am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

angst wie freude

draußen ein grummeln und blitzen. recht vorsichtig bislang, doch da kommt noch was. ich bin sicher, und grundsätzlich mag ich das. gewitter macht den sommer groß, und manchmal einen kleinen augenblick lang auch meine welt weit. ich hoffe auf abkühlung, klar. aber natürlich glaube ich nicht wirklich daran.

viel gearbeitet heute, zum glück nicht nur am bildschirm. auch das neulich gekaufte holz habe ich zügig in die gewünschten kisten verwandelt. meine pläne schreiten voran, das sind der bücherregaleratz für den flur. erstmal nur rudimentär, die kisten eben. die zum teil noch fehlenden passende böden und die gänzlich fehlenden hängetüren folgen dann zum ende des monats. das mit der farbe schaffe ich vielleicht noch dieser tage, womöglich sogar das aufhängen. aber zwischendrin ist erst einmal schreibzeit.

wirkliche schreibzeit diesmal, nicht verbunden mit einen besuch in wien, wo ich dann schnell völlig aus dem häuschen bin. es geht wieder in die kleine stadt, und das macht mir in gleichem maße angst wie freude. dort habe ich angesetzt vor ziemlich genau sechs jahren. ich kann es nachsehen, ein hoch auf dieses blog, es war der 26. august 2017. jetzt also wieder, und das grüne buch gibt es noch.

es ist kaum zum einsatz gekommen, ich weiß auch nicht. aber diesmal fühlt es sich an, als würde es an bedeutung gewinnen.

draußen wurde nicht gebaut heute. das erste mal seit fahrradstraßenbaubeginn war kein mensch hier, um etwas zu tun. lärm zu machen und boden zu bewegen. kurz vor sieben wurde der bagger vor meinem schlafzimmer lautstark gestartet, sodass ich torkelnd das fenster schloss. aber später war er dann weg. der kleine bagger auch, und alles war still. ich bin gespannt auf morgen. vielleicht ist neukölln ja pleite, und das bleibt jetzt so.

ach, und dann habe ich noch das quietschende und zwitschernde rad geölt. endlich. etwas in mir war trotzig, und wollte nicht glauben, dass ausgerechnet das bei der inspektion vor nicht allzulanger zeit vergessen worden ist. also kette putzen und öl drauf. mit ballistol allzwecköl, weil ich kein richtiges kettenöl da hatte. immerhin kein nähmaschinenöl, wie mir als kind gezeigt wurde. jetzt läuft es wieder leise, das schicke ding. das ist toll.

und ich? denke an meine mutter. an das, was sie immer gesagt hat, als es um meine berufswahl ging, damals.

willst du dir etwa die hände dreckig machen?

aber ja!

nebel

ein bisschen schweigen, weil manchmal viel in mir tobt, dass sich nicht so schnell fassen lässt. es ist unklar, immer noch. die dinge drehen sich schnell, und ich kann nichts deutlich erkennen. da ist es nicht gut, zu viel dazu zu sagen. das immerhin scheine ich gelernt zu haben, ich weiß nicht wann.

ich hänge fest mit so vielem, alles scheint beständig in der schwebe zu verharren. das schreiben auch, das vor allem. und im nebel, als wäre längst herbst oder winter. ich bin meiner zeit voraus.

nebenbei liegen die steuern herum, unbewältigt. ich weiß, es ist nicht eilig, ich bin besser denn je. dennoch. nur das bauen gibt ruhe. ich mache langsam und finde es dennoch gut. das ist das einzige, vielleicht. alles andere ist angst, weil ich nicht weiß.

doch wie könnte ich wissen, oder irgendwer. im grunde ist es normal, ganz normal. was ich jetzt gerade bin.

dreck bauen

mein hirn kennt einen trick, um mich von innen heraus aufzuwecken. es spielt mir meinen türklingelton vor, und ich springe auf. erst wenn ich an der sprechanlage stehe, wo mir niemand antwortet, begreife ich, das passiert ist. mein hirn, diesmal hat es gut getan. es war noch vor sieben, und ich konnte das fenster schließen, bevor die bauarbeiter kamen.

handwerker am bau haben eine seltsame angewohnheit, alle. sie fangen pünktlich an, mit viel lärm, so für zehn oder fünfzehn minuten. dann sind sie lange ziemlich still, als wäre nichts gewesen. nur dass ich dann wach bin, und mich gar nicht mehr einschlafen traue.

