am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

weitergehen

vorgestern laufe ich zwischen zwei demonstrationen hindurch. etliche sortiert aufgereihte palistinensische flaggen, dazu kraftvolle gesänge. ich möchte zustimmen, wegen trumps riviera-träumen nicht zuletzt. gegenüber stehen zwei, drei, höchstens vier menschen an einer hauswand dichte dabei vier oder fünf polizisten. gelbe schleifen, fahnen mit blauem davidstern und schweigen. da gehe ich näher vorbei, das ist zufall. aber eigentlich möchte ich bleiben. wegen der gruseligen shows bei bislang jeder einzelnen dieser geiselübergaben nicht zuletzt, aber nicht nur.

ich tue nichts davon, ich gehe weiter.

gestern, spät am abend, laufe ich vom tango nach hause, das ist nicht weit. in einem hauseingang knutscht ein junges paar, ein großer mann mit glatze und eine frau mit langen haaren. als ich fast an ihnen vorbei bin ruft der mann so etwas wie: hallo, schön dich zu sehen! und schaut in meine richtung, aber auch über mich hinweg. ich denke jedenfalls wirklich nicht, dass ich gemeint bin, dass da jemand anders ist, hinter mir. dann ruft der mann: auch ein afd-wähler! da bin ich schon an ihm vorbei, hab ihn im rücken im grunde. und merke, dass ich womöglich doch gemeint war.

egal. ich gehe weiter.

es ist absurd. ich weiß nicht, ob der mann oder die frau deutsch waren. wie auch? ich wollte einfach nicht stören und schnell weiter. ich bin also nicht stehen geblieben, um zu erklären, dass ich niemals afd wählen würde. never! oder dass auch eine ältere frau, wenn sie am abend auf der straße angerufen wird, nicht unbedingt antworten und schon gar nicht stehenbleiben mag. oder um in erfahrung zu bringen, ob er mich vielleicht für einen jungen gehalten hat, wegen der komischen kappe auf meinem kopf. von tonfall her hätte genau das der fall sein können.

aber wer weiß. vielleicht war das alles auch ganz anders, ein missverständniss. etwas, das ich mir im nachinein ausgedacht habe. immerhin hat es mich daran erinnert, den wahlbrief, den ich den tag über in meinem rucksack mit mir herumgetragen habe, in einen der wenigen real noch existierenden briefkästen zu werfen. den einzigen eigentlich, den ich in meiner nähe noch weiß.

auf dem weg nach hause.

überhaupt. es gäbe anderes zu sagen, dieser tage und heute. allein, ich weiß nicht wie.

branding/44

buddha am schreibtisch

hier und da habe ich noch kleine dinge in den text gewebt. so ist das, wenn etwas sich fürs erste setzt. dann finden sich über den alltag verteilt kleinigkeiten und ideen, die sich als überaus hilfreich erweisen. manchmal sind die stichworte ohne jeden zusammenhang, kommen beinah lächerlich daher. aber es funktioniert doch, genau so.

auf die art komme ich auch dazu, die eine oder ander passage noch einmal näher anzusehen. dabei fallen dann fast immer noch andere korrekturen an, wie von allein. einfach, weil der text insgesamt natürlich noch in einem solchen zustand ist. an jedem punkt zu verbessern, ja an etlichen stellen auch in frage zu stellen.

das wird noch ein bisschen so weitergehen, bis mittwoch vielleicht. obwohl ich wenig zeit haben werde. aber bald danach muss ich das kapitel zum coaching fertigmachne und abgeben. die zeit ist also sowieso gesetzt. dann ist es, wie es ist. ich kann mit allem arbeiten.

übrigens habe ich auch andere kapitel als das aktuelle angefasst. obwohl alles so angelegt ist, dass jedes kapitel als ein geschlossenes gebilde funktionieren soll, gibt es dennoch linien, die sich vorwärts durch den text und über die kapitel hinweg ziehen. das muss so, das ist gut. so hält zusammen, was am ende eine geschichte ergeben wird.

wird. jawohl wird! inzwischen bin ich ziemlich sicher.

gestern war ich vernünftig und habe angefangen, kapitel fünf grob vorzukonzipieren. mit dem schreiben dieses kapitels werde ich vor mitte märz nicht anfangen können, dennoch ist diese arbeit genau jetzt angesagt. damit die struktur wachsen kann, die ich irgendwann befüllen muss. damit ich auch noch die entscheidende idee habe, die das kapitel tragen kann. damit ich auch den schlusspunkt finde, zu dem dieses kapitel hinführen wird. ein erstes kleines ende, selbst wenn es noch (wenigstens) ein weiteres kapitel geben muss. geben wird. das spielt aber in einer anderen zeit, zwölf jahre später.

