am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

schreibzeit/75

ich stelle fest, dass ich ganz nebenbei erste resultate zu vermelden habe. kein stück text, aber planung. schreibzeitplanung.

erstmal drei tage in wien, auf dem weg nach klagenfurt. das war ohnehin schon gebucht, weil münchen in diesem jahr ausfällt. jetzt also schreibzeit, logisch.

im august dann doch noch einmal die kleine stadt bei berlin. zum abschied vielleicht, einmal noch im sommer. die gebuchte wohnung hat einen zauberhafte balkon mit blick auf enem walnussbaum.

im herbst dann wieder wien, eine andere gegend. favoriten. die unterkunft ist günstig, liegt am hauptbahnhof und ich bin nicht ganz sicher, ob sie zum arbeiten zu hundert prozent geeignet ist. aber es gibt einen tisch, darauf habe ich geachtet. sonst muss ich improvisieren.

über weihnachten zu hause, ausnahmsweise. muss ja auch mal wieder.

ostern 24 dann wieder wien, die große kleine stadt, wie ich sie jetzt heimlich nenne. ganz in der nähe, am westbahnhof, aber deutlich günstiger als die hiesigen etablissements. und mit badewanne, da hab ich echt schwein gehabt.

schreibzeit/74

das papier liegt zu hause, das habe ich inzwischen verwunden. in die digitalversion habe keinen blick geworfen, das wäre nicht gut. ich habe lediglich die alte version als alt abgespeichert, um platz für neues zu schaffen. in dem neuen befindet sich derzeit aber noch all das alte. (so ist das digitale, man wird es nicht so einfach los.)

himmel, das könnte auch die zustandbeschreibung meines derzeitigen lebensalltags sein!

die aktuelle schreibarbeit geschieht unabhängig von digitalen versionen oder papier. unauffällig auch, ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. ich suche nach der haltung, die in den schulbüchern früher erzählperspektive hieß. oder so ähnlich. später, im studium, wurde das weiter ausgearbeitete, aber das schaue ich nun nicht extra nach. ich habe mir das nicht gemerkt, denn natürlich ist das alles unsinn.

wenn der text noch gar nicht geschrieben ist.

dann geht es darum eine haltung zu finden, nicht ein gefühl. auch keine moral, das am allerwenigsten. die haltung bedingt die sicht, zusammen mit der position. daraus allein wächst der text, denn haltung und position bestimmen, ganz grundsätzlich, was gesehen und gesagt werden kann. es bildet sich quasi ein erzählradius, innerhalb dessen allein ich arbeiten kann. und dieser radius muss sich in mir ausbreiten, nicht im material. bei mir zumindest, da ist das so.

keine angst, das ist keine akademische wahrheit, das erfinde ich gerade. um es mir selbst zu verdeutlichen.

ich sitze also nicht am schreibtisch, ich laufe durch die stadt. ich höre musik. ich denke nicht an das material, das es ja durchaus gibt, gespeichert sogar. (deshalb sehe ich es gar nicht erst an.) ich versuche gar nicht zu denken, auch nicht zu fühlen, zu verstehen. oder zu erfinden gar. ich versuche, offen zu sein, doch ich weiß nicht, wofür.

ich halte nichts, obwohl ich es finden muss.

ich versuche es mit knapper kargheit. (also armut?) dann neutralität und weite. ich mühe mich mit mitleid und abwägung. lande schließlich bei zartheit und farblosem licht, aber warm. ich suche, die fetzen zu fischen, die dabei entstehen. sie zu sehen und zu halten. ob sie tragen.

noch ist damit nicht genug.

raumbeschreibung*

die wohnung hier ist sehr eigenartig. so eigenartig, dass ich eben erst begriffen habe, wie das entstanden sein könnte. beschreiben kann ich es aber dennoch so gut wie nicht. es handelt sich um eine verbindung zwischen vorderhaus und seitenflügel, das ist fakt. wobei die beiden nicht auf einer ebene liegen. das macht es schwierig.

also, ich betrete die wohnung in der ersten etage und fühle mich sofort wie in einem keller. da unten sind klo und bad mit wanne, daneben das wohnzimmer, das ich so eigentlich nicht nennen will. keine fenster, ein loch mit fliesenboden, sofa und fernseher. ein bisschen gruselig. eine halbe holztreppe höher liegen küche und das arbeitszimmer, wegen dem ich diese wohnung überhaupt gewählt habe.

