am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

alles ist hin

nach ausstellung war mir nicht heute morgen, vielmehr nach richtig lang schlafen. aber alles hat vor- und nachteile. die erste zusätzliche stunde bescherte mir böse träume von bildgrößen- und textformatierung. dabei muss ich doch erst am montag wieder ran. die zweite stunde stunde beförderte mich in einen höllischen rückreisestress zusammen mit einem menschen, der mir einmal richtig übel mitgespielt hat, und mit dem nichts mehr zu tun haben möchte. ganz sicher möchte ich nicht mit dem auf reisen gehen. (nicht, dass ich das im realen leben jemals hätte. nein!) ganz ehrlich: tage können schöner beginnen.

kurz vor zehn habe ich mich da herausgerissen. kaffee und kurz ein bisschen an die arbeit, ohne große konzentration allerdings. dann in die ganz andere richtung gefahren, mit der straßenbahn raus in richtung hütteldorf. dahin geht es aufwärts, dass ich die ganze zeit denke, es hieße „hüttelberg“. den rückweg macht das natürlich leicht. ich muss nicht die app zur hilfe nehmen, ich gehe einfach bergab. ich gehe durch etwas, was vermutlich so etwas wie ein außenbezirk ist, aber genau, weiß ich das nicht. vielleicht nicht wirklich, dahinter kommt noch was, da bin ich sicher. aber es ist ein wohnbezirk, meinem neukölln nicht unähnlich, mit döner, obst-und-gemüse-läden, barber-shops usw. nichts touristisches, keine puppenstube. nur der plötzliche blick die straße entlang bis hinunter nach schönbrunn. und ich kann es dann auch noch korrekt benennen, einfach so. das ist dann wieder: wien. das gefällt mir.

zufällig komme ich sogar am augustin vorbei, das mir jemand empfohlen hat, ich weiß nicht mehr wer. vielleicht habe ich auch nur davon gelesen. es hat aber noch zu, leider. also bim nächste mal vielleicht.

augustin heißt auch das sozialmagazin, das hier überall von straßenverkäufer*innen abgeboten wird. gekauft habe ich das noch nicht, ich habs irgendwie nicht gepeilt. armut verhält sich hier anders, und ich scheitere kläglich am umgang damit. gebettelt wird nicht in der u-bahn, wo es auch keine musik zu geben scheint. dafür kommen menschen auf der straße direkt auf mich zu oder an den tisch, an dem ich draußen beim kaffee sitze und lese. das bin ich nicht gewöhnt.

ebenso wenig wie die erkenntnis, dass die menschen, die hier in die mülltonnen schauen und vielleicht hineingreifen, nicht nach leergut suchen. weil es hier kein umständliches pfandsystem gibt, sondern wertstoffsammelstellen überall in der stadt. auch das will bedacht sein für meine immer noch nicht völlig ausgeschlossen übersiedlung hierher. dass diese später womöglich nötige einnahmequelle entfällt.

branding/16

buddha am schreibtisch

der leicht fremdbestimmte morgen hat es mir immerhin ermöglicht, früh mit der durchsicht des gestern überarbeiteten textes zu beginnen. noch während des morgenkaffees, das war gut. vor allem war es gut, weil der text recht gut dastand. es gab nur wenig zu tun.

ebenso war es mit der weiterarbeit am frühen abend. auch dieser teil verlangte nur in einigen passagen vermehrte aufmerksamkeit, das ließ sich gut umsetzen. das hoffe ich zumindest. das wird sich zeigen. der plan ist, morgen alles ganz genauso zu machen wie heute.

beim kaffee die textarbeit von heute prüfen, in der hoffnung, dass das möglichst reibungslos verläuft. später dann die letzten drei seiten des bereits bestehenden textes angehen. auf die art könnte ich dann eventuell mit allem durch sein, bevor ich nach berlin zurück muss.

das weiß man natürlich nie, ich will es also besser nicht beschreien.

und das war jetzt ein ziemlich banaler eintrag, ich weiß. aber so ist das schreiben eben auch mal. reines durchfressen mit wenig gestaltung, kaum kreativität. nur technik.