vor allem aber damit ich es nicht vergesse, mich nicht völlig neu aufraffen muss. irgendwann, wenn es an der zeit ist. wenn ich dazu komme. dann soll da etwas sein, an dem ich mich orientieren kann. das hilft immens.

alles

was soll ich schon noch sagen oder denken, wenn nach all dem desaster sich kaum etwas bewegt. weder in den ansprachen, noch in den umfragen, selbst in der themensetzung nicht. von den (meisten) medien ganz zu schweigen. die setzen sich die dämlichsten politischen hohlköpfe in ihre sendungen und wundern sich anschließend nicht einmal, rechtfertigen sich höchstens, zum ichweißnichtwievielsten mal.

und das angesichts der trump-show.

ich sag einfach gar nichts. das hat sich doch alles anfang des jahres bereits abgezeichnet.

ich arbeite, ich lese und schreibe, ich tanze ein bisschen. mehr gibt es nicht zu hoffen oder zu wünschen gar in dieser welt.

saludos!

demo-timing

menschenmassen und lärm, das ist wirklich nichts für mich. so etwas nehme ich nur in kauf, wenn es wirklich nicht anders geht. also beim reisen zum beispiel, die vollen bahnsteige, die vielen menschen, die enge mitunter. auch demonstrationen sind also so gar nicht meins.

doch das timing war gut, das vierte kapitel erstmal fertig und das wetter angemessen kalt, aber trocken. und es muss ja sein, nach dem affentheater der letzten woche. oben auf das ohnehin gute timing habe ich rein zufällig auch noch eine ausgezeichnete strategie gefahren. so bin ich nicht zur auftaktveranstaltung, sondern zur endkundgebung gefahren. eigentlich nur, um die anreisemassen zu umgehen, aber dann gab es für mich wichtige umgebungsinfos. vor allem die, dass am cdu-bügeleisen seitlich alles eng abgesperrt war. das war mir zu eng, da bin ich gleich geflüchtet, obwohl der demozug zwar schon sichtbar, aber noch nicht wirklich angekommen war. das war eine gute entscheidung, denn am ende war auch oben alles dicht. bei der cdu ist also alles = sackgasse!

an der stelle, wo ich dann letztendlich gelandet bin, gab es seitlich fluchtmöglichkeiten. später wurden dann noch genau dort abgesperrt, damit der vordere bereich nicht allzu voll wurde. unter der (am ende bestätigten) annahme, dass zum guten schluss alle menschen aus der sackgasse wieder rückwärts rausmussten, war das sicher keine schlechte idee. und ich hatte die gesamte schlussveranstaltungszeit ordentlich raum um mich. selbst die ausgerechnet dort aufgestellen lautsprecher funtionierten nicht, ich wurde also nicht einmal angebrüllt.

also diese demo war tatsächlich rundum angenehm, alles in allem, selbst die rückfahrt in einem übervollen bus. in den ich aber einstieg, als er fast noch leer war, damit hatte ich den einzigen einzelsitz zur verfügung . vor allem aber schön, überall, bis zu mir nach hause, immer wieder menschen mit plakaten zu sehen oder andere, die ihre telefone nach ersten bildern und nachrichten durchsuchten. so viele!

wenn der anlass an sich nicht so unerträglich unappetitlich wäre. vorsichtig ausgedrückt, unangemessen auch, es geht eben nicht besser.

das gehört wohl dazu, dass demonstrationen immer ein bisschen unterkomplex daherkommen. die parolen sind schräg, die plakate nicht alle witzig und die nicht-witzigen eben meist auch nicht präzise, das gesinge nicht zuletzt, es ist fürchterlich.

am ende die reden, naja. dieses gerne postulierte „WIR“, so angemessen es sein mag, es umfasst mich eben doch nie.

dennoch! gut so! weiter so!

branding/43

buddha am schreibtisch

ich rede wenig über das, was ich schreibe derzeit. das ist so, was soll ich sagen. es tut mir leid.

die arbeit gestaltet sich eigenartig. nach einer langen pause, bedingt durch finanzbeschaffende tätigkeiten, die ich weder ablehnen konnte noch wollte, habe ich heute das vierte kapitel fürs erste fertiggestellt. und das nach nur fünf wochen arbeit, die noch dazu von anderer arbeit durchzogen und durch den allgemeinen politischen wahnsinn dieser zeit vergiftet war.