das ich jetzt aber nicht nutze, weil es kein fenster hat, nur vier wände, eine davon aus glas, von wo aus man ins wohnzimmer hinuntersieht. und ein glasdach in der art von fabriken. tagsüber dunkel ist es da also keinesweg. dennoch, ich mag nicht gegen wände gucken, in alle richtungen. allerdings steht dort auch ein schicker alter stuhl, so unbequem, dass er sich perfekt für meditation nutzen lässt. vorn auf der kante sitzen, dabei kaum anlehnen, super.

könnte ein hinweis sein, wie ich die tage hier verbringen könnte.

mein arbeitsplatz befindet sich nun also in der küche, wo auch die einzigen beiden, kleinen fenster sind, mit blick in den innenhof. ein schöner innenhof, wo man die nachbarn hört, ihr tellerkappern in der küche, ihr reden und lachen. hier ist es gut, auch wenn ich wie immer nicht richtig sitze. der nacken, der rücken, beide sagen mir das. oder aber, dass ich in den letzten wochen viel zuviel gearbeitet habe.

von der küchenebene führt eine eigenartige treppenbrücke auf die schlafebene. gebaut aus holz und seil ist es eine ziemlich gewagte konstruktion, besonders für nächtliche klogänge. dazu muss ich über beide treppen, am zwickel eine 180°-wende vollführen, und dann ins dunkel. die wendestelle stelle ist nicht besonders geschickt miteinander verbunden, ich hätte das anders gelöst. um nicht zu sagen, man hätte es anders lösen müssen. das ist eine sollabsturzstelle mit genickbruchgefahr, definitiv.

aber der offene schlafbereich richtig schön. riesiges bett, solide und fest, strahlend weiß bezogen mit gutem leselicht. knarrt nicht, quietscht nicht, nur ab und an dieses grummeln im grund. die tram draußen auf der straße. nicht gasse, nein.

* analog zu den bildbeschreibungen in der grundschule

reiseunterwegs, papierlos

die phase des unterwegsseins, das ist mir ja immer ein jammer. dazu gibt es keinen grund, eigentlich kann ich das gut. äußerlich betrachtet gibt es da nichts zu beanstanden. und natürlich wird es leichter und besser, seit ich nicht mehr die allerbilligsten reiseoptionen nutzen muss und mich, eigentlich, nicht sorgen muss, falls etwas grundfalsch laufen sollte. ich würde ja auch dann nicht mittellos im straßengraben landen.

diesmal also bahn, 1. klasse, weil mir als bahncard-50-kund*in der genau passende zeitraum als bonus zugeworfen wurde. das lehne ich doch nicht ab, und die erfahrung sagt: ist schon schön. es gibt ledersitze, vermute ich, es hat deutlich mehr platz, besonders zur seite, zum nächsten reisenden lebewesen. da halte sogar ich die sieben bis acht stunden aus. locker.

natürlich ginge da noch mehr, etwa mit der bahncard 100, vielleicht sogar noch 1. klasse. da müsste man wohl nicht die nahezu übliche verspätung auf dem zugigen bahnsteig abwarten, sondern säße wahrscheinlich irgendwo in einer lounge, wo es sitzplätze gibt, netzanschluss und eine toilette. unter diesen umständen wäre die bahn nahezu perfekt, möchte ich meinen.

etwas vergisse ich immer, wenn ich verreise. das ist gesetz, und es ist jedesmal eine erleichterung, wenn mir dieses etwas dann unterwegs einfällt. den kaffeebecher, dachte ich, da war ich fast noch in sichtweite meiner berliner wohnung. große erleichterung, weil der nun wirklich weitgehend unnötig ist. es ist immer gut, wenn ich etwas unwichtiges vergesse. oder etwas, das sich problemlos vor ort besorgen lässt.

gestern abend saß ich dann aber am rechner, alles schon sauber arrangiert in der ferienwohnung, der arbeitsplatz fertig verkabelt, da fiel es mir ein. der papierausdruck des vor etwa einem jahr begonnenen neuen romans, so etwa dreißig seiten, die liegen zu hause in der ablage unter dem schreibtisch. wo sie auch hingehören, nur eben nicht jetzt. in leipzig hatte ich den kleinen packen noch mit, da lag er auf dem tisch, ungenutzt. und jetzt?!