das ausbaggern der steine bis zum anderen ende der baustelle ist schnell gegangen. alles läuft ungefähr so, wie ich gedacht hatte. die lkw fahren einer nach dem anderen auf der noch bestehenden hälfte der straße, kriegen steine aufgeladen und fahren damit ab. als das durch ist, geht es am anderen ende wieder los. die losen steine, die noch einzeln im sand liegen, werden von einem arbeiter einzeln in eine baggerschaufel befördert. der bagger fährt dabei rückwärts, bleibt immer wieder stehen, wartet. was für ein job, denke ich. während ich immer und immer wieder ein pdf kompiliere, an dem ich zuvor minimale änderungen vorgenommen habe. das dauert ewig, und es dauert, bis die änderungen sitzen.

alles ist sisyphos.

nach den steinen wird sand ausgebaggert, einen halben meter tief vielleicht. asphalt braucht womöglich einen anderen grund, denke ich. kopfsteine liegen gut in sand, tief und fest, wenn sie einander stützen. doch sand braucht es jetzt wohl nicht mehr, der wird anderswo zusammengeschüttet. nicht weit, alles in der nähe meiner kreuzung. sandhaufen, berge, berliner dreck.

ich auch.

morgen gehe ich holz holen, denke ich. sollte ich, oder übermorgen. bauen ist gut, immer weiter bauen.

morgens um sieben

als ich von der arbeit nach hause komme, bin ich zum einen klatschnass, weil ich die falsche regenhose anhatte. die, die für ein vollgewitter nicht dicht genug ist, keine ahnung, warum. die richtige, die absolut wasserdichte, steckte derweil in einem der seitenkoffer, zusammen mit den regenüberziehern für die schuhe. da war das zeug gut aufgehoben, wirklich. und mir ist immer noch kalt, stunden später.

zum anderen ist die straße vor meinem schlafzimmer verschwunden, die eine hälfte zumindest wurde in meiner knapp zehnstündigen abwesenheit euinfach weggebaggert. ich weiß nicht, warum erstmal nur die eine hälfte abgeräumt wird. vielleicht, damit auf der anderen, noch intakten hälfte der lkw fahren kann, der die kopfsteinpflastersteine abtransportiert. und überhaupt, um mit gerät anfahren zu können. sonst ginge das ja nur noch durch sand. wer weiß, ich werde es vermutlich bald herausfinden.

es war wohl keine schlechte idee, heute nicht im homeoffice zu verweilen. bislang vermag ich mir kaum vorzustellen, wie laut das hier drinnen gewesen sein muss. das gepolter früh am morgen war bis zur sonnenalle zu hören, wo das motorrad zurzeit steht. und da liegt ein ganzer block dazwischen, wobei die lärmquelle sich noch an der nächsten kreuzung befand. nicht hier bei mir.

ich werde das also morgen gegen sieben herausfinden können, wie das so ist. denn bis zum anderen ende der baustelle muss noch ein schönes stück abgebaggert werden. und wie ich das sehe, fängt das unmittelbar hinter meiner wohnung an.

morgen. um sieben.

straßenbaubeobachtungen

heute wurde weiter an den baumscheiben gearbeitet, fast den ganzen tag. da werden dann pflastersteine entfernt und auf einen haufen geschafft. oder auch einfach liegengelassen, ich weiß nicht, nach welchem schema. es wird gemessen und geschaufelt, aber es ist auch noch nicht zu erkennen, wie das letztendlich aussehen soll. ich kann nur raten, wenn ich mir die bereits fertiggestellten abschnitte weiter oben vergegenwärtige.

auf jeden fall wird flächig gearbeitet, über den gesamten abgesperrten bereich. mal hier ein bisschen, dann wieder am anderen ende. auch darin finde ich keinen plan, aber was weiß denn ich. es ist durchaus spannend, dem geschehen immer mal wieder zuzusehen, dem gerumpel und gebagger. ich habe ja eine gute sicht aus der eckwohnung im zweiten stock, da muss nicht am zaun stehen und glotzen. wie so ein vierjähriger.

dann wurde mittig eine gelbe linie gezogen, über die ganze länge der straße. und später, am nachmittag, tauchte größeres gerät auf. ein richtiger bagger und ein lkw mit ladefläche. die beiden haben gleich angefangen, das kopfsteinpflaster auszubaggern. oben am wende, von meinem wohnbürofenster gut auszumachen. ein kleines stück nur, für mehr hat es heute nicht gereicht.

damit scheint mir eine frage geklärt: ob der asphalt über das alte pflaster drüber? oder die fahrbahn ganz neu aufgebaut wird. offensichtlich letzteres.

die inhäusigen bauarbeiten haben auch fortschritte gemacht. vor allem auftragsarbeiten wurden erledigt, letztte woche schon. endlich ist ein neuer wasserhahn im bad eingebaut, und auch die türsprechanlage wurde getauscht. ich kann also die klingel wieder so laut stellen, dass ich sie auch höre.

