am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

schreibzeit/80

nachtrag wien oder zusammenfassung meiner arbeit dort. tatsächlich war ich ja zum arbeiten da, zum schreiben.

es ist wenig text entstanden, das sagte ich schon. das war auch irgendwie klar, so sehr am anfang. da weiß man nie. was ich tun konnte, und getan habe, war struktur. nicht nur die beschäftigung damit, inzwischen sehe ich, dass ich struktur geschaffen habe. oder anders: nicht geschaffen, aber sie sind entstanden. durch das wegfahren, das laufen in der stadt, die verwirrung und enttäuschung. (von und mit mir.) eine erste art von struktur, sie sind jetzt da. das ist gut.

die kapitel standen ja schon, so in etwa. und den anfang hatte ich schon zu schreiben versucht, vor ungefähr einem jahr. den text habe ich aufgerissen und neu zusammengeschoben, teile gestrichen und eine neue story untergeschoben. damit habe ich schon ja vor wien angefangen.

seltsamerweise hat bei der neuorientierung das ganze gebilde angefangen, von hinten her zu wachsen. vom ende, ausgerechnet das vorletzte und letzte kapitel wollten sich unbedingt ausformulieren. das war nicht gut. diesen fluss musste ich stoppen, so sehr ich das auch bedauerte. auch das war noch vor wien.

das vielleicht wichtigste: ich weiß jetzt, nach wien, dass die ersten fünf kapitel in sich geschlossen sein werden und jeweils nicht nur einen bestimmten inhalt vermitteln, sondern auch eine bestimmte färbung erhalten sollen, eine stimmung. es geht um offenheit und gefangenschaft, um weite und verzweiflung, um zuversicht nicht zuletzt. hoffnung. ich weiß nicht, ob mir das gefällt. aber es scheint gut zu sein. das letzte kapitel dann wird ganz anders, aber dazu will ich noch nichts sagen.

insbesondere die angestrebte geschlossenheit der kapitel kitzelt mich, sehr, das könnte gut werden. das könnte richtig sein, in der schwere der story ein gewinn.

ich bin gespannt.

ich hoffe, das ich das in meinem alltag unterbringen kann. jetzt, wo die arbeit, all die brotjobs wieder bei mir, in mir einziehen.

schreibzeit/79

ich bemühe mich, mich zu besinnen, warum ich hier bin. ich laufe draußen herum, einen halben tag lang. dann gehe ich zurück in meine unterkunft und setze mich an den winzgen schreibtisch, den ich gestern schon strategisch an den esstisch geschoben habe, um so etwas mehr platz zu haben. es passt ganz gut, ich bin zufrieden.

ich mache nicht viel aufhebens und fange einfach an. ganz vorne, da eben, wo ich mich gerade befinde. da ist ein elend, denn ich weiß noch gar nicht, immer noch nicht, wo die reise hingeht. einerseits. andererseits geht es halt nicht anders, es muss jetzt mal los. es muss einfach. endlich.

es ist anstrengend und mir wird übel mit der zeit. das mag am thema liegen oder an der ungewohnten arbeitshaltung am fremden schreibtisch. ich tippe auf ersteres, aber es hilft ja nichts.

ich muss da jetzt rein. ich will.

schreibzeit/78

zerfetzt natürlich, immer zwischen allem und in der nacht. ich sammle und sortiere, in mir und auf zetteln. und ich ändere die schreibtaktik, wieder weg vom fragmentarischen. das steht mir nicht zu. das ist für andere, die es feiern können, das viele, das mäandernde. ich dagegen fange vorne an, wie die leser*innen. (vielleicht.) ich schreibe bis zum ende durch.

ich bin eine linie. es ist schon genug verwirrung, in allem.

ich weiß das ende, jetzt schon, ganz präzise sogar. der text wächst von hinten, das mag an der wenig kontinuierlichen arbeit daran liegen. das gefällt mir nicht.

schreibzeit/77

zum schreiben keinen zugang gefunden, aber auch nicht wirklich gesucht. im café gesessen und Péter Nádas gelesen: Schreiben als Beruf. über stumme poetische strukturen und das mit den räumen, was ich dieser tage auch beschrieben hatte. bei ihm heißt es: … der Raum des Romans.

ich fühle mich erwischt und erkannt. ich tue alles das, ganz genau. ich kenne das, ich weiß das. ich bin allerdings allein damit.