natürlich habe ich die digitale version hier, alles gut. könnte man meinen. aber es ist jetzt eben zeit für papier. in diesem text muss ich alles überdenken, vermutlich großzügig streichen. ach was, alles zerfetzen muss ich, es zerreißen. sodass am ende nicht viel bleiben wird.

wie soll das gehen, ohne papier?

jenseitig

tanzen bis zuletzt, zu haben im TANZCAFE JENSEITS in wien.

meinwien/8

eines in berlin wird mich killen, das weiß ich jetzt schon. das mit dem verkehr. womöglich war ich ja in wien nur in gegenden, in denen es entweder verkehrsberuhigt oder aber sonstwie sowieso ruhig ist, kann sein. aber dieses aufeinander schauen, dieses unhektische und nicht aggressive. unfassbar, wie wohl das tut. alle mit allen, also alle zusammen. das ist kaum zu fassen, wenn man aus berlin kommt. ich kann gar nicht sagen, wie oft ich in den letzten tagen unschlüssig an irgendeiner wiener kreuzung stand und sämtliche, wirklich alle autos, die langsam daherkamen: sie blieben stehen. für mich, die ich nicht einmal sicher war, wohin ich denn eigentlich wollte. (beinah schon schweizer verhältnisse.)

in berlin unvorstellbar! keine ahnung, welche maßnahmen ergriffen werden und wie lange sie sich etablieren müssten, damit so etwas auch nur in den bereich des möglichen käme. allein davon zu träumen liegt im land der utopie. knn sein, dass das an der menge der menschen liegt. so viele autor, so viele fahrräder, roller, scooter und anderes zeug. so viel gedränge in den bussen und bahnen, ober- und unterirdisch. kann sein, dass es an der weite liegt, der riesigen ausdehnung der stadt. ja ja, ich weiß. das sind oft nicht leicht zu bewältigende strecken. aber das gehupe und geschrei, immerzu. als wäre es ein kampf, um den raum, den fahrraum, parkraum und schutzraum.

ja gut, vielleicht ist es das. in berlin. ein straßenkampf oder so ähnlich. (blödes wortspiel, ich weiß. ach egal.)

eines ist klar. in wien bräuchte ich kein motorrad, schon gar keine so große kiste wie die jetzige. die kawa käme weg, noch in berlin. das e-bike reicht, die öffentlichen sind super, und überhaupt. die stadt ist klein, da geht man auch zu fuß recht gut. (wie in wuppertal damals, nur ohne das treppensteigen). aber vielleicht eine brixton? sind die nicht eh aus österreich?

nachtzug, am tag

so ein nachtzug kann im schlaf einiges an verspätung einfahren, aktuell an die drei stunden. jetzt sitze ich also in meinem komfortablen einzelabteil, der zugbegleiter hat mir das bett hochgeklappt und fahre durch polen. ich habe das frühstück bestellt, mir zum bloggen und internetlesen einen hotspot gebaut. meine einzige sorge ist, dass das telefon zu heiß wird, für ausreichend netz muss am fenster in der sonne liegen. so richtig gut ist das netz auch nicht, manchmal gibt es auch gar keins. gut, dass ich die ukulele mithabe. wenn das frühstück bis mittag nicht reicht, dann habe ich noch söhnlein brillant, trocken. und ein paar mannerschnitten, von der wiener vermieterin zum abschied.

irritierend ist bei allem das zuggeschaukel. beim tippen, beim brötchenschmieren, beim ukulelezupfen, immer. ich weiß nicht, wie das in der dusche aussehen mag, die es hier durchaus gibt. ich denke, ich verzichte darauf, mich in die enge kabine zu zwängen und dort dann patschnass und blind (weil ohne brille) gegen die wände zu torkeln. ganz ohne söhnlein. nein, danke. es geht auch ohne duschen.