gedümpel

der tag beginnt mit dem besuch eines installateurs, den hatte der vermieter vorab angekündigt. das heißt, er hat bei mir angefragt, ob ich den handwerker zwecks behebung des spülbeckenproblems in die wohnung lassen würde. natürlich, kein problem. zumal mir der anvisierte zeitraum von gerade einmal einer stunde perfekt passte. außerdem kann ich mir lebhaft vorstellen, dass es in solchen vielfältig vermieteten räumlichkeiten reparaturen leicht zu einem glücksspiel ausarten können.

was soll ich sagen? es stellt sich heraus, dass hiesige handwerker ungemein pünktlich sind, sogar überpünktlich, also zirka zehn minuten zu früh. und dass sie mit fetten maschinen, die eine halbe stunde lang rumpeln, präszise arbeit zu leisten in der lage sind. dafür habe ich dann unterschreiben dürfen, ganz so, als sei ich zuständig und gehöre irgendwie hierher. seltsam!

anschließend ein letztes mal ein bisschen einkaufen, noch einmal auf osterschoggi aus und andere kleinigkeiten, milch für den morgenkaffee vor allem. ab mittag ist das wetter sonnig und satt mit ein klein wenig wind. ich entscheide mich, nichts weiter vorzuhaben, setze mich für ein spätes frühstück in mein lieblingscafé und lese.

monde vor der landung liegt schon lange bei mir herum und macht mir angst, nicht nur wegen der über fünfhundert seiten. auch, weil die hauptperson am dreißigsten mai geboren ist, mit nachnamen bender heißt und eine else kommt auch darin vor. das ist mir zu persönlich, erinnert mich beständig an ganz andere dinge. aber egal, ich finde gut hinein und mag die eleganz des erzählens fast so, wie ich die sprache liebe, die ich dort lese.

die letzten tage hier will ich genau so verbringen, mir nichts besonderes vornehmen, außer schreiben natürlich. nur rumdümpeln. damit verpasse ich wohl den einzig anvisierten termin, einen museumsbesuch. es sei denn, ich fahre morgen spontan und frühzeitig los. mal sehen. aber der geht auch in zwei monaten noch, da habe ich mehr zeit. hoffe ich.

überhaupt bin ich sehr beglückt, dass ich bald schon wieder genau hier sein werde. fast zwei wochen lang, bevor es von hier aus weitergeht, nach klagenfurt.

und von unten kommt gerade wieder klavier, das ist auch schön.

branding/15

buddha am schreibtisch

spät angefangen, aber doch mehr als genug geschafft. mehr als erwartet, aber es war dann doch ein stück, das nicht viel veränderung gebraucht hat. lediglich auf die zeit musste ich achten, das hatte ich mir als wichtigstes element notiert. genau an der stelle hatte ich anfangs grobe schwierigkeiten, wohl weil ich nicht so leicht aus der jahrelang betriebenen ersten person lösen konnte. das ließ sich dann aber recht leicht bewältigen, ich war überrascht. andererseits ist es aber auch nicht das erste mal, dass ich aus einer außenstehenden position arbeite.

überraschend war auch, dass ich auf den ersten paar seiten bereits mehrfach anschlüsse und kausalitäten fixen musste. auch das liegt an der neuen perspektive, vermutlich aber auch an der verdichtung, die ich herzustellen versuche. das scheint zu gelingen, weckt aber zeitgleich zweifel.

zweifel in einem so frühen schreibstadium sind verwirrend. sie geben keine richtung vor, zeigen auf nichts. selbst wenn da etwas sein sollte.

schreibzeit/82

heute hätte ich gern ein fahrrad gehabt. nicht so ein mietrad per app, das minutengenau abgerechnet wird. so etwas taugt wenig zum herumfahren, das ist für die strecke a nach b gemacht. so bin ich hier nicht unterwegs, ich bin eher ziellos. heute ganz besonders.

schreiben macht müde, und ich bin hart dabei. aber ich habe auch lust auf wien, und ein rad wäre eine ganz neue herangehendweise. die gelegenheit hatte ich bislang nicht. das motorrad hierzuhaben hingegegen, das wäre mir zu viel. das braucht noch deutlich mehr konzentration, besonders in einer fremden stadt.