fürs erste fertiggestellt, das bedeutet: es handelt sich jetzt um die allererste einigermaßen lesbare fassung, die aus drei durchgängen meinerseits entstanden ist. als nächstes gibt es ein choaching, etwa mitte des monats, und anschließend, ohne jeden zweifel, wird ein weiterer durchgang nötig sein. um dann eine zweite fassung zu erhalten, die fürs erste so stehen bleiben wird. denn die nächste überarbeitung, die es sicher geben wird, muss mit abstand und im zusammenspiel mit sämtlichen anderen kapitel erfolgen. also, wenn der text „fertig“ ist, wenn er mit einem ende versehen dasteht. ab da ist die arbeit noch einmal etwas ganz anderes.

seit heute also steht das vierte kapitel. es ist lang geworden, über fünfzig seiten. meine selbst gesetzte grenze lag bei dreißig bis fünfunddreißig, nun ja. wenn es anders muss, dann muss es eben. das kapitel ist ein höllisches durcheinander, fürchte ich. nicht nur der zeitstrahl, den es im grunde kaum gibt, auch die genutzen zeitformen haben ich zum tanz aufgefordert. und ich habe angenommen, das wäre doch gelacht. es ist ein kapitel in fetzen geworden, so wie ich mir das vorab gedacht hatte. mit wenig poesie allerdings, das hat sich nicht ergeben. das wird in einem anderen kapitel anwachsen und aufblühen, das hoffe ich zumindest. ich habe eine idee, wohin sich das verfliegen könnte.

das coaching also wird es zeigen. vorher muss ich nur noch die passagen mit dem kartenspiel durchgehen, denn die entsprechende requisite, ein schiffsquartett aus den siebzigern, habe ich gerade erst gefunden und bestellt. das ist insgesamt nicht schwer, auch wenn sich das durch den gesamten, bisher bestehenden text zieht.

einhundertvierundzwanzig seiten.

heute, irgendwann am nachmittag, hatte ich zum ersten mal das gefühl, dass der text sich festigt. dass er bestand haben wird am ende, auch wenn noch weitere drei kapitel fehlen. dass ich es bis ganz hindurch schaffen könnte, ohne dass mir alles zerfällt unterwegs.

das braucht zeit, jahre mitunter, bis sich dieses gefühl einstellt. so ist diese arbeit.

schock des tages

die stimme von alice weidel, säuselnd knarrend, wie immer, in der wahlwerbung im deutschlandradio kultur gegen mittag. unterlegt von so etwas wie musik, wtf.

vor schreck hab ich sogar ein klein bisschen zugehört, aber zum glück vor lauter abscheu alles gleich wieder vergessen.

statement

in den letzten tagen habe ich diverse social-accounts gelöscht, die ich noch auf twitter (jawohl!), facebook und instagram herumliegen hatte. zuerst ein paar inkognitos, ganz und gar ungenutzt, sowie meine vorsorglich angelegte facebook-autor*innenseite. ebenfalls ungenutzt und dementsprechend unsinnig. falls ich irgendwann, wider erwarten, doch noch ein*e autor*in sein sollte, werde ich ganz sicher nicht via facebook kommunizieren. treads gibt es, ja, aber damit höre ich gleich wieder auf, noch bevor ich so richtig angefangen habe. anschließend die längst verendeten accounts des HSB, ebenfalls facebook, twitter und instagram beerdigt. das ist mir ein bisschen schwer gefallen, aber auch hier gilt: es wird und soll keine wiederbelebung geben. und falls das blog an sich (ja: DAS blog!) noch einmal auferstehen sollte, wird es ebenso anderweitig begleitet werden. habe ich beschlossen.

schwieriger wird es mit meinen privat-accounts. twitter nutze ich inzwischen wirklich gar nicht mehr, ich schaue nicht einmal mehr hin. der account besteht jedoch weiter, twitter war so schön zu anfang. ich habe den download meiner daten beantragt, mal sehen, wie das weitergeht.

von facebook und instagram trenne ich mich ungern, stelle ich fest. das ist mir peinlich, aber beides verbindet mich mit menschen, die ich sonst völlig aus den augen verlieren würde. also bleibt das, einstweilen. allerdings habe ich vor, die aktive nutzung von facebook darüber hinaus weitgehend einzustellen. herumquaschen tue ich ohnehin lange schon auf mastodon. auf instagram zu verzichten fällt mir am schwersten. ich sehe da immer noch die anfänge, wo es einfach nur um bilder ging. ich spüre das zutiefst, auch wenn ich weiß, und sogar sehe, dass auch das längst verloren ist. was soll ich machen, insta wird erstmal bleiben.

