am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

sonne und lärm

die dachdecker machen heute wieder einen heidenlärm. obwohl ich gar nicht genau weiß, ob es überhaupt dachdecker sind. etliche große „glasplatten“ wurden heute mit einem nervig lauten aufzug, der natürlich unmittelbar an meinem balkon steht, aufs dach geschafft. mit kabeln hinten dran. was das wohl sein mag? irgendwas mit sonnenenergie etwa? den bewohnern sagt ja hier keiner was. nur, daß es keinen dreck und keinen lärm geben soll. angeblich. sehr witzig.

dazwischen klopft und sägt es von oben und die männer brüllen anweisungen herunter. oder umgekehrt. dazwischen übrigens eine frau, die leider eine recht dünne stimme hat. immer wieder wird der motor des aufzugs abgestellt, damit MANN sie verstehen kann. und dauernd wird sie angeschnauzt, daß sie doch mal die zähne auseinander machen soll. soviel zum thema frauen in männerberufen. sehr witzig.

leben und lesen

bücher haben mir leben bedeutet, früher. sonst gab es das nicht, nirgends. daran erinnere ich mich heute, wenn ich das eine oder andere in die hand nehme. nach jahren, jahrzehnten mitunter. alle noch da. eines habe ich heute umgestellt. hinüber zu der lyrik ist es gewandert, obwohl das nicht so ganz paßt. trotzdem. da hat es früher schon einmal gewohnt. raymond queneau, stilübungen. über dreißig jahre alt. in der ecke steht noch der name der schulrektorin, die es mir damals geschenkt hat.

natürlich hat sich mein verhältnis zum lesen geändert mit der zeit. ich bin erwachsen geworden, längst schon, vieles überfliege ich nur noch. das meiste eigentlich. und das nicht nur, weil es inzwischen das internet gibt. es ist einfach so, der lesestapel ist gleichbleibend groß. frank schirrmachers, payback wartet. muß einfach sein, denke ich, obwohl es mir sicher keinen spaß machen wird. albrecht kiesow mit dem schönen titel weniger arbeiten – mehr verdienen, ist irgendwie ganz weit aus dem blickfeld geraten. dabei ist es ein so schönes buch, güldene schrift auf sattem rot. verursacht mir dennoch übelkeit, seit ich es das erste mal in der hand hatte. da geht es um effektivität und richtiges denken. oha! (nicht gerade mein thema.)

zum glück gibt es ja viele bücher in der welt. gute bücher, witzig und hilfreich zugleich. zum beispiel darüber, wie man es schafft, bücher nicht zu lesen und dennoch darüber zu sprechen: Lesen oder nicht lesen im Common Reader.

nach hause

wow, neukölln scheint echt in zu sein. in der unmittelbaren umgebung lassen sich heute insgesamt vier (!) bahnräder ausmachen, dafür muß ich mich nicht einmal weit vorbeugen auf meinem ausguck. früher war das anders. da war das einzige (!) exemplar, das in der gesamten saison hier auftauchte, beängstigend fremd in der gegend. es stand da, tagelang, bis es dann auf der seite lag, wochenlang. und traurig vor sich hin blinkte, wie ET. beinah wäre es dort verreckt. wäre nicht die saison zuende gewesen, hätte nicht die bahn, die große radmutter, es irgendwann – gerade noch rechtzeitig – heimgeholt.

ekel-tv

ich habe nicht gezählt, wie oft heute bei anne will das wort „respektabel“ benutzt wurde, um diesen oder jenen bundespräsidentennachfolger zu beschreiben. immerhin, es war vielfach gelächter aus dem publikum zu vernehmen. dazu frau wills beinah unverhohlener spott, nur dürftig hinter eher amüsierten fragen verborgen.

trotzdem: ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich das derzeitige politsche geschehen anwidert. diese zuschaustellung von kleingeist in verbindung mit verachtung und angst. schlimmer als jedes prekariats-tv, hartz iv-panik ist eine ehrliche sache dagegen.

seltsamer tag am rand von irgendwas. und ich weiß nicht einmal, was.

nicht net

nachteil der verbundenheit via twitter ist natürlich, daß man manchmal ziemlich genau mitkriegt, was die anderen gerade so machen. zum beispiel die frauen in hattingen, beim FrauenImNet-treffen. wäre ja schön gewesen, hat sich aber leider nicht ergeben. eine zugfahrt war einfach nicht drin, die mitfahrzentrale gab auch nichts her, und eine fahrgemeinschaft hat sich erst recht nicht ergeben.

so sitz ich denn nun hier, in berlin, und heule ein wenig in den mond. während es dort garten, bier und gute gespräche zu geben scheint.

anfängerfehler. beize nicht gerührt, jetzt ist alles fleckig. sieht schmutzig aus. alt und verkommen. gefällt mir.

morgen sollen es über zwanzig grad werden, am wochenende dann schon an die dreißig. ich glaube das kaum. es ist sommer, es ist juni. ja. der balkon ist fertig, die tomaten gedeihen prächtig. aber ich habe noch nicht einmal draußen gesessen in diesem jahr. musik gehört, gelesen oder gearbeitet. nein. nachts liege ich unter der herbstbettdecke, so wie den ganzen winter über. inzwischen allerdings ohne socken, immerhin.

sozioten

von der kunst der empathie habe ich geschrieben, nur kurz, eher so nebenbei, in einem kommentar. klar, daß ich gleich belehrt wurde: empathie sei gar keine kunst, es (sic!) sei angeboren. aber ja doch, ich weiß. jeder kann das, ausnahmslos. kinder vor allem. keiner wird als soziopath – oder sagen wir sozialidiot – geboren. dieses vermögen verliert sich allerdings mit der zeit. und manchmal habe ich den eindruck, diese energie fließt nahtlos in sinnlose wettkämpfe und glorreiche siegerposen.

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