aber natürlich vermisse ich die neue kiste, denn das wetter hier ist gerade zu gut. fahren, fahren, fahren. außerdem ich würde sie gern einem freund zeigen, der heute geburtstag haben sollte. aber eben nicht mehr hat. ja, das würde mich freuen.

das und vieles andere sind die begleiterscheinungen. schreiben findet immer auch in meinem leben statt und nährt sich daraus. das vor allem ist es, was so müde macht.

branding/14

buddha am schreibtisch

ich mache es kurz. ich bin diszipiniert, also bleibe ich dran. es zerdrückt mich nicht, aber es ist doch schwer. es passiert etwas, das ich nicht beabsichtigt habe. (als wäre das etwas neues!) ich überarbeite und schreibe viel neuen text. das bedeutet, dass aus den vier überarbeiteten seiten inzwischen acht geworden sind. der text ist zwar gut, er ist jetzt richtig so. aber das hatte ich nicht vor. oder anders, besser: ich habe es nicht kommen sehen.

soviel für heute. alles okay.

un-achtsam

alles ein bisschen anders in wien diesmal. ich habe zu tun, und ich mache mich heimisch. heute vormittag einen bioladen entdeckt, sehr gut ausgestattet und sehr entspanntes ambiente. überhaupt finde ich die meisten supermärkte hier ein klein wenig großzügiger gestaltet und mit gelassener belegschaft bestückt. aber das mag berlinbedingt so sein, wie ich gestern schon festgestellt habe. gleich neben dem bioladen einmal billa und nur wenig weiter ein bäcker. das ist perfekt, dabei bleibe ich. zumal ich mich für den nächsten besuch wieder in dieser wohnung eingebucht habe.

anschließend laufe ich los zu dem laden, in dem ich schon im letzten sommer eine hose gekauft habe. es ist genau derselbe grund wie damals, ich bin im berlin einfach nicht dazu gekommen, obwohl ein hosenkauf schon lange auf meiner liste steht. meine alte cordhose befindet sich kurz vor totalverfall. ich habe also etwas erdig braunes im kopf, und verlasse dann mit zwei eher grauen modellen den laden, und keine von beiden ist cord. die hätte es zwar auch gegeben, die verkäuferin wollte mich sogar mit fünf prozent stammkundinnenrabatt ködern. aber nein, drei statt eine? das geht gar nicht! außerdem war die eher winterliche cordversion ein paar meter zu lang für meine stummelbeine. aber ich komme wieder!

von da aus war es nicht weit zu diesem eso-angehauchten veggie-restaurant mit einem ausgezeichneten salat und einem noch besseren mango lassi. zwar war es zu kühl, um draußen zu sitzen, in dem recht engen außenbereich zwischen den umgebenden gebäuden. aber innen war es zunöchst auch gnaz schön. sitzen und essen und lesen. das sollte ich mir auch zu hause endlich mal angewöhnen.

dann schnappte ich ein paar gesprächfetzen vom nachbartisch auf. erst ging es um meditation und entspannung, wie wichtig das sei. dann um männer, die ärger suchen, wenn sie betrunken sind. genaugenommen um einen bestimmten mann, dessen namen ich mir nicht gemerkt habe. dann drehte sich das gespräch um arbeit und therapie, wobei ich nicht genau verstanden habe, welchen zusammenhang es da gab. oder ob es einen solchen gab. an dem punkt bin ich ausgestiegen, konnte mich endlich wieder auf meine lektüre konzentrieren.

bis ich einen halbsatz vernahm, der mich aus den wolken riss. wie man mit dem noch arbeiten könne, hörte ich. der sie doch kein mensch. zustimmung als antwort: der sei ein unmensch.

ich gestehe, ich weiß nicht, worum es ging. doch das kam nicht aufgeregt, nicht wütend oder erregt. es handelte sich um eine reine feststellung, recht kühl getroffen und einvernehmlich abgenickt. (du liebe zeit, wenn das noch in dem zusammenhang arbeit und therapie gestanden haben sollte!)

das war also ein eso-laden, voll von achtsamkeit und kosmischer liebe oder so. und mir stand der atem im genick, durch die unachtsamkeit zweier mädels am nebentisch. beinah hätte ich etwas dazu sagen müssen, aber sie standen dann auf, verließen den laden. ein glück.