ich selbst bin gestern schon die letzten arbeiten im schlafzimmer angegangen, ein regal und ein paar latten dunkel wachsen. das kann durchaus auch mal länger dauern, vor allem, wenn das regal erst geleert und auseinandergebaut werden muss. heute abend dann alles schnell wieder zusammengebaut und noch ein bisschen am schrankaufbau gehobelt.

fertig!

ernte

es ist sommer. das wollte ich vor ein paar wochen schon schreiben. doch dann habe ich es erst vergessen, dann gelassen. mir ist herbst, das trifft es eher. ich mag herbst nicht, ich mag frühling. erst frisches licht, dann das grün. nicht das langsame sterben, gelb-, rot- und braunschattierungen.

wenn alles geerntet ist, nichts mehr wächst. warte nur, balde.

straßenkampf

seit etlichen tagen, vielleicht auch einigen wochen schon, höre ich neue vogelstimmen in der gegend. die krähen sind es nicht, die kenne ich gut. ich sehe ihnen zu mitunter, wie sie durch den baum vor meinem schlafzimmerfenster spazieren. die neuen stimmen aber fliegen hoch, und ich denke, es könnten möwenschreie sein. wenn mir das nicht irgendwie komisch vorkäme. ja, es gibt möwen in berlin. wo wasser ist, da sind auch möwen. nicht nur an den vielen seen irgendwo draußen, auch an den kanälen im berliner kerngebiet habe ich sie schon gesehen. und natürlich kenne ich ihre stimmen, wie sie am meer klingen. dennoch.

was ich hier höre klingt so, oder ähnlich zumindest, aber ich habe auch zweifel. fliegen möwen so hoch, bricht ihr schrei derart ab, als ginge ihnen die luft aus. ich schaue in den himmel, erkenne eine kleine gruppe vielleicht, die kreise zieht. immer wieder passiert das, und jedesmal denke ich: das sind greife, kann das sein. sind es kleine mörder.

heute gehe ich die weserstraße entlang, schaue nach den umbaumaßnahmen und bei meinem früheren stammcafé vorbei. (da gibt es immer noch nicht wieder dieses schöne frühstücksangebot, wie vor der pandemie, auch keinen mittagstisch.) dann ist da plötzlich ein geschrei und geflatter in der luft bei den bäumen auf der anderen straßenseite. da ist etwas anders, da sehe ich hin. und mit mir andere menschen, ein mann, der ein fahrrad schiebt und eine frau mit kinderwagen.

einer der vögel packt einen anderen, eine fette taube, und fliegt mit ihr weiter, landet im dreck einer baumscheibe ganz in der nähe. die taube flattert noch, doch sie wird niedergehalten. das greiftier mit krummem schnabel hockt auf ihr, lässt sie nicht mehr los. (es könnte ein habicht gewesen sein, das lese ich später nach.)

die menschen stehen dabei, ich bin sogar zurückgegangen, um näher am geschehen zu sein. der mann ist ein bisschen fasziniert, scheint mir, die frau mit dem kind ist eher erschrocken, vielleicht sogar nachhaltig entsetzt. ich bin eher neugierig. nie hätte ich gedacht, dass ich so etwas einmal sehen würde. weil ich mein leben ja vorwiegend in städten verbringe.

wir alle stehen also, außerhalb, wir sind nicht ein teil von dem da, am boden. das tier scheint uns anzusehen. oder auch nicht, ein gleichgültiges vogelauge, das auf seiner beute hockt. das ist alles.

dann sind räuber und beute auf einmal verschwunden. und ich habe nicht einmal gesehen, wie und wohin. ich bin nur ein mensch.

neuköllner straßen

ein bisschen schwächeln, ein paar tage nacken und rücken und so. egal. schlimm ist anderes, das sich derzeit aufzutun scheint. eine fremde stimmung in der mich umgebenden multikulturalität, wie ein starrer riegel

gestern stand ich in einem laden, vorwiegend um mich bei einem regenschauer unterzustellen. aber solche zeichenbedarfgeschäfte mit einer kleinen buchabteilung sind natürlich auch verlockend für mich. da höre ich eine laute männerstimme vom eingang, die etwas von „deutsch sprechen“ krakeelt, immer wieder, immer mehr. ich schaue hin und sehe, dass er mit einer frau und einem kind spricht, die sich beide fahrradregenfertig machen. beide reagieren nicht, das kind dreht dem typen den rücken zu, aber sie sind gemeint. das ist deutlich.

ich verstehe den zusammenhang nicht, aber es klingt böse. so böse, dass ich beschließe, sichtbar in der nähe zu beiben. für alle fälle. der mann schwenkt um auf „europäisch reden“, was seiner meinung nach hier auch nicht erlaubt ist. (haben die beiden etwa englisch gesprochen, ich weiß es nicht.) dabei hampelt er mit seinem rad, dreht sich im kreis, nicht nur mit worten. es ist albern, aber irgendwie auch nicht. so etwas habe ich lange nicht gehört, schon gar nicht so laut, so deutlich. und hier in neukölln.