schreibzeit/76

es geht langsam, langsam, langsam. es ist nicht möglich, schreiboffenheit zu konservieren, zu verschieben, zu vertagen. was vor zehn tagen möglich erschien, ist nun verschwunden. ich weiß das, das macht nichts. ich tue, was auch nötig ist. die fleißarbeit.

ich muss die räume öffen und begrenzen zugleich, um später alles damit bespielen zu können. um schreibfreiheit herzustellen. ich setze also muster und strukturen in den leeren raum. das ist ein bisschen brutal, auch weil es keine begründung gibt. es gibt wenig mehr als eine ahnung. es gibt erfahrung und intuition. das ist alles.

das meine ich so. muster und strukturen sind das wichtigste für das schreibgelingen. das ist es, was stimmen muss, was immer wieder zu überprüfen und zu richten ist. doch besser so gut wie nichts davon sollte am ende sichtbar sein.

und es ist ein elend, diese arbeit. es ist die pure angst, dieser schritt ins nichts, der womöglich alles bedingen wird. es gleichzeitig festschreibt und verändern wird. seltsam.

das mit der kreativität.

seelenwetter

wieder in wien und das wetter ist wie wuppertal. es ist kühl hier, regen und wind. die wohnung liegt ganz woanders, diesmal. ein anderer kiez, würde man in berlin sagen. das bringt mich gleich nach der ankunft ein wenig aus dem tritt. es wäre nicht weit zu laufen von bahnhof aus, knapp drei kilometer. doch das lasse ich, das suchen im regen, und nehme ein taxi.

kein hof diesmal, die wohnung liegt gleich an der straße. und hoch oben ist sie, gleich unter dem dach. auch wie in wuppertal, damals. das hatte ich lange nicht. es ist keine ferienwohnung, hier wohnt wirklich wer. odre es ist eine arbeitswohnung, eine malerin vermutlich. überall stehen bilder, überhaupt ist die einrichtung seltsam und interessant. manches gefällt mir, sehr, anderes nicht so. insgesamt ist es ein bisschen zu voll. aber so ist das wohl bei menschen, die gemälde schaffen.

ich habe meinen platz hier schon gefunden. einen tisch in guter höhe, einen stuhl, der funktioniert. wenn ich schreiben will, dann wäre das kein problem. sogar das papier habe ich diesmal dabei, keine ahnung ob. aber das war das erste, das ich rausgelegt habe, als es ans packen ging.

vergessen habe ich diesmal nur das ohrenspray und eine richtige jacke, eine regenjacke vielleicht sogar. das wetter dieser tage hatte ich irgendwie anders verstanden.

die fahrt war häßlich. zugfahren könnte so schön sein, aber das war jetzt meine siebte zugfahrt innerhalb von zwölf monaten. und nicht eine davon ist planmäßig und reibungslos über die bühne gegangen. ja, da war dieses wetter gestern, ich weiß. und irgendwas ist immer, das muss man verstehen. vermutlich kann ich froh sein, dass gerade noch nicht gestreikt wird. himmel, was hätte ich dann getan?! wobei natürlich auch das zu verstehen wäre, unbedingt. ich bin ausm pott, mein oppa war berchmann!

nur die stimmung, die auf den gleisen herrscht. das gemecker und gedränge, die verachtung. ich halte mich zurück, ich bemühe mich. doch das ist kein spaß.

unausweichlich

letzte nacht war wohl die übelste nacht ever. keine ahnung, ob ich geträumt habe und was. aber das knie hab ich mir verdreht im schlaf, dass ich es lange nicht mehr ausstrecken konnte. weitergeschlafen habe ich aber doch. aber nicht recht atmen konnte ich und latend schlecht war mir, was zusammengenommen sicher an der aktuellen allergiesituation gelegen haben mag. oder mit dem blöden, unkoordinierten quatsch, den ich gestern gegessen habe. das war nicht wirklich ernährung, kommt vor.

irgendwann in der nacht starre ich in eben diese und weiß, dass ich nicht mehr tun kann, was ich alles noch vorhabe. dass ich im leben nicht mehr dazu kommen werde, zum beispiel, die beiden latten rechts und links an den neuen schrankaufsatz zu schrauben, damit ich dort endlich die türen anbringen kann. das ist ganz sicher geträumt, das denke ich noch im traum. aber man weiß ja nie.

näher war ich nie an der selbstverständlichkeit meines todes, irgendwann wird da dieser schnitt. unausweichlich.