anderen das menschsein abzusprechen ist ein akt der gewalt. deren ursprung vielleicht. ich weiß das, ich habe es gesehen und gespürt. früher.

jetzt habe ich abscheu!

branding/13

buddha am schreibtisch

es ist ja so: beim schreiben ist es von nicht zu gering zu schätzender wichtigkeit, über eine gewisse schreiberfahrung zu verfügen. über diese sicherheit, die nicht aus dem moment kommt, auch nicht aus der intuition, nicht einmal aus der idee. es routine zu nennen wäre wiederum verächtlich. es ist vielmehr eine wirkmächtige durchlässigkeit des handelns, eine art transparenz.

das wissen darum, dass alles möglich ist, zeitlich gekoppelt mit der wahrnehmung dessen, was geschieht.

so geht es gerade mit der arbeit. ich mache langsam, bewege mich durch den text, in dem text. ich habe zeit. dabei geht es allerdings recht schnell, ich füge hinzu, was gefehlt hat. das leben, das fleisch, das geschehen. dabei habe ich genug mut, auch die konstruktion zu betrachten, sowie sie ein klein wenig bereits zu bedienen. das freut mich so unglaublich sehr.

dass mir außerdem sie sichtung des bereits bestehenden textes so leicht von der hand geht. das sehen, erfassen und entscheiden. das kommt noch oben auf. ich kann nicht viel im leben, ich verfüge über kein überbordendes talent. aber ich kann mich blind entscheiden, und es ist immer gut. (solange mir niemand dabei zusieht oder mir hineinzureden versucht.)

ich weiß, ich maße mir an. zu recht.

hitze und wind

das war heute der erste, fette sommertag in diesem jahr. satte siebenundzwanzig grad. zum essen saß ich im t-shirt draußen, und verdammt, es war heiß!

wien war unglaublich leer an diesem ostermontag, zumindest hier in der gegend, die kein touristen-hotspot ist. dennoch hat es mich einigermaßen überrascht. dass ich das so empfinde, das liegt vermutlich an berlin. dass ich so unglaublich daran gewöhnt bin, nicht einmal vor meiner haustür zu jeder zeit einfach so loslaufen zu können. unter umständen laufe ich da in den zustrom zur moschee, an jeder kreuzung knubbelt es sich sowieso und der weg zur u-bahn ist mitunter im gänsemarsch zu absolvieren. wien ist da einfach anders, ich denke, es ist einfach generell nicht so dicht besiedelt wie neukölln. mein neukölln.

das kleine schlafzimmer, das zum hof hinaus liegt, ist tatsächlich ein wunder an ruhe und dunkelheit. kein straßenlicht, auch keine unmittbar einleuchtenden fenster und auch kein übermäßger menschenlärm. am karfreitag gab es eine party gegenpber, da hilft natürlich nichts. gestern und heute morgen kam ein sägen und bohren vom hof nebenan, da hockte jemand auf dem wellblechdach, um es zu reparieren. auch das war recht harmlos, weil es nicht vor zehn uhr begann. am lautesten war das kurze gespräch von zwei frauen, scheinbar direkt unter meinem fenster. und dann fliegen gelegentlich flugzeuge über mich hinweg. auch nicht so schlimm, wie ich es von damals kenne, als tempelhof noch aktiv war.

jetzt bin ich gespannt, wie das ganze sich morgen früh darstellt. dann ist ostern ja vorbei, endgültig.

vorne in dem großen zimmer der unterkunft ist es durchaus lauter, habe ich heute feststellen können. da saß ich hier mit offenem fenster. unten ist eine straße, und hinter der gegenüberliegenden häuserreihe befindet sich der sechsspurige gürtel mit straßenbahn. daraus resultiert ein grundsolides stadtrauschen, das durch die massigkeit des gebäudes zwar leicht zu überhören ist. vermutlich wirkt es aber dennoch, auf dauer zumindest.

die hitze des tages hat sich verflüchtigt, wurde von dem beständig wehenden wind verweht. jetzt regnet es, bei gerade einmal neun grad, gefühlten fünf. ich bin wiederum überrascht. ich dachte, das gibt es gar nicht hier.

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