der letzte tag in wien war hart, ein elend langer abschied. wie warten, leider. schon am frühen nachmittag war mir nach mittagsschlaf, aber ich hatte ja kein bett mehr in der stadt. der temperatursturz kam dann spät am nachmittag, tatsächlich und ziemlich schnell. mächtig wind und dazu fette bewölkung. beim einsammeln des gepäcks, das ich in einem raum nahe der unterkunft unterstellen konnte, wechselte ich in lange hosen und jäckchen statt hemdchen.

schlafen im nachzug ist seltsam, schaukelig und laut. und hell vor allem, die verdunkelung, wenn es denn eine gab, funktionierte irgendwie nicht. draußem im flur die schon, aber nicht die in meinem zimmerchen. gegen mitternacht stand der zug dann stundenlang in einer tschechischen stadt (habe nicht nachgesehen), und ich lag exakt im schein einer bahnhofsneonbeleuchtung. es gibt schöneres, aber es ging auch das. ansonstenhabe ich es mal mit den beigelegten ohrenstöpseln versucht. war gar nicht so übel. hätte ich vielleicht auch in den letzten tagen wegen der klimaanlage mal versuchen kännen. aber da hatte ich ja noch keine.

ein buch ausgelesen in den letzten zehn tagen, auch gestern nachmittag. immerhin, aber drei mitgehabt, naja. das lerne ich wohl nie.

meinwien/7

schlechte nacht bei maximal dröhnender klimaanlage. irgendwann schlage ich taumelnd und ohne brille das fenster zu, klemme dabei offenichtlich die gardine ein, am morgen hat sie löcher. geholfen hat es auch nicht, in dem doch recht kleinen zimmer und in der hitze kommt ohnehin schnell das gefühl des eingesperrtseins auf. kurz danach wird nebenan ausgiebig gevögelt, vermutlich in einer wohltemerierten umgebung.

jetzt sitze ich in einem café mit durchschnittlichem kaffee, aber sehr guten pancakes. es gibt netz. ich habe den rechner dabei, den ganzen tag werde ich ihn mit mir herumschleppen, müssen. immerhin wird der tag nun wohl doch nicht der heißeste dieser woche. im gegenteil, ab nachmittag soll ein temperatursturz stattfinden, zehn grad weniger. schon jetzt weht ein guter, lauer wind durch die passage, in der ich sitze. und mir sorgen mache, ob es mir gegen abend nicht zu kühl sein wird.

ja, ich bin eine schlechte reisende.

ich sitze hier und lese. oder ich schreibe. ich habe vor, lange hier zu sitzen. die basilikum-limette-limo ist ausgezeichnet. laufen werde ich später, vielleicht. oder anderswo sitzen. das klingt schon besser, das klingt wie gutes reisen. richtig?

wenn es eines an wien zu bemängelt gibt, dann, dass es an schönen, großen bäumen fehlt. so viele fenster liegen prall in der sonne, unbeschützt, und auch insgesamt verbessert sich ja das klima einer stadt durch begrünung. berlin ist da ein segen. ich habe hier und da angemerkt, wie sehr das hier fehlt, und immer die antwort erhalten, dass nichts zu tief wurzeln dürfe, weil die unterirdische versorgung recht hoch läge. oder so ähnlich, keine ahnung. recherchiert habe ich das nicht.

aber ich registriere die vielen dachgärten, die von nahezu überall zu erkennen sind. das gefällt mir, auch wenn es mir nahezu unwirklich vorkommt. ich stelle mir das zu heiß vor da oben. aber wer weiß, vielleicht weht auch da ein guter wind. so ein begrüntes dach würde ich gern mal besuchen, um es selbst zu erfahren, aber vermutlich tragen diese gärten wie auch immer zur verbesserung des stadtklimas bei. könnte ich mir vorstellen.

und dann es gibt diese großen wasserdüsen überall, die sprühnebel um sich verbreiten. einfach so auf der straße stehen die, und der asphalt darunter ist klatschnass. das ist witzig, ich mag das, hilfreich ist es auch. aber es ist wohl nix mit wassersparen, weniger duschen und die gärten verdursten lassen. hier scheint es wasser genug zu geben, anders als in berlin und brandenburg.

ich wünschte, ich könnte die politik und ihre themen ausblenden, wenigstens im urlaub. ein ganz klein wenig gelingt das vielleicht, weder in klagenfurt noch hier in wien habe oder hatte ich tv. das hilft, aber im grunde geht es eben nicht. nie.

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