allerdings habe ich mir vorsorglich pixelfed angesehen, verstehe es bislang aber überhaupt noch nicht. ich brauche immer viel zeit mit solchen dingen. (gibt es dafür eine app?)

anderes thema, aber wichtiger:

ich habe die streichung der geschlechtsangabe nach dem neuen selbstbestimmungsgesetz beantragt, obwohl ich bislang der meinung war, dass das für mich keine unterschied machen würde. tut es auch nicht, rein persönlich betrachtet. aufwändig ist es außerdem, wegen all der neu zu beantragenden dokumente. eventuell auch kostspielig, keine ahnung. im grunde interessieren mich identitäten wenig, vor allem meine eigenen nicht. es wird keine körperlichen veränderungen geben, nicht einmal eine namensänderung. (das heißt, wer weiß? wo ich schon mal die gelegenheit habe … edgar scheint mir doch gerade recht attraktiv. ; ). mir geht es um mein denken, das noch nie binär war. und auch nie sein wird. von daher passt es. und es gefällt mir.

aber eigentlich tue ich es, um auf der richtigen seite zu stehen, wenn das alles wieder abgeschafft wird, rückgängig gemacht und vergessen. dann will ich, dann muss ich ein rädchen sein, das im getriebe feststeckt. ein realer mensch, der, wie immer schon, nicht passen kann. solange es irgendwie geht.

ich tue das, obwohl oder gerade weil jetzt wirklich, wahrhaftig und glasklar erkennbar ist, dass alles, was queer daherkommt, in welcher form auch immer, als erstes ausgemerzt werden wird. zusammen mit allem anderen, was fremd, was eigen, was anders ist. und was dann?

ich tue das, in der gewissheit, dass wenige zu mir oder gar neben mir stehen werden. wenn es kommt, wie ich fürchte, wird die angst an erster stelle stehen.

ich kann das verstehen, ich bin genauso. auch deswegen tue ich das.

branding/42

buddha am schreibtisch

ich bin drin. wirklich, mitten drin. und dann ist es auch noch die mitte des geamttextes. wenn alles so läuft, wie ich es plane. aber mir scheint: meine planung ist streng und gut, mit viel biss. und bislang passt noch alles.

natürlich bin ich gerade dabei, das in wien grob zusammengeschriebene auszufeilen. das muss sein, das ist immer. und es ist viel, diesmal. es ist ohnehin schon jede menge text geworden, über dreißig seiten. dreißgi bis fünfunddreißig waren geplant, und jetzt wächst der text rasant. es wird also deutlich mehr als geplant, sicher an die vierzig. aber das macht nichts. so etwas ist nicht gegen den plan, nein.

ich bemühe mich, die anfang des monats ausformuliertenden probleme anzugehen, in der gesamtübersicht wie auch in jeder einzelnen zeile. ich montiere und ergänze, zwei seiten werden wohl ganz wegfallen, beziehungsweise durch eine andere idee ersetzt werden. denn sie enthalten eine eigenartig ausformulierte dopplung, die vermutlich ingänze überflüssig ist. ich prüfe und glätte die zeiten, in der hoffnung dass es passt, wie ich es will. aber dafür wird auch noch ein choaching stattfinden. die angestrebte härte wächst von allein in den text, wenn ich nur einsteige in die dynamik. das ist beruhigend.

nur mit der anvisierten poesie habe ich meine schwierigkeiten, diese idee greift bislang wenig. und ich will es nicht zwingen, nicht ausgerecht die poesie. vielleicht ist im vierten kapitel noch nicht der ort, das könnte in kitsch abrutschen. doch das kann mit poesie immer passieren. ebenso könnte der einsatz poetischer elemente später im gesamttext blöd kommen, nicht weniger kitschig. genau dann, wenn der text einen zeitsprung macht, zwölf jahre voraus. ich weiß nicht.

ich weiß es wirklich nicht. aber ich sehe, dass jetzt in der mitte der arbeit, der text bereits beginnt, sich zuzuziehen. in mir fängt alles an, auf ende hin zu denken. die ausgelegten fäden aufzusammeln, sie zu bündeln, wo es wichtig ist.

und alles andere über die literatur hinaus in ein leben zu werfen, eine immer seltsamere welt.

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