am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

gerade erst gemerkt. exakt gegenüber von meinem schlafzimmer findet eine party statt. musik, hopsen und johlen, gespräche am offenen fenster, alles durchdringt meine ruhe. überlege, im wohnbüro auf dem sofa zu schlafen. oder einfach wieder an den rechner zu gehen. egal. wenn da nicht mein nacken wäre. der kann heute einfach nicht mehr, der ist alt und kaputt.

wenig

viel arbeit heute. erst das fleißgeschreibe, zwei artikel, bezahlt. dann korrekturlesen für das ebook. (endlich!) den ersten text, mit erschreckend vielen fehlern vorgefunden. zuletzt – warum nur zuletzt, gegen halb elf – etwas mehr als eine seite frischen text, begleitet von einem fürchterlichen gefühl, fast wie taub. das mag täuschen. muß aber nicht. was bleibt ist die angst.

jetzt träumen gehen. tun, was getan werden muß. denn das schreiben ist ja noch lange nicht alles, derzeit. eigentlich ist es das wenigste.

herta müller

mist, verpaßt:

Welch zarte Andacht unter der Zuhörerschaft! Vor Neid muss die gesamte Pfarrerschaft erblassen, ist derlei doch selbst in den schönsten Gottesdiensten dieser Stadt nicht zu erleben. Nur die Mutigsten, also sehr Wenige wagten hier und da ob des heimlichen, untergründigen Witzes der von ihr vorgetragenen Texte leise zu schmunzeln. Keiner hüstelte, niemand fingerte am Bonbonpapier.

und ich hätte, in meinem durchaus gehobenen alter, auch noch den altersdurchnitt senken können:

Im Übrigen hinterließ das Festival an diesem Abend den Eindruck, als gehöre es zu den Sonderveranstaltungen der subventionsgestützten Vor- und Vollruheständlerbetreuung.

quelle: berliner zeitung

gestern abend, nachdem ich von charlottenburg nach hause gefahren bin, mit den sommerhandschuhen natürlich, war mir derart kalt, selbst die ringe sind mir anschließend von den fingern gerutscht. und heute waren die berliner in ihrer üblichen spätsommerkonfusion gefangen, pudelmützenträger in anoraks standen neben t-shirt-trägern und wanderstiefel neben nackten füßen in flipflops. mein gesicht fühlte sich wieder so seltsam heute im wind, so schmal und alt. die menschen sehen mich in letzter zeit auffallend oft an, finde ich. ich weiß aber nicht, wie ich das finden soll. oder warum ich es überhaupt bemerke. bei karstadt am hermannplatz hätte man mich fast aus der damentoilette geworfen. das ist eine alte geschichte, die braucht keine pointe mehr. die muß nicht einmal mehr erzählt werden.

nachts immer wieder nicht einschlafen können, ein ums andere mal, weil ich immer noch kurz etwas notieren muß. licht an, schreibzeug suchen, lesbar, lesbar, lesbar schreiben. wenigstens einigermaßen. das ist die seltsamste materialsammlung meines lebens, unfertig und brüchig. gar nichts, noch gar nichts sozusagen. und dennoch mehr denn je.

außerdem bedeutet das wohl, daß ich jetzt in drei baustellen gleichzeitig bagger. keine ahnung, was das soll.

novella (27)

immer diese angst, daß es vielleicht doch nicht geht. oder daß es wieder aufhört. gestern zum beispiel. nichts. oder nur murks. unzufriedenstellend. und daß es dann nie mehr besser wird. (war aber wohl nur die müdigkeit, gestern.)

gestern saß ich noch auf dem balkon in der sonne. seit heute ist der sommer vorüber, ich weiß nicht warum. eigentlich war es wärmer als gestern. heller sogar. ich sehe einen schweren winter kommen. ich möchte fliehen. jetzt. und bleibe doch, wie blei.

aber vielleicht bin ich einfach nur müde. die nacht gestern war lang und wirr.

tomaten 2012

ich verfluche dieses tomatenjahr als das schlechteste tomatenjahr seit anbeginn meiner tomatenjahre. verdammt. zwei mahlzeiten, handverlesen, ich hätte die früchte zählen können.

besoffen, bestürzt

Ich saufe Bücher derzeit, wie früher nach der Schule, zwei bis drei in der Woche*. Ich komme nicht nach mit den Schreiben hier, mit dem Beschreiben des Lesens. Ich muss ja auch noch ein bisschen arbeiten, hier und da.

Manche Bücher gehen nahtlos rein, verteilen sich im Körper, im eigenen System, als seien sie dafür gemacht. Andere gehören mir nicht, gehören einfach nicht zu mir. Das muss nicht am Buch liegen, in den meisten Fällen liegt es an mir. Oder am Thema. Es gibt so viele Dinge, die ich nicht bin, nicht verstehe. Und manche davon erschließen sich auch nicht durchs Lesen. Das ist weder Pech noch Glück, das ist einfach so. Ich kann lesen, wie es ist, über die Kindheit hinaus in einer Familie zu leben. Wie es ist, Menschen zu verlieren, die bislang tagtäglich da waren. Ihre Stimme, ihre Gedanken, ihre Gegenwart. Wirklich verstehen werde ich es wohl dennoch nie. Das weiß ich, und das macht nichts.

Nur wenige Bücher leben dazwischen, zwischen Einverleibung und bleibender Fremdheit. Manche Bücher laden mich ein, verführen mich mit Sprache und Geschick, aber lassen mich dennoch außen vor. Zurückgewiesen, als wäre ich es nicht wert. Sie lassen mich nicht ein, kommen aber auch nicht zu mir. Nicht freiwillig. Diese Bücher lassen mich enttäuscht über die Unmöglichkeit zurück, nicht gelassen, nicht entspannt. Mit dem Gefühl, etwas Wichtiges nicht erreicht zu haben. Das ist selten, und das ist tragisch. Das sind die Bücher, die ich nicht vergesse, obwohl ich kaum etwas von ihnen weiß.

weiter im common reader

(eine lobpreisung des lesens sowie eine schamlose kombination aus buchliebhaberei und lesungsveriß, keine rezension)

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