es hört auf zu regnen, ich mache mich auf nach hause. an einer kreuzung, an der sowieso immer alles eng verparkt ist, befindet sich jetzt auch noch ein baustelle. und es kommt ein typ mit einem großen hund, einem brocken von rottweiler. ich hab es nicht so mit hunden. ich habe nicht wirklich angst, ich will nur nicht missverstanden und nicht belästigt werden. ich will, dass wir alle unserer wege gehen können. unbehelligt. wenn ich merke, dass es eng wird, bemühe ich mich seitwärts oder hintenrum vorbei meinen weg zu machen. und bei einem rottweiler ganz sicher!

ich zögere also, um herauszubekommen, wo hund und herrchen hinwollen könnten. damit ich von da aus meinen weg definieren kann, kein problem. nur dass das herrchen mich plötzlich anpfeift. ich sei doch deutscher*, heißt es, hätte aber angst wie ein araber. einen moment lang weiß ich nicht weiter. bei angriffen, auch verbalen, tendiere zur fassungslosigkeit und zum erstarren. dann laufe ich einen großen bogen, weg von dem hund, der womöglich (hoffentlich) gar nicht das problem war.

ich glaube, ich sage noch: halts maul, junge. oder etwas ähnliches mit „junge“, was mir sofort lahm vorkommt, beinah peinlich. vor allem, weil ich gerade seitlich weglaufe. aber vor den typ habe ich wirklich angst und jetzt auch vor seinem hund. andererseits: der „mann“ ist wirklich deutlich jünger als ich, vielleicht so um die vierzig. für mich ist das ein junge, das ist nicht mal gemein.

ich mag mir gar nicht vorstellen, wie dieser typ mit seinem bulligen köter durch die neuköllner straßen schiebt und „arabern“ angst macht. zu machen versucht. oder am ende schlimmeres?

heute dann, nicht weit von den beiden gestrigen schauplätzen, kommt mir eine gruppe jungs entgegen. wirkliche jungs, alberne, schlaksige schuljungs, die ferien haben und durch den regen stromern. einer von ihnen trägt eine kippa, das habe ich hier noch nie gesehen. das ist tough! das freut mich, irgendwie, und erschreckt mich auch. weil ich nicht anders kann als weiterdenken.

* das werte ich als missgendert, ausnahmsweise, obwohl ich das im allgemeinen ganz lustig und auch nicht so ganz falsch finde.

nachts ist es still

der tag begann mit einem scheppern unten auf der straße, genau vor meinem fenster werden die zäune abgeladen. das war zu erwarten gewesen. die bauarbeiten beginnen mit der absperrung, genauer der einzäunung der gesamten strecke, mit mir exakt in der mitte. wenn ich mich etwas verbiege, kann ich vom badezimmerfenster alles einsehen. es ist ein bisschen absurd, aber ich finde das spannend. ich fühle mich ein wenig, als würde das für mich gemacht.

das absperren geht recht schnell voran, ein bauwagen kommt dazu, gleich unter meinem balkon, noch kein klo, da bin ich mal gespannt. aber ein schicker kleiner bagger, der bleibt sogar über nacht. das große gerät dagegen wird zum feierabend wieder weggefahren, und auch die letzten zwei oder drei im sperrbereich verparkten autos werden kostenpflichtig weggetragen. ein paar eingezäunte roller und unzählige fahrräder bleiben. die können ja zur not auch von hand weggetragen werden.

zwischendrin sind gegen mittag schon leute zugange, das gelände zu vermessen. die beschilderung ist noch ein wenig seltsam, die blechplatten zeigen gelegentlich wirr in unsinnige richtungen. aber das ist wohl noch nicht fertig.

das wars wohl für heute.

am frühen abend schaue ich ein klein wenig irritiert auf die leere straße hinunter. wie breit sie ist, wenn nicht links und rechts alles voller autos steht. noch irritierter bin ich jetzt, weil es still ist, seit stunden. autos machen einen ziemlichem lärm, das wird mir gerade ziemlich deutlich. bislang musste ich mich arrangieren, zwangsläufig, es gab ja nichts anderes. auf einmal ist mir klar, dass in den kommenden monaten hier nachts kein auto fahren wird.

tagsüber wird es laut sein, ich weiß noch nicht, wie sehr. heute hat mich vor allem das piepen beim rückwärtsfahren genervt. ich gehe davon aus, dass das ein recht harmloser anfang war.

aber nachts wird es still sein.

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