am morgen war das knie wieder völlig okay, und das mit den latten habe ich auch problemlos erledigen können. ich wäre sicher noch dazu gekommen, die türen anzubringen. hätte ich nicht eine davon auf den boden fallen lassen, mit einer ecke ausgerechnet. die musste dann erstmal wieder repariert werden, also geleimt. das dauert an. morgen ist ja auch noch, wenn ich nicht wieder vorher träume.

ansonsten gearbeitet, wie das so ist. viel zeugs übersetzt und gleich ins backend der webseite weggeschafft. außerdem einiges vorbereitet, dass dann nächste woche drankommt. neben dem, was ohnehin noch aufläuft. das macht in gewisser weise zufrieden, auch weil es geld bedeutet. da kann ich quasi zusehen, wie die summe sich aufrechnet.

was fehlt ist die leere, die glatte zeit. die schreibarbeit vor dem schreiben. das finden, verdammt. am ende ist da diese gewissheit, dass ich diesbezüglich etwas falsch steuere. wenn ich überhaupt steuere. genau da sollte ich ansetzen, vermute ich.

schreibzeit/75

ich stelle fest, dass ich ganz nebenbei erste resultate zu vermelden habe. kein stück text, aber planung. schreibzeitplanung.

erstmal drei tage in wien, auf dem weg nach klagenfurt. das war ohnehin schon gebucht, weil münchen in diesem jahr ausfällt. jetzt also schreibzeit, logisch.

im august dann doch noch einmal die kleine stadt bei berlin. zum abschied vielleicht, einmal noch im sommer. die gebuchte wohnung hat einen zauberhafte balkon mit blick auf enem walnussbaum.

im herbst dann wieder wien, eine andere gegend. favoriten. die unterkunft ist günstig, liegt am hauptbahnhof und ich bin nicht ganz sicher, ob sie zum arbeiten zu hundert prozent geeignet ist. aber es gibt einen tisch, darauf habe ich geachtet. sonst muss ich improvisieren.

über weihnachten zu hause, ausnahmsweise. muss ja auch mal wieder.

ostern 24 dann wieder wien, die große kleine stadt, wie ich sie jetzt heimlich nenne. ganz in der nähe, am westbahnhof, aber deutlich günstiger als die hiesigen etablissements. und mit badewanne, da hab ich echt schwein gehabt.

schreibzeit/74

das papier liegt zu hause, das habe ich inzwischen verwunden. in die digitalversion habe keinen blick geworfen, das wäre nicht gut. ich habe lediglich die alte version als alt abgespeichert, um platz für neues zu schaffen. in dem neuen befindet sich derzeit aber noch all das alte. (so ist das digitale, man wird es nicht so einfach los.)

himmel, das könnte auch die zustandbeschreibung meines derzeitigen lebensalltags sein!

die aktuelle schreibarbeit geschieht unabhängig von digitalen versionen oder papier. unauffällig auch, ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. ich suche nach der haltung, die in den schulbüchern früher erzählperspektive hieß. oder so ähnlich. später, im studium, wurde das weiter ausgearbeitete, aber das schaue ich nun nicht extra nach. ich habe mir das nicht gemerkt, denn natürlich ist das alles unsinn.

wenn der text noch gar nicht geschrieben ist.

dann geht es darum eine haltung zu finden, nicht ein gefühl. auch keine moral, das am allerwenigsten. die haltung bedingt die sicht, zusammen mit der position. daraus allein wächst der text, denn haltung und position bestimmen, ganz grundsätzlich, was gesehen und gesagt werden kann. es bildet sich quasi ein erzählradius, innerhalb dessen allein ich arbeiten kann. und dieser radius muss sich in mir ausbreiten, nicht im material. bei mir zumindest, da ist das so.

keine angst, das ist keine akademische wahrheit, das erfinde ich gerade. um es mir selbst zu verdeutlichen.

ich sitze also nicht am schreibtisch, ich laufe durch die stadt. ich höre musik. ich denke nicht an das material, das es ja durchaus gibt, gespeichert sogar. (deshalb sehe ich es gar nicht erst an.) ich versuche gar nicht zu denken, auch nicht zu fühlen, zu verstehen. oder zu erfinden gar. ich versuche, offen zu sein, doch ich weiß nicht, wofür.

ich halte nichts, obwohl ich es finden muss.

ich versuche es mit knapper kargheit. (also armut?) dann neutralität und weite. ich mühe mich mit mitleid und abwägung. lande schließlich bei zartheit und farblosem licht, aber warm. ich suche, die fetzen zu fischen, die dabei entstehen. sie zu sehen und zu halten. ob sie tragen.

noch ist damit nicht genug.

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