am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

”Mit der Zeit schreibst du bewusster und kommst hinter dieses Bewusstsein nicht mehr zurück, und es ist auch keine gute Idee, das zu versuchen, ehrlich gesagt.”

Elvis Costello, Rolling Stone, Juli 2002

später:

müdemüdemüde. was sag ich da? nichts neues. aber heute weiß ich den grund.

die erfahrung, die klarheit zu verlieren, von einem moment auf den nächsten, nicht mehr zu wissen, was eigentlich los ist. oder zu wissen, vielleicht, es aber nicht vermitteln zu können. nicht im reden, nicht im schweigen. so bleibe ich übrig. allein. immer.

worte sind nichts. und ich ihnen hilflos ausgeliefert.

müdemüdemüde, immerzu. ich weiß gar nicht warum. ich tue viel, aber nicht mehr als sonst. ich schlafe wenig, aber nicht weniger als üblich. trotzdem bin ich heute bei meiner ärztin fast im sitzen weggedöst, während ich auf sie gewartet hab. später dann, halbnackt auf der behandlungspritsche, mit bestimmt 20 nadeln im körper, da hätte nicht viel gefehlt und ich wäre glatt eingeschlafen. schon komisch, wo ich sonst, wenn nur irgendetwas anders ist als gewohnt, sogar nachts gleich stundenlang wachliege.

ansonsten: viele entscheidungen derzeit, aber was heißt das schon. das ist alltag, wenn auch vielleicht nicht in dem ausmaß. entscheidungen sind mir noch nie schwer gefallen oder haben mir gar angst gemacht. überraschend ist die plötzliche klarheit, die anzuhalten scheint, warum auch immer. ich weiß den weg, ohne noch sehen zu können. übersetzen – über wasser. wort für wort. alltag eben.

ich denke an meinen bruder – damals, als kind – an seine alles überragende fähigkeit zu wissen. zu wollen. und auch zu können. und damit plötzlich abseits zu stehen, jenseits der menschen, all die anderen, die sein tempo nicht begreifen. es einfach nicht können. wie auch? ein achtjähriger, der von as-tronomie spricht, von atmosphären und den entstehungsphasen der erde …

ich weiß nicht einmal, wie ich jetzt gerade darauf komme, aber ich denke einsamkeit in diesem moment, eindeutig. wieviel kapazität verloren geht, in all den jahren, brachliegt zumindest, unverkennbar, aber niemals die hoffnung. das nicht.

ich sollte wohl mal wieder gedichte versuchen … ;-)

alles ganz einfach, alles geregelt. jetzt hat also die landesregierung ihren landeshaushalt mühselig zusammengeschustert. die löcher sind gestopft, geflickt, verdeckt. die panik besiegt, fürs erste.

dafür sitz ich jetzt hier, panisch, immer am rand von fassungslosigkeit und angst. wohin mit meiner existenz? in welches loch – verdammt! – soll ich denn noch kriechen?

so ist das wohl. irgendwie unverschämt.

ich werde schon zu ihnen durchdringen, hat meine ärztin heute gesagt, bevor sie die akupunkturnadeln gesetzt hat. ich hoffe doch, hab ich geantwortet, ich weiß nicht warum. eigentlich hab ich nicht verstanden, was sie meint. später hat sie von der seele gesprochen und von den augen, die die fenster sind im haus des körpers. dabei guckt sie mir gar nicht in die augen, niemals, immer spricht sie zu mir, während sie mir den rücken zugedreht hat, so daß ich sie kaum verstehe. und dann läßt sie sich die zunge zeigen.

ich verfolge den bachmannpreis dieser tage. 3 tage lesen am stück und das im tv. ein paar jahre jetzt, daß ich mich dem nicht entziehen kann, stunden um stunden. diesmal amüsiert es mich, wie sich die germanistik blamiert. naja, vielleicht nicht blamiert, aber eben doch auch nicht hilft. nicht im geringsten! nicht als wertungskriterium, auch nicht als gegengewicht zu der unsinnigkeit von schreibenden und geschriebenem.

nur da, wo der der mensch erkennbar ist, in seiner wahrnehmung und wirklichkeit, der oder die einzelne, da wird text lebendig, sinnvoll vielleicht. da ist klang und verständnis plötzlich nah.

zu sehen auf 3sat, heute nacht und morgen von 9-1. im netz unter: http://bachmannpreis.at/index2002.htm

es gibt auch hosenträger in schwarzrotgold, hab ich heute gesehen …

den ganzen nachmittag bis in den abend jubel wegen eines armseligen tors in einem grundlangweiligen spiel. dazu das rätsel: wo um himmels willen gibt es eigentlich schwarzrotgold zu kaufen?

es denkt nicht in mir, und nichts findet sich. festgewachsen in der eigenen absicht, wortlos. gefangen und müde, immerzu.

wo ist MEMORY?

ein kleines stück entfernt nur, ein kurzer griff nach rechts, da liegt es, das manuskript. doppelte ausführung, die alte version und obenauf die neuen ausdrucke. fein säuberlich abgeheftet. da schweigt es und wartet. und? was hilft es?

ist ja doch alles nur papier …

gewitterstimmung. es ist nach 22 uhr und immer noch 28° in der bude. lisa macht den ganzen tag schon siesta, rührt sich nicht, frißt nicht, döst nur. streckt ihren hellen, weichen bauch gen himmel. so ist es richtig.

ich muß gleich noch das lesepensum fürs seminar schaffen. (christoph meckel: suchbild über meinen vater) nicht viel, 25 seiten, das ist machbar. aber das thema… krieg aus 2. hand, 2. generation, kommt mir irgendwie alles vertraut vor. und doch auch nicht. feinsinnige männer, denker, philosophisches und so. dann soldaten, ein zerschossenes gemüt/gehirn und gefangenschaft. festgewachsen.

wo bleiben im krieg die kinder? die frauen?

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