsam.

das mit der kreativität.

seelenwetter

wieder in wien und das wetter ist wie wuppertal. es ist kühl hier, regen und wind. die wohnung liegt ganz woanders, diesmal. ein anderer kiez, würde man in berlin sagen. das bringt mich gleich nach der ankunft ein wenig aus dem tritt. es wäre nicht weit zu laufen von bahnhof aus, knapp drei kilometer. doch das lasse ich, das suchen im regen, und nehme ein taxi.

kein hof diesmal, die wohnung liegt gleich an der straße. und hoch oben ist sie, gleich unter dem dach. auch wie in wuppertal, damals. das hatte ich lange nicht. es ist keine ferienwohnung, hier wohnt wirklich wer. odre es ist eine arbeitswohnung, eine malerin vermutlich. überall stehen bilder, überhaupt ist die einrichtung seltsam und interessant. manches gefällt mir, sehr, anderes nicht so. insgesamt ist es ein bisschen zu voll. aber so ist das wohl bei menschen, die gemälde schaffen.

ich habe meinen platz hier schon gefunden. einen tisch in guter höhe, einen stuhl, der funktioniert. wenn ich schreiben will, dann wäre das kein problem. sogar das papier habe ich diesmal dabei, keine ahnung ob. aber das war das erste, das ich rausgelegt habe, als es ans packen ging.

vergessen habe ich diesmal nur das ohrenspray und eine richtige jacke, eine regenjacke vielleicht sogar. das wetter dieser tage hatte ich irgendwie anders verstanden.

die fahrt war häßlich. zugfahren könnte so schön sein, aber das war jetzt meine siebte zugfahrt innerhalb von zwölf monaten. und nicht eine davon ist planmäßig und reibungslos über die bühne gegangen. ja, da war dieses wetter gestern, ich weiß. und irgendwas ist immer, das muss man verstehen. vermutlich kann ich froh sein, dass gerade noch nicht gestreikt wird. himmel, was hätte ich dann getan?! wobei natürlich auch das zu verstehen wäre, unbedingt. ich bin ausm pott, mein oppa war berchmann!

nur die stimmung, die auf den gleisen herrscht. das gemecker und gedränge, die verachtung. ich halte mich zurück, ich bemühe mich. doch das ist kein spaß.

unausweichlich

letzte nacht war wohl die übelste nacht ever. keine ahnung, ob ich geträumt habe und was. aber das knie hab ich mir verdreht im schlaf, dass ich es lange nicht mehr ausstrecken konnte. weitergeschlafen habe ich aber doch. aber nicht recht atmen konnte ich und latend schlecht war mir, was zusammengenommen sicher an der aktuellen allergiesituation gelegen haben mag. oder mit dem blöden, unkoordinierten quatsch, den ich gestern gegessen habe. das war nicht wirklich ernährung, kommt vor.

irgendwann in der nacht starre ich in eben diese und weiß, dass ich nicht mehr tun kann, was ich alles noch vorhabe. dass ich im leben nicht mehr dazu kommen werde, zum beispiel, die beiden latten rechts und links an den neuen schrankaufsatz zu schrauben, damit ich dort endlich die türen anbringen kann. das ist ganz sicher geträumt, das denke ich noch im traum. aber man weiß ja nie.

näher war ich nie an der selbstverständlichkeit meines todes, irgendwann wird da dieser schnitt. unausweichlich.

am morgen war das knie wieder völlig okay, und das mit den latten habe ich auch problemlos erledigen können. ich wäre sicher noch dazu gekommen, die türen anzubringen. hätte ich nicht eine davon auf den boden fallen lassen, mit einer ecke ausgerechnet. die musste dann erstmal wieder repariert werden, also geleimt. das dauert an. morgen ist ja auch noch, wenn ich nicht wieder vorher träume.

ansonsten gearbeitet, wie das so ist. viel zeugs übersetzt und gleich ins backend der webseite weggeschafft. außerdem einiges vorbereitet, dass dann nächste woche drankommt. neben dem, was ohnehin noch aufläuft. das macht in gewisser weise zufrieden, auch weil es geld bedeutet. da kann ich quasi zusehen, wie die summe sich aufrechnet.

was fehlt ist die leere, die glatte zeit. die schreibarbeit vor dem schreiben. das finden, verdammt. am ende ist da diese gewissheit, dass ich diesbezüglich etwas falsch steuere. wenn ich überhaupt steuere. genau da sollte ich ansetzen, vermute ich.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner