am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

ganz & egal

nachts ist nacht in mir, und das ist gut. nachts öffnen sich die imaginationsräume. doch wie immer fehlt an dieser stelle der schlaf, wenn zum morgen hin kein platz dafür bleibt. egal, so ist die arbeit. jede arbeit, ob schreiben oder all das andere geldverdienende zeug. ganz egal.

und noch mehr zeug, die neue hausärztin kennenlernen zum beispiel. weil die alte, ein jahr jünger als ich, aus dem arbeitsleben zurückgezogen hat. vermute ich jedenfalls, in der praxis ist sie zumindest nicht mehr anzutreffen. hat aber gut funktioniert mit der neuen, sicher zwanzig jahre jünger als ich, wenn nicht noch mehr. auch mal interessant. wer erkennt, dass es humor ist, was mich auszeichnet, nicht zynismus oder bitterkeit, die hat ja im grunde schon alles gewonnen. dass ich dann doch den eigentlich wichtigsten punkt meiner anwesenheit dort vergessen habe, da kann sie wohl nichts zu. das lag wohl eher an der liste, die ich mir im vorfeld mal nicht gemacht hatte.

als ich zurückkomme ruft die physiopraxis an, wirklich genau in diesem moment, und bietet mir einen termin für gleich morgen. da bin ich dann froh, dass ich das mit der physioverordnung nicht vergessen, den zettel dazu exakt passend in der tasche hatte. also zusage.

eine absage kam von einem verlag, freundlich neutral, ohne jegliche stellungnahme und ein 3/4 jahr nach der so geforderten postalischen einsendung per email. die betreffzeile lautete „Ihre Manuskripteinsendung“, weshalb ich das spontan tatsächlich zunächst einmal für spam hielt. (wem hab ich denn ein manuskript eingesandt? so weit ist es schon mit mir!)

später zum baumarkt, das wiederum war schlimm, aber so richtig. statt 40,1 hatte ich 41 aufgeschrieben, und statt 70,4? na? was wohl? 74 zentimeter! und also alles genau so habe zugschneiden lassen, gleich zwei mal. wie peinlich! natürlich nur für mich, innen drin. von außen sieht das ja keine*r, weil ich es ja nicht verrate, niemals. zum glück ist ja alles größer als benötigt, damit lässt sich leben.

ich muss nur an je zwei seiten mit der handkreissäge ein bisschen nacharbeiten. das wird dann zwar ohne jeden zweifel ungenau, kein vergleich zumindest zu der plattensäge mit pikfeinem rechten winkel und millimetergenauen voreinstellung. aber dafür ist es jetzt halt zu spät.

menetekel

wien lässt mich nicht, diesmal. es taucht als topthema in abendnachrichten bebildert mit der hofburg, an der ich letzten donnerstag noch vorbeigelaufen bin. mit wenig achtung, einfach nur durch, vorbei am volksgarten. und mich, wie immer, gewundert habe, dass diese etwas unwirtliche gegend, mit reitpferdchen immerhin, ausgerechnet heldenplatz heißt. genau da sammeln sich jetzt menschen und schimpfen, zu recht. ich wäre da auch.

zweites thema, die anstehenden deutschen wahlen, drittes thema lindner, anschließend der 6. januar 2021. zu all dem nichts weiter, zusammengenommen ist es unerträglich.

als ich in berlin ankomme, samstag abend, u-bahn neukölln. da nehme ich den fahrstuhl, ausnahmsweise, wegen schwerem koffer und so weiter. ich bin alt genug, denke ich mir als entschuldigung. eigentlich hasse ich fahrstühle. drinnen stehen schon ein kinderwagen mitsamt eltern und eine frau mit einkaufstrolley. ich stelle mich ein bisschen blöd dazu, aber die fahrstuhltür mag nicht zugehen. wohl wegen meines rucksacks, und der mann dirigiert mich in nicht ganz akzentfreiem deutsch ein bisschen weiter in den raum. außerdem solle ich aufpassen mit dem rucksack, ich sei hier in neukölln. das „neukölln“ betont er, so wie es in den nachrichten vorkommt.

ich weiß, sage ich, ich wohne hier.

ja, sagt der mann daraufhin, da sind sie schon qualifiziert.

ich lache ein bisschen, aber innerlich jubelt es in mir. später ärgere ich mich, dass ich nicht geantwortet habe. ihm nicht zu seinem spracherwerb gratuliere, ganz vorsichtig, denn vielleicht nuschelt er ja nur.

aber besser kann man es doch wirklich nicht umschreiben: qualifiziert!

jetzt sitze ich hier. mir ist kalt und trinke ukrainischen tee, der mir persönlich von dort mitgebracht wurde. ich kann nicht lesen, was er enthält. ich kann nur riechen und schmecken. manches ist gut, wenn auch so vieles nicht. das muss man kennen und erkennen und schließlich wissen.

wien, abgewandt

erfahrungen von raum und zeit. gestern um diese zeit etwa, da gab es auf meinem weg durch wien eine topfengolatsche, die noch warm war. zufall, aber wunderbar. dann eine mangolassi mit einem sitzplatz für etwas über eine stunde, lesen.

jetzt zurück in deutschland, kurz hinter passau, der zug steht in plattling. bislang keine verzögerungen, aber. ach, egal. weil die zugreihung verkehrt wurde, und ich nie weiß, was die anzeige in einem solchen fall anzeigt, musste ich mich in meidling einmal durch den gesamten zug kämpfen. bis ich auf meinem panoranaplatz saß, auf dem ich nun rückwärts durch leicht verschneite gegenden rase. die scheibe ist klar, aber die sichtblenden unten. ein bisschen pech, ein bisschen glück. noch auf der österreichischen seite gab es für eine weile ein bisschen sicht auf deutlich mehr verschneites gebirge. seltsam, berge scheine ich ohne schnee nicht so recht wahrzunehmen.

wien war seltam diesmal, durchgehend tieftraurig, dennoch vertrauter, denn je. ob das am wetter lag, an der zunehmenden kälte. ob es an mir lag, am thema des viertes kapitels. kein spaß, sondern zutiefst traurig. beides liegt nicht in meiner hand. aber beides hat gestrahlt, wie wien irgendwie immer strahlt. jetzt wird es trübe, seit grenzübertritt, keine sonne mehr, kein wagnis.

es ist die ruhe, nicht die stille in wien. und ich bin durchaus bewusst, dass mein aufenhalt mitten im megakuschelbezirk neubau diesen eindruck mächtig verstärken mag. es gibt sie dennoch, diese tiefe ruhe. ich bin schon in müderen gegenden untergekommen, mit mehr menschen, mehr dreck und mehr lärm. ich hatte auch schon eine wohnung in gürtelnähe, meine liebste bislang. ja, das hört man. das macht nichts, mein dennoch bleibt.

in wien trete ich auf die straße und will dort sein. will bleiben, will gehen. die weite ausschreiten, die ich irgendwo dort zu finden können meine.

eine solche ruhe mag es vielfach geben, außerhalb von berlin, von neukölln. auch in der kleinen stadt, damals, war ich ja am meisten begeistert von der nächtlichen ruhe. aber die kleine stadt ist eine kleine stadt. wien dagegen ist groß, verfügt unverkennbar über weltweite, kennt ihr alter und ihre geschichte. und die menschen. so viel menschen, damals wie heute. sie stören mich nicht.

wirklich winter

das gestotter und geschwafel gestern hier im blog hat schon irgendwie alles gesagt, oder? heute also kein weiteres schreiben, das ohnehin zu einer eher basalen art texten geworden wäre. das ding ist durch, bis etwas mitte nächster woche, dann erst plane ich, die arbeit wieder aufzunehmen. zu hause also, in berlin.

somit ist jetzt noch ein bisschen wien übrig, nur für mich. das ist schön, auch wenn ich mir diesmal nichts wirklich vorgenommen habe. und mir auch nichts mehr suchen werde, so auf die letzten zwei tage. ab sofort ist nur noch wien und jetzt ist auch wirklich winter hier. kalt genug, dass mir nach ein paar minuten die fingerspitzen frieren, auch mit handschuhen. dass ich mir den dicken schal um den hals wickle und meine wintermütze vermisse. die mit den ohren am liebsten.

unterwegs zur dritten ladung topfenstrudel stelle ich fest, dass sich auch hier über silvester ein bisschen mehr dreck ansammelt als sonst so. sogar ein paar abgefackelten knallfröschchen bin ich begegnet. unglaublich. dann erst in meine lieblingslokalität, die ganz und gar unspektakulär ist, besonders optisch, aber eine solide und bezahlbare nahrungsquelle darstellt. küche in interessanter lokaler ausprägung. zum beispiel dieses josephbrot.

anschließend bin ich froh, dass ich rechtzeitig daran gedacht habe, ein neues ticket für die wiener linien zu erwerben. so kann ich noch einmal loslaufen, einfach so, ohne sinn ohne ziel, egal wohin mich das führt. wobei sich der radius im gegensatz zu meinwien im sommer natürlich vermindert, es ist kalt und es wird dunkel und damit noch kälter. weit komme ich also nicht, gerade dass ich die schicke weihnachtsbeleuchtung im ersten bezirk noch wertschätzen kann. die ist echt schön gemacht, aber bleiben kann und will ich da nicht. es ist voller menschen, die alle paar meter irgendwo anstehen, keine ahnung. alle stehen rum, glotzen in die luft, machen fotos und freuen sich. vorwiegend ausländer, schätzungsweise. so wie ich.

ich suche mir eine u-bahn, fahre einmal kurz in die falsche richtung, dann in die richtige. in der wohnung ist es warm, ich habe mich inzwischen auch eingewöhnt. sagte ich das schon? es ist okay hier im kuscheligen neubaukiez. (kiez sagt man hier nicht, ich weiß.) die eingangsbereichsküchemitdusche hat eine gewölbedecke. ich bin ja immer wieder erstaunt darüber, das war schon in einigen wiener wohnungen so. die barieerefrei in eine ecke geklebte dusche funktioniert überraschend gut. nur der wasserdruck nicht, schade. und fußleisten sind auch nicht so beliebt, hier gibt es mal gar keine.

seit ich hier bin denke ich übrigens darüber nach, einmal kurz das akkordeon zu probieren. ein superschönes hohner amica, 72 bass und blau, dazu schicke register. genau meine größe. das wäre möglicherweise die letzte gelegenheit, denn kaufen werde ich mir soetwas sicher nicht. die dinger sind unbändig teuer, auf jedne fall vierstellig. und ehrlich: brauchen brauche ich das nicht.

branding/41

buddha am schreibtisch

gestern war es trüb, heute auch, so gehen die jahre. mir ist es recht, ich habe zu tun.

gestern und vorgestern also viel und heute auch nicht wenig gearbeitet. dabei nicht nur den text geglättet und ausgebaut, dazu gehört in dieser phase auf jeden fall auch die überprüfung der montage. sie zu ändern auch, wenn es nötig ist, in diesem kapitel ganz besonders. weil da ohnehin schon ziemlich viel durcheinander geht. im moment zumindest, keine ahnung, ob das so bleiben kann. oder so bleiben soll. das weiß ich einfach nicht, ohne papier ist das schwer zu beurteilen. und ohne abstand natürlich, auch den habe ich derzeit gerade überhaupt nicht. nein, ich bin mitten drin. absolut.

dabei könnte es gut sein, dass ich so gut wie durch bin mit dem anvisierten schreibpensum. auch das kann ich schlecht beurteilen, denn drin bin und bleibe ich, so oder so. wie auch immer: möglicherweise bleiben höchstens vier seiten, die noch einmal anzusehen wären. ob ich das morgen mache oder übermorgen oder vielleicht einfach auf der rückfahrt, im zug am samstag. das ist im grunde egal, das kommt darauf an. auf meine kraftreserven und die schreibmanie, die sich ohne zweifel eingestellt hat. auf meine freude auch.

vielleicht habe ich mir einfach noch zwei tage in wien verdient, ohne irgendetwas zu tun. einfach nur dümpeln.

nur noch kurz, zur erinnerung, für die feinheiten, die ich im januar zu erledigen haben werden, noch einmal durch das ganze kapitel, 33 seiten jetzt, wenigstens:

  • zum einen gilt es die montage zu jeder zeit gründlich zu überprüfen, sowieso.
  • wichtiger sind aber die zeitformen. entgegen häufig vertretener meinungen folgt die grammatik nicht immer dem handlungsstrahl. was immer das sein mag. aber natürlich will bei solcherlei vorgehen sorgfältig vorgegangen sein. damit habe ich gespielt, aber mal sehen. ob das taugt?
  • dann muss neben die härte des geschehens ein ausgleich gesetzt werden, etwas wie poesie. die hebel habe ich gesetzt, aber noch nicht daran gedreht. da muss ich sehen, was geht. ob das überhaupt geht.

alle diese punke also merken, für januar. ach, es ist ja schon januar.

schreibzeit/89

morgen ist donnerstag, richtig?! also donnerstag vor einer woche bin ich in diese so lange im voraus geplante schreibzeit gestartet. und es zeigt sich: wenn ich etwas schreibzeit nenne, dann tue ich das offensichtlich auch. da ist ja nicht das erste mal.

die erfahrung sagt, dass so etwas sein muss. die veränderung der umgebung, die konzentration, verbunden mit der absicht. am besten natürlich mit einer schreibabsicht, aber möglicherweise reicht für den anfang auch eine ausrichtung. genau dafür gibt es stipendien und andere unterstützung, die gegebenenfalls mit raum verbunden ist. das ist schon gut und richtig so.

morgen ist donnerstag, und ich stelle fest, dass ich, wie von allein, tief in die schreibarbeit hinuntergestiegen bin, wenn auch noch nicht tief in den text. aber es ging ja zunächst um grobe textherstellung, um noch nicht viel mehr. der höllische teil der arbeit.

zwischendrin habe ich gelesen, in büchern und zeitschriften, die mit dem thema zu tun haben. nicht gezielt, auch nicht, um etwas nachzulesen oder im rechten moment parat zu haben. eher für stichworte, ansätze und absprünge. nichts, das geplant werden kann. zu so etwas komme ich niemals nie nicht, wenn ich zu hause an texten arbeite. selbst wenn ich mir schreibzeitfreiraum zu schaffen versuche. dafür klappt es dort mit dem träumen, dem wachdümpeln, und von dort nach momenten und poetischen netzwerken zu fischen, wesentlich besser.

nach einer woche bin ich nun einigermaßen erschöpft. weniger körperlich, auch wenn der rücken, der nacken, ach einfach alles. vor allem aber ist es der kopf, der sich langsam aber sicher leergearbeitet hat. viel mehr geht nicht. aber es sind auch über zwanzig seiten entstanden, das kapitel mehr als nur grob konzipiert, ich denke, ich habe es, fürs erste, bis ans ende gebracht.

genau dafür war ich hier. bin ich, noch immer.

winter in wien

ich werde wach, und es ist kalt. es ist winter, endlich winter in wien. keine sonne am himmel, kein blau. die wetter-app vermeldet minusgrade und industrieschnee. tatsächlich liegen feine weiße flöckchen auf allen autodächern, kaum aber auf dem boden. ich bin glücklich.

ich gehe schnell noch zum billa. (heißt es „der“? es ist ein supermarkt.) ich brauche etwas zu trinken und ein bisschen süßkram für den feiertag morgen. sonst brauche ich nichts. ich gehe noch in mein lieblingscafe-restaurant hier ummdie ecke und bestelle mir eine gulaschsuppe. das muss sein, so ähnlich wie ein schnitzel, dann und wann. nicht oft. dann wird es dunkel, und gehe zurück an die arbeit.

das schreiben läuft gut, ich komme voran. mehr als nur gut, aber es kostet viel zeit. wien gerät dabei ziemlich an den rand. man könnte meinen, dass es ein unsinn wäre, extra dafür herzukommen. aber das ist es natürlich nicht. ich tue nicht viel hier, nicht wie beim letzten besuch. wo ich im theater war, in verschiedenen museen und überhaupt.

immer wieder bin ich mal hier und da hingefahren, in gegenden, in denen ich bislang noch nicht gewesen bin. ich war ja auch lang genug hier, im sommer, um mit dem schreiben auch mal eine pause einlegen zu können. sogar zu müssen, wenn ich mich recht erinnere.

jetzt ist winter, und zum ersten mal fallen mir dinge auf, die mir in wien nicht so gut gefallen. zum einen sind die gehsteige nicht so schön gepflastert, wie in deutschland. hier ist alles nur geteert und zumeist mehr oder weniger geflickt. das wiederum hat zur folge, dass man an jeder zweiten oder dritten ecke auf diese rinnsale trifft, die nur von hundigassirunden stammen können.

gut, möglicherweise ist das manchmal auch nur wasser, es scheint bewässerungssysteme für die spärliche straßenbegrünung zu geben. aber in den meisten fällen bin ich ziemlich sicher. was es auch ist, es versickert auf den voll versiegelten flächen jedenfalls nicht so recht.

der geringe baumgestand in wien ist übrigens auch so eine sache. die unendlich vielen, großen bäume in berlin, die sind ebenso unschlagbar. das muss auch mal gesagt sein.

draußen geht jetzt das geböller los. ich war nicht sicher, ob es das hier geben würde. tut es, auch wenn es im grunde gar nicht erlaubt ist. (habe ich mir in diesem internet sagen lassen.) bislang ist es recht harmlos, verglichen mit neukölln. da wird ja bereits seit wochen schon geschossen.

aussicht auf „böller-nebel“, nennt die wetter-pp das übrigens. wie lustig. oder auch nicht.

branding/40

buddha am schreibtisch

das wetter in wien ist nach wie vor wunderbar. tagsüber gehe ich nach möglichkeit in der stadt umher, viel mehr ist hier diesmal nicht geplan. ich will, ich muss ja arbeiten, schreiben.

das tue ich, irgendwie eisern und diszipliniert. große freude oder einen zauber empfinde ich dabei nicht. noch nicht. es ist mehr so, dass ich alles das nacharbeite, was ich über wochen und monate habe liegenlassen müssen. und das läuft.

aktuell muss ich die im zug grob zusammengeschusterten seiten durchgehen und versäubern. sie müssen mit den bereits vor jahren geschriebenen und bereits mehrfach überarbeiteten textteilen abgeglichen werden und gegebenenfalls neu zusammengefügt. ich bin also dabei, alles gründlich zu überprüfen, vielleicht teile zu verschieben und immer wieder die übergänge erst zu überdenken, sie dann zu schaffen. montagearbeiten, das ist nicht ohne. besonders, wenn ich ohne papier arbeiten muss. papier ist in dieser phase im grunde unumgänglich.

manchmal gehe ich eine runde raus, weil ich weiß, dass ich etwas einfügen muss, weil die stuktur sonst zu simpel, zu glatt rüberkommt. aber ich weiß nicht, was ich einfügen soll. da kann ich ja nicht einfach etwas erfinden, damit an der stelle eine art loch gestopft ist. ich weiß ja, dass etwas fehlen muss, sonst gäbe es dieses strukturproblem nicht. dann laufe ich ein bisschen durch wien, freue mich an der vertrautheit und werde traurig darüber, nicht immer hier sien zu können. und wenn ich zurück bin, mich an den rechner setze, dann ist es auf einmal da. etwas, über das ich kein bisschen nachgedacht hatte. und doch.

das ist schon ein bisschen zauber und mehr als nur glück. mir selbst dabei zuzusehen, wie sich alles öffnet und löst, sich einfindet in eine tragfähige lösung. es ist auch eine innere spannung, die damit augenblicklich verschwindet. so geht es weiter mit der arbeit, ohne dass ich den text zwingen muss. nur mich selbst.

oder anders: bislang ist es eine vorübergehend tragfähige lösung. nach der ganz groben arbeit (im zug) folgt ja immer noch ein recht grobes schreiben, das die feinheiten zunächst einmal weitgehend ausklammert. damit bin ich zu beinah zwei dritteln durch. zwei von fünf teilabschnitten in kapitel vier. im dritten stecke ich fest für heute, aber im grunde sind da auch schon über zwei drittel geschafft. außerdem hat dieses kaptel es in sich. soll es zumindest, wenn es erst einmal fertig ist.

für alles weitere ist das kommende jahr zuständig, der nächste monat zunächst. das steht fest, denke ich. anderenfalls wüsste ich auch nicht mehr, was das alles noch soll.

hadern in meinwien

es ist ein eigenartiges wien dieses mal. vielleicht weil doch recht viel hier inzwischen meinwien heißen sollte. ich bin mitten in der gegend gelandet, die mir weithin die liebste ist. mehr aus versehen zwar, weil die eigentlich gebuchte unterkunft nicht mehr verfügbar ist. aber dafür richtig fett mittendrin im siebten (neubau), wo es de facto so richtig schicki und micki posh ist. die wohnung kostet entsprechend einen beinah vierstelligen betrag für etwas über eine woche. das hätte ich nicht gebucht, wenn ich nicht ordentlich spesen machen müsste in diesem steuerjahr. und wenn es nicht eine art notfall gewesen wäre, eilig etwas neues für den exakten zeitraum finden zu müssen. zuticket, erste klasse für mehr arbeitsruhe war ja schon gebucht.

ich hadere mit dieser unterkunft, die direkt gegenüber des literaturhauses wien liegt, welch ein zufall. in der ersten nach habe ich übel geträumt. die räume wurden immer größer und größer, auch immer mehr, am ende war es wie in einer kirche. so groß und so hoch. dann wollte man mir all das schenken, und ich habe abgelehnt. glaube ich. jedenfalls bin ich davon aufgewacht.

es war schwer, die wohnung so hinzukriegen, dass ich darin sein und arbeiten kann. kein wunder, denn sie ist tatsächlich bewohnt. da ist der spielraum kleiner. es ist eine männerwohnung, obwohl mich ein paar begrüßt hat. vermutlich zieht er für die zeit zu ihr.

es gibt bücher, gar nicht so schlecht, über architektur und literatur, di enicht ohne ist. es handelt sich offensichtlich um eine überaus schicke gemeindewohnung, die einen neidisch werden lassen kann. (die miete hier würde ich wirklich gern wissen.) von treppenhaus geht es unmittelbar in die küche, so mit großen fenstern direkt zu den stiegen. dann ein großer rau und ein kleinerer, kein balkon. scheint hier eh nicht so üblich, das ist schade. keine wanne, die dusche ist in der küche. geht so, aber geht. vieles ist selbergebaut, das hat mich überrascht und amüsiert. überall sind bretter und latten, schrauben und werkzeug deponiert. ganz so wie bei mir. ich baue natürlich schöner und stabiler, aber egal. ich bin wirklich amüsiert.

außerdem ist es ein bisschen zu schmuddelig hier. vermutlich nicht anders als bei mir zu hause. wenn ich da nach einer steckdose suche, die ich selten nur anrühre, ist es vermutlich ähnlich versifft. aber es ist eben mein siff. hier fliegen zwei oder drei motten herum, von denen ich hoffe, dass sie nicht auf meinen strickjacke und meine pullover aus sind. sondern sich zügig in eine der vielen geöffneten packungen nudeln, reis, haferflocken usw. zurückziehen. in einem der handtücher hängt eine vielzahl von kleinen kletten, zum glück habe ich immer ein eigenen kleinem mit. für alle fälle. von den haaren an der handseife und ein paar mehr sachen sage ich jetzt mal nix.

es gibt ein akkordeon. ich frage mich, ob ich das mal probieren soll. näher komme ich wohl nie wieder an eines heran.

gegenüber sind viele fenster, aber kaum eines ist je erleuchtet. die menschen dort sind wohl alle nicht lange wach, oder sie leben nach hinten. die höfe hier sind auch nicht zu verachten. der hiesige ist nahezu prächtig, aber auch ein bisschen langweilig. frisch gemacht, sagte der wohnungsinhaber, als er mir den müllraum zeigte.

das wetter ist enorm, meinwien hat ja immer bestes wetter. natürlich sind die temparaturen eher niedrig, aber die sonne scheint sauber, satt und fett. ich bin überwältigt. was will dieses wien von mir, dass es sich so derart anbiedert, jetzt schon seit jahren.

solange es hell ist arbeite ich nicht, ich laufe durch die straßen. heute die neubaugasse hinunter bis in den achten (josefstadt), der umgekehrte weg, den ich im sommer in der nacht von theater aus nach hause gelaufen bin. in einer seltsamen art von glück, ohne jeden grund. nur die sanftheit der nacht, die menschenstille, die ich hier immer wieder finde, und eine tiefe zufriedenheit im sein. eine stunde in schönheit, eine der wenigen im leben, die ich nie vergessen können werde. zum glück.

vom achten weiter in den neunten (alsergrund), logisch, dort dann festgestellt, dass ich versehentlich schon großzügig zu einem drittel um den ersten (innere stadt) herumgelaufen war, ich nicht einmal einer stunde. das schwer antrainierte berliner distanzgefühl, über zwei jahre hat das gedauert, lässt sich so einfach offensichtlich nicht abschalten. so ganz die kurve habe ich dann auch nicht gekriegt, bin irgendwie zurückgeirrt und dann in die nächste u-bahn, die zufällig genau die richtige war.

manchmal ist hier alles ganz leicht. meinwien halt.

was alles nichts daran ändert, dass ich mich langsam aber sicher verabschieden muss von dem gedanken, der absicht womöglich, hier leben zu wollen. das wird wohl nichts mehr in diesem leben, vor allem nicht vor dem hintergrund meiner absehbaren mittelosigkeit im alter. ich werde in meiner berliner wohnung sitzen bis zum ende, wiewohl ich auch die miete letztendlich vermutlich nicht bezahlen können werde. aber das kommt mir vor wie eine harmlose last, so eine zwanzig, dreißig, am ende womöglich bis zu vierzig jahre alten miete. wer weiß?

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